Julia Aerzte zum Verlieben Band 60
wissen, wie sie schmeckten …
Die ganze Woche hindurch hatte der bloße Gedanke an Honey ihm den Kopf verdreht. Die Anziehungskraft zwischen ihnen war nicht zu leugnen, und sie wurde immer stärker. Er konnte sich nicht mehr dagegen wehren.
„Warum …?“ Er unterbrach sich selbst. Ihr Gesicht war jetzt ganz nah an seinem. „Du bist so schön, Honey. Ich verstehe nicht, dass eine Frau wie du allein ist.“
Im selben Moment verdüsterte sich ihre Miene. Also hatte es jemanden gegeben. Jemanden, der sie verletzt hatte. Die Vorstellung, dass Honey gelitten hatte, schmerzte Edward. Er wollte sie beschützen, sie in seine Arme schließen und dafür sorgen, dass ihr nie wieder ein Leid geschah.
Aber das war natürlich Unsinn.
Honey räusperte sich und sah zur Seite. „Ich habe den Richtigen eben noch nicht gefunden. Und du?“
„Ich habe die Richtige wohl auch noch nicht gefunden.“ Ein Lächeln umspielte seinen Mund.
„Ein so besonderer Mann wie du?“
„Ein so besonderer Mann wie ich, der nach dem Tod seiner Eltern für seine Brüder verantwortlich war“, sagte er und zog sie noch ein Stück näher zu sich. „Das war ein Problem.“
„Ah.“ Ihr Herz begann, schneller zu schlagen. „Ich verstehe. Einen Haufen Teenager großzuziehen, war nicht ihre Vorstellung vom Leben.“
„So kann man es sagen. Ihre Karriere war ihr wichtiger.“
„Was für ein Fehler, dich einfach gehen zu lassen.“ Honey schlang die Arme um seine Hüften.
Edward beugte den Kopf. Das Verlangen, sie zu küssen, war jetzt fast überwältigend. Er konnte nicht länger warten.
Jetzt. Gleich würde er sie küssen, das wusste Honey. Sie konnte es an seinem Blick erkennen, der zwischen ihrem Mund und ihren Augen hin- und herwanderte. Unwillkürlich fuhr sie sich mit der Zunge über die Lippen. Sie schaute Edward erwartungsvoll an.
Seine Lippen waren ihren so nah … Genau in der Sekunde, als sie seinen Mund schon fast auf ihrem spüren konnte, öffnete sich der Himmel, und der Regen prasselte auf sie herunter.
„Verdammt“, rief Edward. „Schnell, unsere Sachen.“ Sie rafften die Reste ihres Picknicks zusammen. Honey holte zwei dünne Regencapes aus dem Rucksack, die sie rasch überstreiften. Edward setzte sich den Rucksack auf und griff nach Honeys Hand. „Lass uns zurückgehen. Wenn wir Glück haben, ist der Regen etwas weiter unten weniger stark.“
Honey überließ ihm gerne die Führung. Er kannte die Umgebung und vor allem das unberechenbare Wetter in den Snowy Mountains viel besser als sie.
Sie kamen nur langsam voran, da die Sicht durch Regen und Nebel sehr schlecht war. Edward ließ ihre Hand nicht los. „Wir sollten nicht hetzen. Bei diesem Wetter muss man aufpassen, wo man hintritt.“
„Alles in Ordnung“, sagte Honey. „Ich finde das aufregend.“ Ihr Tonfall verriet, dass sie nicht nur das Wetter meinte.
Edward ging nicht näher darauf ein. „Obwohl wir vollkommen durchnässt sind?“
Sie lachte auf. „Ja, sicher. Das gehört halt dazu.“
„Du bist wirklich ganz anders als die Frauen, die ich sonst kenne.“
„Wirklich?“ Das war hoffentlich ein Kompliment.
„Wirklich“, sagte Edward. Hand in Hand gingen sie weiter, vorsichtig, um nicht auf den nassen Felsen auszurutschen. Langsam lichtete sich der Nebel.
„Es ist so still und friedlich, findest du nicht auch? Ein bisschen unheimlich, aber gleichzeitig wirklich schön“, sagte Honey. „Ich gehe in den Wolken: Das ist etwas, was ich jetzt von der To-do-Liste für den Rest meines Lebens streichen kann.“
„Du hast eine To-do-Liste für dein Leben?“
„Na klar. Dinge, die ich machen will, bevor ich sterbe. Hast du das nicht?“ Sie warf ihm einen kurzen Blick zu, bevor sie sich wieder auf den Weg konzentrierte.
„Es passt so gar nicht zu dir. Du scheinst doch jeden Moment voll auszuleben.“
„Ja, das versuche ich.“ Sie hob die Stimme, als der Wind wieder stärker wurde. „Aber es klappt nicht immer.“
Sie waren in einem kleinen Tal angekommen, und Edward blieb stehen. Verwundert sah Honey ihn an, aber dann zog er sie auch schon an sich. Ihre Regencapes raschelten, als er den Kopf senkte, sie ansah und sie dann küsste. Seine Lippen waren kühl, aber voller Verheißung auf mehr.
6. KAPITEL
Honey zu küssen war, als würde er vom Wasser des Lebens trinken. Edward zog sie eng an sich und verfluchte die Regenjacken, Mützen, Schals und Handschuhe, die ihre Körper voneinander trennten. Er wollte mit den Fingern durch ihr
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