Julia Aerzte zum Verlieben Band 60
geht einfach nicht“, erwiderte Edward prompt. „Lorelai ist jetzt im Mutterschutz, Hamilton braucht ein stabiles Zuhause, jemanden, der sich darum kümmert, dass er seine Schulaufgaben auch wirklich erledigt.“
Honey hatte schon gestern den Eindruck gewonnen, dass die Situation im Haus Goldmark ein wenig angespannt war. Aber auch ohne Hamilton würde Edward immer eine Entschuldigung finden, um sich nicht endlich einmal nur mit sich selbst zu beschäftigen.
Es hatte keinen Sinn, ihn zu drängen. Zumindest jetzt nicht.
Edward trank von seinem Kaffee. Er hatte sich wieder ein wenig beruhigt, aber der Kontrast zu dem Mann, den sie gestern Morgen kennengelernt hatte, war unübersehbar. Gestern war er sorgfältig gekleidet und selbstsicher gewesen. Jetzt, in seinen alten Jeans und mit nacktem Oberkörper, wirkte er unsicher, aber zugleich auch offener und weniger beherrscht.
Beide Seiten von Edward faszinierten Honey gleichermaßen. Sie fühlte sich definitiv zu ihm hingezogen, und das war auch kein Wunder. Jede Frau, die einigermaßen bei Verstand war, würde das tun. Vielleicht könnte sie hier in Oodnaminaby nicht nur ein Zuhause, sondern auch die Liebe finden?
„Das Leben überrascht einen dann, wenn man es nicht erwartet.“ Das sagte ihr Großvater gern. „Irgendwann, Honeysuckle, wirst du den Mann finden, der perfekt zu dir passt. So war es mit deiner Großmutter und mir, und auch wenn wir über die Jahre unsere Probleme gehabt haben, hat sich daran nie etwas geändert. Unsere Herzen sind immer miteinander verbunden gewesen.“ Hubert hatte ihr die Schulter getätschelt. „Glaub einem alten Mann, Honey. Wenn du nicht damit rechnest, dann wird es passieren.“
Diese Worte kamen ihr wieder in den Sinn, als sie jetzt Edward gegenüberstand – und nur mit Mühe den Blick von seiner muskulösen Brust abwenden konnte.
„Ähm, ich … Entschuldigung, ich habe vergessen, was ich gerade sagen wollte“, stotterte sie ein wenig verlegen. „Hören Sie, könnten Sie sich vielleicht ein T-Shirt oder eine Jacke anziehen? Bitte.“
„Oh?“ Edward sah auf seine nackte Brust, dann breitete sich ein Grinsen in seinem Gesicht aus. „Sicher. Sorry, ich bin wohl nicht dran gewöhnt, eine Frau um mich zu haben.“
„Alles klar, aber betrachten Sie das als letzte Warnung. Wenn Sie hier häufiger so sexy und aufreizend herumlaufen, weiß ich nicht, wie lange ich mich beherrschen kann.“ Honey lächelte ihn provozierend an.
Edward blinzelte. Ihre offenen Worte hatten ihm für einen Augenblick die Sprache verschlagen. Und sie hatten ihn erregt, und zwar auf eine wilde und ungestüme Art und Weise, die er so bisher noch nicht empfunden hatte. Er räusperte sich. „Ja, okay. Ich verstehe.“ Schnell wandte er sich ab, um zurück ins Haus zu gehen.
Da rief ihn Honey zurück. „Mir ist wieder eingefallen, was ich sagen wollte.“
„Ja? Was denn?“ Honey fand ihn sexy. Der Gedanke gefiel ihm und erschreckte ihn zugleich.
„Haben Sie am Samstag schon etwas vor?“
„Samstag? Warum?“ Er trank von seinem Kaffee, der längst kalt geworden war.
„Ich dachte, wir könnten uns vielleicht verabreden.“
„Was wollen Sie denn unternehmen?“ Er ließ den Blick unwillkürlich über ihren Körper wandern. Der dünne Pyjamastoff tat nur wenig, um Honeys Kurven zu verbergen.
„Nun ja“, sagte sie mit einem verführerischen Lächeln. „Das werden Sie noch früh genug herausfinden.“
Als Edward einige Stunden später in seinem üblichen Arbeitsoutfit in der Praxis erschien, erwartete ihn dort die nächste Überraschung. In der Küche stand eine völlig verwandelte, aber nicht minder attraktive Honey und kochte Kräutertee.
„Hallo. Zum zweiten Mal heute.“ Sie lächelte und wies auf die Kanne. „Auch einen Tee?“
„Äh, ich …“ Nur langsam gewann er die Fassung zurück. Honey trug ein graues Nadelstreifenkostüm mit einem schmalen knielangen Rock. Unter der Jacke konnte er eine cremefarbene Bluse erkennen. Ihr Haar war glatt zurückgekämmt und wurde im Nacken von einer Spange zusammengehalten. Die farbigen Strähnen ließen sich nur noch erahnen. Sie trug Mascara und Lipgloss und unauffälligen Goldschmuck.
Sie war die perfekt gekleidete professionelle Ärztin, die er gestern Morgen erwartet hatte: Dr. Huntington-Smythe.
Sie sah vollkommen anders aus, aber sie war genauso umwerfend wie zuvor. Egal, ob sie einen bunten Rock, einen Pyjama oder ein Kostüm trug: Honey raubte ihm den Verstand.
So etwas
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