Julia Aerzte zum Verlieben Band 60
beide Ärzte.“
„Oh, wirklich?“ Die Frau starrte sie an. „Danke, dass sie uns helfen.“
Während Edward sich über den ohnmächtigen Jungen beugte, erkundigte sich Honey nach dem Namen der Frau und ließ sich berichten, was passiert war.
„Ich bin Penny. Geht es ihm gut? Er hat Fotos gemacht und wollte gerade wieder von dem Felsen herunterklettern, da ist er ausgerutscht.“ Ihre Stimme überschlug sich vor Aufregung. „Er fotografiert so gern, er hat lange gespart, um sich die Kamera zu kaufen und jetzt …“ Sie schaute die Kamera an, die auf dem Boden lag. „Sie ist bestimmt kaputt.“
Honey legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Schon gut. Wir werden uns um Leonard kümmern. Und Sie können ihm helfen, indem Sie ganz ruhig bleiben.“
„Honey, ich brauche dich hier“, rief Edward. Er hatte das kleine Erste-Hilfe-Päckchen aus dem Rucksack geholt und sterile Handschuhe angezogen. Glücklicherweise hatte der Regen aufgehört, aber Honey hatte inzwischen gelernt, dass das Wetter hier in der Gegend von einer Sekunde auf die andere wieder umschlagen konnte.
„Okay, was soll ich machen?“, fragte sie, als sie sich auf der anderen Seite des Jungen hinkniete. Bisher hatten Edward und sie noch nie wirklich zusammengearbeitet. Aber sie wussten, was sie zu tun hatten.
Ihr Patient hatte auf Ansprache nicht reagiert. Edward legte ihm zwei Finger an den Hals. „Sein Pulsschlag ist kräftig, das ist schon mal gut. Er hat sich den Kopf angeschlagen.“ Er wies mit dem Finger auf die Verletzung, und Honey bemerkte Blut auf dem Handschuh. „Hier an der rechten Schläfenseite ist eine Wunde. Ich möchte ihn im Moment lieber nicht bewegen. Das rechte Bein liegt in einem komischen Winkel, es könnte eine Fraktur des Oberschenkelknochens sein. Außerdem glaube ich, dass er sich das rechte Handgelenk gebrochen hat, wahrscheinlich, als er versucht hat, sich im Fallen aufzustützen.“
„Oh nein.“ Penny legte entsetzt eine Hand auf den Mund. „Mein armer Junge. Hat er Schmerzen?“
Edward drehte sich zu ihr. „Er ist im Moment ohnmächtig, aber seine Atmung ist regelmäßig, seine Pupillen reagieren auf Licht und sind gleich groß.“
„Was bedeutet das?“, fragte Leonards Mutter verwirrt.
„Das heißt, dass die Wahrscheinlichkeit eines Hirnschadens gering ist.“
„Hirnschaden?“ Diese Auskunft beruhigte Penny nicht. Panisch schaute sie zu ihrem Sohn. Honey entschloss sich, einzugreifen. Sie stand auf und legte der Frau eine Hand auf die Schulter.
„Penny. Sehen Sie mich an.“ Ihre Stimme war sanft, aber fest. Sie schaute Penny in die Augen. „Wo ist der Rest Ihrer Familie? Haben Sie schon jemanden alarmiert? Die Bergrettung oder die Ranger?“
„Nein, nein. Oh, Howard wird wütend werden. Er war dagegen, dass Leonard hierherkommt. Aber er wollte so gerne Bilder im Nebel machen, für seinen Fotokurs in der Schule, da ist er einfach davongelaufen. Die beiden streiten sich so oft.“ Die Frau wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. „Ich habe Howard gesagt, dass er mit unseren zwei Mädchen schon zum Sessellift gehen soll und ich mich um Leonard kümmern würde. Ich hatte ihn gerade gefunden, hier oben auf dem Felsen. Ich habe ihm gesagt, er soll sich beeilen und … und dann ist er ausgerutscht.“ Sie schluchzte auf.
„Haben Sie ein Handy dabei?“, fragte Honey.
„Ja. Natürlich. Daran habe ich gar nicht gedacht. Wie dumm von mir.“
„Das ist nicht dumm, Penny. Sie haben eben nur an Leonard gedacht.“
„Wir sollten hier ein Netz haben“, rief Edward. „Beim Restaurant steht ein Mobilfunkturm.“
„Gut, ich rufe Howard an.“ Penny, die jetzt etwas ruhiger wirkte, suchte ihr Handy heraus.
„Rufen Sie erst den Rettungsdienst“, sagte Honey und gab ihr die Nummer. „Sagen Sie ihnen, dass wir etwa einen Kilometer von der Liftstation entfernt sind.“
Sie kniete sich wieder neben Leonard auf den Boden. Edward war gerade dabei, den rechten Arm des Jungen zu verbinden.
„Die Vitalfunktionen sind okay. Ich habe bei der Wunde an der Schläfe die Blutung gestillt. Jetzt würde ich gerne das Bein schienen, aber ich weiß nicht, womit.“
Honey sah sich um. „Wir sind oberhalb der Baumgrenze. Hier gibt’s nur Steine, keine Äste.“ Sie dachte kurz nach. „Ich habe zwei Bücher in meinem Rucksack. Damit könnten wir das Bein vielleicht noch etwas stabilisieren, bis der Rettungsdienst eintrifft.“
„Du hast Bücher zu unserem Date mitgebracht?“
„Hey, das hier ist
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