Julia Aerzte zum Verlieben Band 60
noch genießen.“ Er verschloss die hintere Tür. Sein Kollege saß neben Leonard und überwachte dessen Zustand.
Penny stand bei ihrem Ehemann und den beiden Mädchen. Sie würden in ihrem eigenen Auto zum Krankenhaus fahren.
„Howard wirkte am Ende viel ruhiger“, sagte Honey zu Edward, nachdem sie sich schließlich nach vielen Dankesworten von der Familie verabschiedet hatten.
„Vielleicht hat er eingesehen, dass der, der am lautesten brüllt, nicht immer recht hat.“
„Vielleicht denkt er auch über das nach, was du ihm vorhin gesagt hast“, erwiderte Honey. „Mir ist aufgefallen, dass du dich sehr eindringlich mit ihm unterhalten hast, als die Sanitäter Leos Bein geschient haben.“
Für einen Moment wirkte Edward verlegen. „Das Leben ist zu kurz, um so viel herumzuschreien.“
„Das hast du ihm gesagt?“ Honey lachte. „Wunderbar.“
„Nicht in diesen Worten, aber das war meine Botschaft.“ Es war Edward sichtlich unangenehm, so gelobt zu werden. Das rührte Honey umso mehr. Sie küsste ihn auf die Wange. „Du bist ein guter Mann, Edward Goldmark“, sagte sie.
Eine tiefe Freude durchströmte ihn. Es war nicht das erste Mal, dass ihm jemand so etwas sagte. Aber Honeys Worte wirkten so ehrlich, und der Blick ihrer Augen war so eindringlich, dass er das Gefühl hatte, er wäre der einzige Mann auf der Welt, der diese Worte jemals gehört hatte. Außerdem kribbelte seine Haut dort, wo sie ihn gerade geküsst hatte.
„Und was steht jetzt auf dem Programm?“, fragte er nach einem kleinen Schweigen. Schließlich konnte er nicht den Rest des Tages damit verbringen, über Honey und die Gefühle, die sie in ihm auslöste, nachzudenken. Er war ihr wirklich dankbar für diesen Ausflug. Erst auf dem Gipfel des Mount Kosciuszko war ihm klar geworden, wie sehr er sich selbst eingeschränkt hatte. Das Leben war kurz. Genau das hatte er Honey und wenig später auch Howard gesagt. Der Mann sollte dankbar für seine Frau und seine drei Kinder sein.
Honey war ein großzügiger Mensch, sie dachte immer positiv und schien das Leben in jeder Sekunde zu genießen. Aber von Zeit zu Zeit erhaschte er einen Blick auf eine andere Facette ihrer Persönlichkeit: einen tief vergrabenen Schmerz.
Sie suchte Beständigkeit, einen Ort, an den sie gehörte. Gleichzeitig gelang es ihr, für andere Menschen da zu sein und ihnen zu helfen, ohne dafür eine Gegenleistung zu verlangen.
Ihr Beruf war offensichtlich eine Berufung für sie. Eine Karriere interessierte sie nicht, es war ihr ein tiefes Bedürfnis, Menschen zu heilen. Mit ihren Qualifikationen könnte sie inzwischen wahrscheinlich Oberärztin an einer renommierten Klinik sein, aber das war nicht das, was Honeysuckle Huntington-Smythe wollte.
„Nun ja, eigentlich dachte ich, wir könnten im Restaurant oben am Sessellift heißen Kakao trinken“, sagte Honey. „Aber da wir jetzt schon wieder unten sind …“ Edward unterbrach sie, indem er einfach ihre Hand nahm und sie wieder zum Sessellift zog.
„Dann machen wir es. So, wie du es geplant hast.“ Gesagt, getan. Noch einmal bestiegen sie den Sessellift und beobachteten während der Fahrt Mountainbiker, die sich unter ihnen todesmutig auf ihren Rädern den steilen Hang hinunterstürzten.
„Wahnsinn, die müssen verrückt sein.“ Honey schüttelte den Kopf, als einer der Fahrer ein besonders waghalsiges Manöver vollführte.
„Aber sie sind auch gut trainiert und mit Schutzkleidung gut abgesichert“, sagte Edward. „Bart und Peter haben das früher auch gemacht.“
„Aber du nicht?“
„Nein.“
„Hättest du gerne?“
Edward überlegte. „Vielleicht. Ich erinnere mich, neidisch darauf gewesen zu sein, dass sie überhaupt Zeit für solche Dinge hatten. Ich war damals auf der Uni, und selbst wenn ich nach Hause kam, musste ich für Prüfungen lernen.“
„Bist du nie auf den Gedanken gekommen, dass du mit ein wenig Entspannung zwischendurch vielleicht noch besser gelernt hättest?“ Sie kritisierte ihn nicht, das verstand Edward, sondern sie machte sich Sorgen um ihn. Das gefiel ihm. „Aber nach dem Studium hast du dann ohnehin ein anderes Leben geführt“, fuhr Honey fort.
„Ja, genau.“
„Also wieder keine Zeit für waghalsige Mountainbike-Touren.“ Sie grinste ihn an. „Vielleicht ist das etwas, das du auf die To-do-Liste für den Rest deines Lebens setzen solltest.“
„Brauche ich denn so eine To-do-Liste?“, fragte Edward.
„Na ja, wenn du keine haben willst, setze ich
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