Julia Aerzte zum Verlieben Band 60
war ihm noch nie passiert. Mit keiner Kollegin, mit keiner seiner Freundinnen und auch nicht mit Amelia. Er hatte andere Frauen attraktiv und anziehend gefunden, aber sie hatten nicht sein ganzes Leben auf den Kopf gestellt und ihn in einen stammelnden Idioten verwandelt.
„Ich nehme das mal als Ja“, sagte Honey und goss ihm Tee ein. Innerlich jubilierte sie. Dass ihre Kleidung einen solchen Eindruck auf Edward machen würde, hatte sie nicht erwartet.
Schon vor Jahren hatte Honey gelernt, dass es manchmal wichtig war, sich äußerlich anzupassen. „Es ist nur Kleidung“, hatte ihre Großmutter Jessica gesagt und sie auf eine Einkaufstour mitgenommen. „Ob du nun einen schwarzen Hosenanzug oder einen bunten Rock trägst, Honey, wichtig ist, dass du du selbst bleibst.“
Honey hatte sich daran gehalten und während ihrer Zeit als Assistenzärztin die gleiche Art von Kleidung getragen wie ihre Kolleginnen. Zu Hause war sie dann in ihre langen Röcke und weiten T-Shirts geschlüpft, in denen sie sich einfach wohler fühlte.
Aber Edwards Gesichtsausdruck bei ihrem Anblick eben war die Mühe wert gewesen, die sie sich gemacht hatte.
Auch den Rest der Woche kleidete Honey sich ganz professionell, was Ginny schließlich zu der Bemerkung veranlasste, dass Edward künftig vielleicht auch etwas mehr auf seine Kleidung achten und Hemd und Schlips tragen sollte.
Während einer Nachmittagssprechstunde kam Edward in den Empfangsbereich und sah Honey dort mit einem kleinen Baby im Arm stehen.
„Imogen ist wirklich ein Schatz“, sagte sie zu Carrie, der Mutter des Kindes. Dann wandte sie sich an das Baby: „Und jetzt, da wir uns um deine Kolik kümmern, wirst du auch nicht mehr so weinen, stimmt’s? Ganz bestimmt, meine Süße.“
„Ja, sie ist ein echter Schatz. Auch wenn es die letzte Woche sehr anstrengend war, sind wir so froh, sie zu haben“, erwiderte Carrie.
Als Honey ihr das Kind zurückgab, bemerkte Edward den sehnsüchtigen Ausdruck in ihren Augen. Sie wollte Kinder, das hatte sie ja deutlich gesagt.
Wortlos verschwand Edward wieder in seinem eigenen Sprechzimmer. Es war besser, wenn er ein wenig Abstand zu seiner attraktiven Kollegin hielt. Wie er ihr selbst gesagt hatte, waren sie einfach zu unterschiedlich. Während Honey schon genau wusste, dass sie sich eine Familie wünschte, war Edward sich unsicher, was er eigentlich tun würde, wenn Hamilton auszog. Aber ganz sicher würde er sich nicht gleich wieder Verantwortung für ein Kind aufladen. Dieser Teil seines Lebens war vorbei.
Dennoch konnte er nicht leugnen, dass er sich von Honey unwiderstehlich angezogen fühlte. Als Hamilton eines Abends vorgeschlagen hatte, sie zum Essen einzuladen, war er sofort auf die Idee eingegangen.
Allerdings war sie nicht zu Hause gewesen, als er gleich darauf an ihre Tür klopfte. Zu seinem eigenen Erstaunen war Edward tief enttäuscht und hatte sich am nächsten Morgen in der Praxis unauffällig erkundigt, was sie denn vorgehabt hatte.
Honey hatte gelacht und ihm erzählt, dass sie an ihren ersten Tagen in Oodnaminaby an jedem Abend zum Essen eingeladen war. „Es ist unglaublich“, sagte sie. „Die Leute sind so herzlich zu mir, das habe ich wirklich nicht erwartet.“
Edward musste zugeben, dass Honey wirklich sehr freundlich in Empfang genommen worden war. Und sie gab sich in der Arztpraxis alle Mühe, seinen Wünschen zu entsprechen. In den letzten Tagen hatte sie nur traditionelle Medikamente verschrieben, und von ihren Hippieklamotten war nichts mehr zu sehen.
Inzwischen fragte er sich, ob er mit seiner Kleidungsvorschrift nicht etwas zu weit gegangen war. Warum sollte sie nicht anziehen, was ihr gefiel? Sie brachte ihn ohnehin um den Verstand.
Honey zog die Tür hinter sich ins Schloss. Auch wenn die Essenseinladungen sie rührten, war sie froh, einmal einen Abend für sich zu haben.
Heute Nachmittag war Mrs Etherington in der Sprechstunde erschienen und hatte davon geschwärmt, wie gut die Creme ihre Schmerzen gelindert hatte. Honey war nichts anderes übrig geblieben, als ihr das Rezept zu geben, damit sie die Creme in der Apotheke bestellen konnte.
„Es ist ja nur dieses eine Mal“, sagte sie sich selbst, während sie ihren Hosenanzug gegen ein Baumwollshirt und einen Rock tauschte. Und schließlich ging es der Patientin besser, das war die Hauptsache.
Als sie sich gerade mit einem Buch in der Hand zum Essen niedergelassen hatte, hörte sie auf einmal laute Stimmen. Zwei Männer, die sich
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