Julia Aerzte zum Verlieben Band 60
und an die Zukunft denken.
„Honeysuckle!“, rief ihr Vater. „Du kommst und holst uns hier raus. Das letzte Mal, als du das gemacht hast …“ Red hielt inne. Er war alt geworden, viel älter, als Honey es sich vorgestellt hatte. Ihre Mutter hingegen sah mit ihrem langen und inzwischen silbrig-grauen Haar im Pferdeschwanz großartig aus. Ihre blaugrünen Augen strahlten.
„An Woodys achtzehntem Geburtstag“, sagte Honey zu ihrem Vater. „Ich bin für die Feier nach Hause gekommen, und ihr beide wart gerade verhaftet worden.“
„Woody hat das verstanden, Schätzchen.“ Ihre Mutter trat einen Schritt auf Honey zu.
„Er vielleicht, aber ich nicht.“ Honey empfand nur noch Trauer, keinen Zorn mehr. „Ich habe nie verstanden, wie ihr eure Kinder einfach allein lassen konntet, um demonstrieren zu gehen. Ihr seid für alle möglichen Anliegen auf die Barrikaden gegangen und habt gekämpft, aber nie für mich. Warum habt ihr nicht versucht, mich zurückzugewinnen? Ich war doch noch ein Kind.“ Tränen stiegen ihr in die Augen. „Warum wart ihr nicht für mich da?“
„Oh, Honeysuckle.“ Ihre Mutter schloss sie in die Arme und begann ebenfalls zu weinen. „Es tut uns so leid. Wir haben ja erst viel später verstanden, wie viel wir von dir verlangt haben.“
„Du warst immer so stark und entschlossen. Niemand konnte dich von etwas überzeugen, was du nicht wolltest“, sagte Red. „Du bist dickköpfig wie dein Vater und so stark und liebevoll wie deine Mum.“
Bei den Worten ihres Vaters musste Honey lachen. Star trat einen Schritt zurück und wischte sich über die Augen. Dann legte sie einen Arm um die Hüfte ihres Mannes.
Honey schaute ihre Eltern lange an. Sie schienen auch nach vierzig Jahren noch ineinander verliebt zu sein. Sie warf einen Blick auf Edward, der ihr nicht von der Seite gewichen war. Honey wusste, dass sie alles für ihn tun würde, sogar ihren Wunsch nach Kindern würde sie für ihn aufgeben.
Hatte ihre Mutter so gefühlt, als sie damals Red getroffen hatte? Hatte sie deswegen ihr Zuhause, ihre Eltern, ihr sicheres Leben verlassen? Und hatte Honey nicht genauso gehandelt? Sich entschieden, ihr Leben so zu leben, wie sie es wollte?
„So.“ Auch Red hatte ein paar Tränen nicht unterdrücken können und putzte sich nun die Nase. „Willst du deine alten Eltern nicht dem jungen Kerl da neben dir vorstellen? Falls er deine Hand so lange loslassen kann, heißt das.“
Honey lachte auf. Nachdem alle einander vorgestellt waren, schlug Edward vor, etwas essen zu gehen. Früher hätten ihre Eltern es rundheraus abgelehnt, ein „normales“ Restaurant zu betreten und über die Zusatzstoffe in den Gerichten geklagt, aber jetzt stimmten sie zu.
„Beim Essen hat sich in den letzten Jahren viel getan“, bemerkte Star, als sie die Speisekarten studierten. „Inzwischen bekommt man überall vegetarische und sogar vegane Gerichte.“
Nach dem Essen fuhren alle gemeinsam in Honeys Auto zurück zum Parkplatz, wo der Van ihrer Eltern stand. Sie lebten im Moment in einem Trailerpark und luden Honey und Edward ein, dort ebenfalls zu übernachten.
„Camping hatte ich eigentlich nicht geplant“, sagte Edward, nachdem sie das Zelt, das Honeys Eltern im Gepäck hatten, neben dem Transporter aufgebaut hatten. Honey rollte die Schlafsäcke aus und pumpte die Luftmatratzen auf, die Red und Star ihnen ebenfalls gegeben hatten.
„Ich finde es toll.“ Honey streckte sich auf dem Schlafsack aus. „Ich habe bestimmt seit zehn Jahren nicht mehr in einem Zelt geschlafen.“ Sie streckte die Hand nach ihm aus, und Edward legte sich neben sie.
Sie schaute ihm lange in die Augen. „Danke, Eddie.“
„Das habe ich gern getan.“ Er streichelte ihr Gesicht. „Du bist so hinreißend“, murmelte er und presste gleich darauf seine Lippen auf ihren Mund.
Honey genoss den Kuss aus vollem Herzen. Sie seufzte leise auf und schlang einen Arm um Edwards Nacken. Sie wollte jede Sekunde ihres Zusammenseins, jede Empfindung, die er in ihr wachrief, im Gedächtnis bewahren. Tief in ihrem Herzen war Honey sich sicher, dass es eine gemeinsame Zukunft für sie beide geben würde.
Edwards Küsse wurden leidenschaftlicher. Mit der Zunge erkundete er ihren Mund, er schmeckte und liebkoste Honeys warme Lippen. Sie schienen einander perfekt zu ergänzen, ihr Verlangen war nicht weniger brennend als seins. Diese verrückte und wunderbare Frau gab ihm das Gefühl, endlich wirklich am Leben zu sein. Edward war
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