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Julia Aerzte zum Verlieben Band 60

Julia Aerzte zum Verlieben Band 60

Titel: Julia Aerzte zum Verlieben Band 60 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Clark , Janice Lynn , Amy Andrews
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für ein wenig verrückt gehalten. Aber jetzt verstand er, dass sie die Welt einfach mit anderen Augen sah als die meisten Menschen.
    In diesem Moment allerdings verlor sie bei ihrem kleinen Freudentanz die Balance und purzelte ins Gras.
    „Honey.“ Mit schnellen Schritten war er bei ihr, aber sie lachte nur und setzte sich auf.
    „Kommen Sie her.“ Sie klopfte auf das Gras.
    „Sie benehmen sich ein bisschen kindisch“, sagte er, ließ sich aber neben ihr nieder.
    „Natürlich, was erwarten Sie? Ich bin erst siebeneinhalb.“
    „Eine perfekte Entschuldigung.“
    „Man braucht keine Entschuldigung, um sich mal ein bisschen gehen zu lassen, Eddie. Jeder von uns sollte hin und wieder das Kind in sich zum Leben erwecken. Werfen Sie sich ins Gras, strecken Sie die Arme und Beine aus, schreien Sie los. Lassen Sie den ganzen Frust und Ärger einfach raus.“ Sie nickte ihm aufmunternd zu. „Los, versuchen Sie’s.“
    „Das werde ich sicher nicht.“ Er schüttelte energisch den Kopf. „Haben Sie das als Kind gemacht, geschrien und getreten?“
    Edward hatte Honey mit der Frage eigentlich nur ablenken wollen. Als er sah, dass sich ihr Blick verdüsterte, tat es ihm bereits leid.
    „Nein. Es hätte auch keinen Sinn gehabt. Als Kind macht man so etwas schließlich, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Bei mir war nie jemand da. Aber …“ Sie zupfte an einigen Grashalmen. „Erzählen Sie mir doch etwas aus Ihrer Kindheit. Ich finde es schön, dass Sie praktisch Ihr Leben lang an einem Ort gewohnt haben.“
    „Warum? Wollen Sie meine Psyche erforschen? Ich habe gelesen, dass Sie auch einen Abschluss in Psychologie haben, aber glauben Sie mir, ich brauche keine Therapie.“
    „Das habe ich auch gar nicht behauptet. Aber denken Sie nicht, dass wir alle unsere Verletzungen und Enttäuschungen mit uns herumtragen, ebenso wie die guten Erinnerungen? Wir verdrängen vieles, so gut es geht, aber manchmal kommen die Dinge ganz unerwartet an die Oberfläche, ohne dass wir etwas dagegen tun können.“
    „Wirklich? Ist das bei Ihnen etwa so?“, fragte Edward. Wie hatte sie nur so genau beschreiben können, was er gerade empfunden hatte?
    „Natürlich.“ Sie fuhr mit der Hand über das kurz geschnittene Gras. „Wo soll ich da anfangen? Darf ich mich hinlegen, Herr Doktor?“
    Edward musste lächeln. „Bleiben Sie ruhig sitzen, Frau Kollegin.“
    Honey schloss kurz die Augen, dann öffnete sie sie wieder. „Okay, ich bin bereit. Fragen Sie, was immer Sie wollen.“
    „Wirklich? Und Sie werden mir antworten?“
    „Ich bin ja keine Geheimnisträgerin.“ Sie grinste.
    „Okay.“ Er überlegte einen Moment. „Was bringt die hochqualifizierte Enkelin eines berühmten Neurochirurgen dazu, für zwölf Monate einen Job in Oodnaminaby anzunehmen?“
    „Die Möglichkeit, Menschen zu helfen“, erwiderte sie prompt.
    Edward musterte sie eindringlich. „Ich glaube, da steckt noch etwas mehr dahinter.“
    „Vielleicht.“ Honey zog eine Augenbraue hoch. „Diese Psychologiesache scheint Ihnen zu gefallen.“ Nach einem längeren Schweigen fuhr sie fort: „Wenn Sie es wirklich wissen wollen, ich suche nach einem Ort, wo ich … wo ich mich zu Hause fühlen kann.“
    „Und Sie denken, Oodnaminaby könnte das sein?“ Edward war verwirrt. Wollte sie etwa hier leben? Für immer? Wie konnte sie das nach einem Tag wissen? Er versuchte sich vorzustellen, wie es wäre, Honey für den Rest seines Lebens um sich zu haben. Würde sie womöglich eine eigene Praxis eröffnen, mit Akupunktur und alternativer Medizin?
    „Ich weiß nicht.“ Wieder strich sie mit der Hand über das Gras. „Vielleicht habe ich auch schon zu lange nach so einem Ort gesucht. Seit ich sechs Jahre alt war und meine Eltern mich verlassen haben.“
    „Wie meinen Sie das?“ War das wieder ein Scherz über ihr Alter? „Wieso haben Ihre Eltern Sie verlassen?“
    „Oh, sie mussten gegen irgendetwas protestieren, das machen sie übrigens immer noch. Ich weiß nicht mehr, was es war … Treibhausgase, ein Staudamm, ein Krieg. Es spielt keine große Rolle. Mein Bruder nennt sie immer Berufsdemonstranten, damit hat er wohl recht.“
    „Sie sind also demonstrieren gegangen und haben Sie allein gelassen?“, fragte Edward.
    „Nein, nicht allein. Ich musste mich schließlich um meinen Bruder kümmern, der damals erst drei war. Und um die vierjährigen Zwillinge und das Baby von zwei anderen Paaren in der Kommune. Die Erwachsenen sind alle erst drei Tage später

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