Julia Aerzte zum Verlieben Band 60
um. „Und wobei wolltest du nun wirklich meine Hilfe?“
„Ich habe vor Kurzem mit meinem Bruder telefoniert. An dem Abend, als Lorelai Wehen bekam, genau genommen, und seitdem war so viel los, aber er … Also, Woody hat mir die Telefonnummer meiner Eltern gegeben.“ Honey zuckte die Achseln. „Sie haben offenbar inzwischen ein Handy.“
Edward sah sie aufmerksam an. „Und? Bist du bereit, sie anzurufen?“
„Nein.“ Honey lachte auf. „Ich habe schreckliche Angst davor. Deswegen brauche ich ja deine Hilfe. Was soll ich denn sagen?“
„Hallo. Wie geht es euch? Was habt ihr die letzten zehn Jahre so gemacht? Wollt ihr nicht vorbeikommen und mich besuchen?“
„Mich besuchen? Hier?“
Edward wischte sich die Hände ab und trat auf Honey zu. Er umfasste ihre Schultern und sah sie an. „Du bist so eine starke Frau, Honey. Du bist klug und liebevoll. Du kriegst das hin. Du kannst diese Kluft zwischen euch überwinden.“
Honey nickte nur. Mit ihm an ihrer Seite konnte sie alles. Wenn Edward an sie glaubte, dann würde sie das auch tun.
„Wenn du möchtest, kann ich das Essen noch warm halten, dann rufst du sie gleich an.“
„Jetzt?“
Er nickte nur, stellte den Auflauf wieder in den Ofen und brachte Honey dann das Telefon. „Hast du die Nummer hier?“
Sie lächelte. „Ich habe sie so oft gelesen, dass ich sie inzwischen auswendig kann.“
„Umso besser. Dann los.“ Er schob sie zum Tisch, damit sie sich hinsetzen konnte. Honey starrte das Telefon an, als würde es sie gleich beißen.
„Was ist, wenn sie wieder auflegen?“, fragte sie kleinlaut.
Edward schüttelte den Kopf. „Das wird nicht passieren.“ Er griff nach dem Telefon. „Wie ist die Nummer?“
Honey atmete tief durch und sah ihn an. Sie dachte an den Schmerz in seinen Augen, als sie die Kapelle betreten hatten. Daran, wie tapfer er gewesen war. Jetzt war sie an der Reihe. Edward würde seine Eltern niemals wiedersehen, aber sie hatte noch die Chance, die Fehler der Vergangenheit wiedergutzumachen.
Sie nahm ihm das Telefon aus der Hand. Edward beugte sich zu ihr und küsste sie. „Du schaffst das.“
Honey nickte. Er glaubte an sie. Das musste reichen. Mit zitternden Fingern wählte sie die Nummer. Als das Freizeichen ertönte, pochte ihr Herz schneller.
„Hallo?“ Es war die Stimme ihrer Mutter, und für einen Moment war Honey starr vor Schreck.
„Na los“, sagte Edward ermunternd.
„Mum?“
Am anderen Ende der Leitung war ein unterdrückter Aufschrei zu hören. „Honeysuckle? Bist du das wirklich?“
„Ja. Ja, Mum, ich bin’s …“ Honey konnte nicht weitersprechen.
„Oh, Honeysuckle.“ Die Stimme ihrer Mutter war tränenerstickt. „Es tut uns leid“, flüsterte sie. „Es tut uns alles so leid.“
Eine Träne lief über Honeys Gesicht. Als schließlich auch ihr Vater ans Telefon kam, weinte sie. Edward umarmte sie und wischte ihr mit einem Taschentuch über die Augen. „Ich bin stolz auf dich“, flüsterte er, als sie schließlich aufgelegt hatte.
„Danke.“ Sie lächelte ihn unter Tränen an.
Am Freitagmorgen erhielt Honey überraschend Besuch von ihrem Bruder Woody. Edward hörte einen lauten Schrei, als er gerade aus der Dusche kam.
Nicht sicher, ob es sich um einen Freuden- oder Entsetzensschrei handelte, zog er schnell eine Jeans an und eilte aus dem Bad. Er würde es nicht ertragen, wenn der Frau, die sein Leben auf einmal mit Licht und Lachen erfüllt hatte, etwas zustieß.
Der Anblick, der sich Edward durch das große Küchenfenster bot, beruhigte ihn jedoch sofort: Honey stürzte mit strahlendem Gesicht auf einen fremden Mann zu, um ihn zu umarmen.
Auf den ersten Blick war zu sehen, um wen es sich handelte, auch wenn Woody seine Schwester deutlich überragte. Lächelnd beobachtete Edward die Begrüßung der Geschwister. Es war früh am Morgen, und Honey trug einen weiteren ihrer zahlreichen bunten Pyjamas und darüber einen Cardigan.
Woody hob sie hoch und drehte sich mit ihr im Kreis, was Honey laut lachen ließ. Edward schloss die Augen. Er hatte es längst aufgegeben, seine Gefühle für sie zu leugnen. Sie war ständig in seinen Gedanken, und sobald er mit ihr zusammen war, wollte er sie berühren, in ihren wundervollen Augen versinken, ihre Hand halten und sie leidenschaftlich küssen. Er wollte sie – mit Leib und Seele. Die Intensität seiner Gefühle erschreckte ihn.
Er hatte keine Ahnung, wie es dazu gekommen war, aber sein Herz schien untrennbar mit ihrem
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