Julia Aerzte zum Verlieben Band 60
hinmuss“, beendete Honey ihren Satz, während die Tür hinter Ginny ins Schloss fiel. Sie hatte keine besondere Lust, Edward um einen Gefallen zu bitten nach dem kleinen Vortrag, den er ihr in der Mittagspause gehalten hatte. Natürlich hatte er das Recht, die Art der Behandlung in der Praxis festzulegen, aber er konnte ihr nicht vorschreiben, wie sie sich anzuziehen hatte. Das ging zu weit.
Allerdings war es nicht das erste Mal, dass Honey mit ihrem Kleidungsstil auf Ablehnung stieß. Sie würde Edward den Gefallen tun, denn sie wollte unbedingt in Oodnaminaby bleiben. Erst einmal allerdings musste sie herausfinden, wo sie überhaupt schlafen würde. Und dafür brauchte sie wohl seine Hilfe.
„Gibt’s ein Problem?“, fragte Edward. Als sie sich umdrehte, sah sie ihn am Empfangstresen lehnen, einen Stapel Akten in der Hand.
Honey klimperte mit dem Schlüsselbund. „Offenbar habe ich eine Wohnung und sogar einen Schlüssel, aber ich weiß nicht, wo genau sich meine neue Herberge befindet. Ginny hatte es ziemlich eilig.“
Edward nickte. „Harrys Theatergruppe.“
„Genau. Sie wissen nicht zufällig, wo ich wohne?“
„Doch, das tue ich.“ Er wies mit dem Daumen hinter sich. „Ich zeige Ihnen noch, wie wir abends die Praxis abschließen, dann bringe ich Sie hin, okay?“
„Sie können mir auch einfach die Adresse geben.“
„Kein Problem. Es ist nicht weit.“
Honey lauschte aufmerksam, während Edward ihr die Feierabendroutine erklärte. Sie wusste, dass dies bald auch zu ihren Aufgaben gehören würde. Schließlich griff sie nach Schlüssel und Handtasche und folgte ihm hinaus.
„Wie ist denn die Verbrechensrate in Oodnaminaby?“, fragte sie auf dem Weg zu ihrem Auto.
„Praktisch bei null, aber wir haben teure Computer und natürlich die Medikamente …“
„Nein, ich frage nicht wegen der Schlösser und der Alarmanlage“, sagte Honey. „Ich bin nur neugierig. Also wohin geht’s? Rechts oder links?“
„Es ist einfacher, wenn ich mitfahre.“ Er ging zur Beifahrertür und schüttelte den Kopf. „Dieses Auto ist wirklich sehr … pink.“
Für einen Moment dachte Honey, Edward würde sich weigern, in einem Auto dieser Farbe mitzufahren. Aber er schien entspannter zu sein als zuvor. Also lächelte sie ihn an und sagte: „Ja, ich schätze, es ist hier in der Gegend eine eher ungewohnte Farbe, aber ich liebe es wirklich sehr. Sie sollten bedenken, dass ich nur alle vier Jahre Geburtstag habe, da müssen die Geschenke schon etwas ganz Besonderes sein.“
„Klingt logisch.“ In der Enge des Wagens fiel es Edward schwer, Honeys Nähe zu ignorieren. Wie konnte es nur sein, dass sie immer noch so frisch duftete wie heute Morgen? Er sah aus dem Fenster. „Also gut, fahren Sie dort vorne links und dann den Hügel hinauf. Dann die dritte Straße rechts.“
Honey nickte, während sie seinen Anweisungen folgte. „Okay, und dann?“
„Dann sind Sie da. Oodnaminaby ist nicht besonders groß.“
Honey bog in die Straße ein und verlangsamte die Fahrt. „Und wo genau wohne ich?“
„In den Stallungen“, sagte Edward. „Also, den ehemaligen Stallungen. Die frühen Siedler haben das Gebäude für ihre Pferde und Kutschen gebaut, aber inzwischen ist es natürlich renoviert und wirklich sehr gemütlich. Peter und Annabelle haben dort im ersten Jahr nach ihrer Heirat gewohnt. Es ist gleich hinter meinem Haus.“
„Ihrem Haus?“
„Ist das ein Problem?“
„Ähm, nein … Nein, natürlich nicht.“ Honey war nicht sicher, ob das stimmte.
Edward wies auf ein großes Wohnhaus mit weiß verputzter Fassade und Schrägdach. „Dort wohne ich.“
„Unglaublich!“ Honey brachte den Wagen in der Auffahrt zum Stehen.
„Was denn?“
„Dieses Haus. Genauso habe ich es mir vorgestellt.“
„Sie haben sich mein Haus vorgestellt?“
„Nein, natürlich nicht. Aber ich habe genauso ein Haus in meinen Träumen gesehen, mit diesem Dach, den Bäumen und dem Garten.“ Sie öffnete ihren Sicherheitsgurt und stieg aus. „Es ist wunderschön und einfach … perfekt.“ Sie klatschte begeistert in die Hände.
„Es ist nur ein Haus, Honey“, sagte Edward. „Und im Übrigen auch nicht das, in dem Sie wohnen.“ Er sah sich auf seinem Grundstück um und versuchte, es durch ihre Augen zu betrachten. Aber vergeblich. Für ihn war es wirklich einfach nur ein Haus.
„Für Sie vielleicht. Für mich ist es eine aufregende neue Erfahrung.“
„Sie sind wirklich ein sehr begeisterungsfähiger
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