Julia Aerzte zum Verlieben Band 60
fest, dass ihr Bruder und der Mann, der plötzlich einen so zentralen Platz in ihrem Leben einnahm, sich gut verstanden.
An diesem Abend veranstalteten sie ein großes gemeinsames Essen mit der ganzen erweiterten Goldmark-Familie: Lorelai kam mit ihrem Vater BJ und natürlich der kleinen Hannah, und auch Peter und Annabelle waren mit ihren beiden Kindern nach Oodnaminaby gekommen, um über Nacht zu bleiben. Hamilton war begeistert, dass das Haus endlich wieder voller Leben war, und Edward und Honey waren vollauf damit beschäftigt, genug zu essen für alle auf den Tisch zu stellen.
„Woody passt perfekt in die Runde“, sagte Edward, als sie Teller in die Küche trugen.
„Ja, er kommt überall gut an. Das war schon immer so. Er hat einfach ein sonniges Gemüt und schafft es, auch aus schwierigen Situationen das Beste zu machen“, sagte Honey. „Er hat vor Kurzem einen großen Verlust erlitten.“
Sie sprach nicht weiter, aber sie sah so traurig aus, dass Edward sie schnell in seine Arme schloss. „Ich wette, er hat da viel von seiner großen Schwester gelernt. Du hast dich von deinen Eltern verlassen gefühlt, aber für deinen Bruder gesorgt, damit es ihm anders ergeht“, sagte Edward. „Das verbindet uns. Wir haben beide versucht, unseren Geschwistern Leid zu ersparen.“
„Ja, und nicht nur das“, flüsterte Honey und küsste ihn.
„Ah, so weit seid ihr zwei schon?“ Lorelai betrat die Küche und sah belustigt zu, wie Honey und Edward sich zögernd voneinander lösten.
Honey zuckte die Achseln. „Was immer das bedeutet. Aber ja, anscheinend sind wir so weit.“ Sie lächelte Edward an. Sie spürten beide, dass die Verbindung zwischen ihnen immer enger wurde, aber es war, als würden sie noch davor zurückschrecken, den nächsten Schritt zu tun.
Honey nahm Lorelai den Tellerstapel ab, dann räumten sie das schmutzige Geschirr in die Spülmaschine. Noch immer war Edward überrascht, wie schnell und selbstverständlich Honey zu einem festen Teil seines Lebens geworden war. Bevor er sie kannte, hatte ihm nichts gefehlt, aber nun konnte er sich ein Leben ohne sie nicht mehr vorstellen.
Dennoch wusste er, dass die Hürden für eine gemeinsame Zukunft hoch waren. Sie hatten einfach zu unterschiedliche Vorstellungen vom Leben. Edward hatte jedoch eine Idee entwickelt, wie diese Hürden vielleicht zu überwinden waren. Es musste ihm gelingen, Honey wieder mit ihren Eltern zu versöhnen. Vielleicht würde sie dann verstehen, dass ihr leidenschaftlicher Kinderwunsch viel mit ihrer eigenen Kindheit zu tun hatte.
Ihm war es mit Honeys Hilfe gelungen, die Geschehnisse in seiner Vergangenheit zu akzeptieren. Jetzt konnte er das Gleiche für sie tun. Er würde ihr helfen, endlich ihr Glück zu finden – und es mit ihr teilen.
10. KAPITEL
„Wohin fahren wir denn?“
Es war ein frischer Aprilmorgen. Honey stand mit einer kleinen Reisetasche in der Hand neben ihrem Auto. Edward nahm ihr die Tasche ab und verstaute sie im Kofferraum.
Hinter ihnen trat Woody aus dem Haus, in der Hand einen Becher Kaffee. Er war jetzt seit einer Woche in Oodnaminaby und hatte sich perfekt eingefügt. Ohne zu zögern, hatte er zugestimmt, sie in der Praxis zu vertreten. Edward und Woody hatten diesen Plan gemeinsam ausgeheckt. In den vergangenen Tagen hatten sie oft miteinander geredet – ihre Gespräche aber sofort unterbrochen, sobald Honey den Raum betrat.
„Habt ihr alles?“, fragte Woody und trank einen Schluck Kaffee.
„Ich glaube schon.“
„Wohin fahren wir?“, fragte Honey mit leiser Verzweiflung.
„Ich hab’s dir doch gesagt.“ Edward öffnete ihr die Fahrertür. „Wir bleiben über Nacht, Woody hält hier die Stellung und kann Lorelai um Hilfe bitten, wenn es nötig ist. Du hattest recht, Honey. Ich habe zu wenig Zeit für mich gehabt, das werde ich jetzt ändern.“
„Aber ich fahre mit dir, Eddie. Das ist keine Zeit für dich.“
Er trat zu ihr, legte einen Arm um ihre Hüfte und gab ihr einen langen, zärtlichen Kuss. „Ohne dich gehe ich nirgends hin“, flüsterte er in ihr Haar. „Und jetzt los. Du fährst.“
„Aber wohin?“
Edward blinzelte verschwörerisch. „Das wirst du noch früh genug herausfinden.“
„Und, gefällt es dir?“ Edward schaute zu Honey hinüber, die jetzt auf dem Beifahrersitz saß. Während der vergangenen sechs Stunden hatten sie sich beim Fahren abgewechselt, lange Gespräche geführt und die Landschaft bewundert, die sie durchquerten. Edward hatte genug zu
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