Julia Aerzte zum Verlieben Band 60
einer der führenden australischen Neurochirurgen gewesen, bevor er vor einigen Jahren in den Ruhestand gegangen war.
Kopfschüttelnd legte Edward den Lebenslauf zur Seite und griff nach seinem leeren Kaffeebecher. In der kleinen Küche der Praxis traf er auf Lorelai, die mit geschlossenen Augen auf einem Stuhl saß, die Füße in Honeys Schoß. Die neue Kollegin massierte ihre Füße und erklärte: „Eigentlich geht es nur um Druckpunkte. Wenn ich genau hier, an deinem großen Zeh, drücke, dann lindert das die Schmerzen und hilft dir, zu entspannen.“
„Das fühlt sich wirklich gut an“, murmelte Lorelai mit einem wohligen Seufzer.
„Ich kann deinem Mann zeigen, wie es geht. So kann er dir ein bisschen helfen.“
Lorelai öffnete kurz die Augen. „Das wird John nicht machen. Er findet es furchtbar, dass ich schwanger bin. Er will auch bei der Geburt nicht dabei sein.“
„Ich verstehe“, sagte Honey ruhig. „Dann ruf mich einfach an, wenn die Schmerzen wieder schlimmer werden.“
Edward hielt sich nur mit Mühe zurück. Lorelais Ehemann John war ihm zutiefst unsympathisch, aber sie hatte ihn nun mal geheiratet, und daher bemühten er und seine Brüder sich, mit dem Mann klarzukommen. Lorelai und ihr Vater BJ gehörten schließlich fast zur Familie.
„Auch wenn ich nachts um drei Rückenschmerzen be komme?“, fragte Lorelai grinsend.
„Ja, auch dann“, sagte Honey eindringlich. „Das sind unnötige Schmerzen, und du hast schon genug Stress. Außerdem werde ich wahrscheinlich sowieso viel Freizeit haben, ich kenne ja hier niemanden. Ich meine es ernst, Lorelai.“
„Hach, ich wünschte, ich hätte schon früher von diesen Akupunkturpunkten gewusst.“ Lorelai seufzte noch einmal.
Edward hielt das für den geeigneten Moment, um sich einzumischen. Er trat an die Spüle, um seinen Becher auszuwaschen. „Wenn du nicht aufpasst, wirst du noch in diesem Stuhl dahinschmelzen, Lore.“
„Ach, Edward. Honey hat magische Hände. Habe ich dir nicht gesagt, dass ich die perfekte Ärztin gefunden habe?“, fragte Lorelai.
Edward betrachtete Honey, die ihrer Freundin ein belustigtes Lächeln zuwarf. Schnell wandte er sich wieder zur Spüle. Je öfter er Honey ansah, desto stärker wurde ihre Anziehungskraft. Ihr Gesicht war völlig ungeschminkt, das bunte Haar hatte sie mit einem roten Band einfach zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, und ihre Kleidung war alles andere als modisch. Sie war überhaupt nicht sein Typ, aber dennoch konnte er die Augen kaum von ihr abwenden.
Während er das Geschirr in der Küche zusammenräumte, lauschte Edward unwillkürlich auf das Gespräch der beiden Frauen. Honey sprach in ruhigem Ton auf Lorelai ein, während sie weiter ihre Füße massierte. Wieder lag dieser Duft in der Luft, den er jetzt schon nach wenigen Stunden fest mit Honey verband.
Faszinierend. Unwiderstehlich.
„Lorelai?“ Ginny betrat die Küche. Edward fühlte sich wie ertappt und begann, den Kessel mit Wasser zu füllen, um etwas zu tun zu haben. „Ach, hier seid ihr alle.“ Die Empfangsschwester warf einen schnellen Blick zwischen ihnen hin und her. „Oh, ich nehme bitte auch einen Tee, Edward.“ Mit einem leichten Zögern fuhr sie fort: „Lorelai, dein Mann ist am Telefon. Und Honey, die erste Patientin für den Nachmittag hat abgesagt, daher habe ich dir noch zwei von Lorelai gegeben.“
„Ja, kein Problem.“ Honey lächelte und half Lorelai beim Aufstehen. „Wie wär’s denn, wenn Edward und ich alle Patienten von Lorelai übernehmen würden? Sie sollte nach Hause gehen und sich ausruhen.“
„Nein, Unsinn. Ich …“ Ihr eigenes Gähnen unterbrach Lorelais Proteste.
„Ich finde, Honey hat recht“, sagte Edward, während er den Tee für Ginny zubereitete. Er drehte sich um und betrachtete die drei Frauen – zwei von ihnen waren fast Teil seiner Familie, wie Mutter und Schwester. Die dritte … Nun ja, er versuchte, sich selbst einzureden, dass sie nur eine neue Kollegin war.
„Sehr gut, sicher möchte niemand mit Edward streiten“, erwiderte Honey. „Also, ab nach Hause mit dir, Lorelai.“
„Prima Idee“, stimmte auch Ginny zu und schob Lorelai aus der Küche. „Ihr zwei könnt euch dann auf die nächsten Patienten vorbereiten. Allerdings erst wenn ich meinen Tee habe“, fügte sie mit einem Augenzwinkern hinzu.
Honey lachte leise. Edward beschäftigte sich wieder mit dem Tee, aber er spürte, wie Honey aufstand und sich ihm näherte. Sie waren jetzt allein in
Weitere Kostenlose Bücher