Julia Aerzte zum Verlieben Band 61
zeigen, dass sie nicht allein war, dass er für sie da war. Aber sie würde sich nicht trösten lassen, vor allem nicht von ihm.
Frustriert räumte er die Küche auf und verließ das Haus. Ein Spaziergang würde ihm vielleicht helfen, seine innere Anspannung und seinen Ärger abzubauen. Als er durch die dunkle Gasse marschierte, klingelte sein Handy.
„Hast du mit ihr gesprochen? Überträgt sie mir ihr Stimmrecht?“, drang die Stimme seiner Schwester durch die Leitung.
„Nein.“
„Aber deswegen bist du doch hingeflogen!“ Helen hörte sich gestresst an. „Unsere Cousins haben für den dritten Januar eine außerordentliche Sitzung einberufen. Die Frau müsste ein entsprechendes Schreiben des Notars erhalten haben. Nach Dads Tod muss ein neuer Vorstandsvorsitzender gewählt werden, und wenn einer der Cousins diesen Platz einnimmt, wird sich Hellenic Enterprises in eine völlig neue Richtung entwickeln. Sie reden zwar von Fusion und mehr Wettbewerbsfähigkeit, aber im Grunde wollen sie nur verschleiern, dass sie unsere Firma an einen großen Energiekonzern verkaufen wollen. Das können wir nicht zulassen, Mak, das sind wir Dad schuldig … ich, und du auch!“
„Ich rede mit ihr“, versicherte Mak seiner Schwester, auch wenn ihm nicht klar war, wie er sein Versprechen einlösen sollte.
Als wären diese Stimmrechte wichtig angesichts dessen, was Neena erlebt hatte …
9. KAPITEL
Neena saß schon in der Küche, als Mak am nächsten Morgen hereinkam.
„Kaffee ist fertig“, sagte sie, ohne aufzublicken. „Ich habe Früchtebrot im Gefrierfach gefunden und mir ein paar Scheiben getoastet. Es liegt neben dem Toaster, falls du auch etwas willst.“
Er musterte sie einen Moment lang – ihre schlanke Gestalt, eingehüllt in einen Morgenmantel, den blauschwarz schimmernden Zopf, der ihr über die Schulter hing, während sie an ihrem dünnen Kaffee nippte und in einer Zeitschrift blätterte.
Na schön, sie wollte also nicht reden, weder über gestern Abend noch über Theo. Was blieb ihm also anderes übrig, als sich darauf einzulassen?
„Wann müssen wir los?“ Er kam mit Toast und Kaffee an den Tisch und setzte sich ihr gegenüber.
Erst jetzt sah sie auf. Dunkle Schatten umgaben ihre schönen Augen, und Mak spürte, wie sich ihm das Herz zusammenzog.
„Und erzähl mir nicht, dass du fahren willst“, fügte er hinzu, bevor sie auch nur den Mund aufmachen konnte. „Du bist erschöpft, und in deinem Zustand würdest du nicht nur dich und das Baby, sondern auch andere gefährden. Wenn ich fahre, kannst du wenigstens ein bisschen schlafen.“
Sie nickte stumm und befasste sich wieder mit ihrer Zeitschrift.
„Also, wann?“, wiederholte er seine Frage.
„Um halb neun.“
Sie stand auf, stellte Kaffeebecher und Teller in die Spülmaschine und verließ die Küche, den viel zu großen Morgenmantel eng um sich geschlungen.
Eine seltsame Traurigkeit erfasste Mak. Diese Frau hatte es geschafft, seine Schutzmauern zu überwinden und sich in sein Herz zu stehlen, und jetzt, noch bevor er Zeit hatte, seinen Gefühlen auf den Grund zu gehen, hatte er sie wieder verloren.
Oder doch nicht, dachte er wenig später, als er neben seinem Wagen stand und die Beifahrertür öffnete, um ein wenig frische Luft ins Innere zu lassen. In einem süßen weißen Kleid, das ihre samtige olivfarbene Haut und die schwarzen Haare betonte, kam Neena pünktlich die Verandastufen herunter und lächelte ihn an. Nicht gerade strahlend, aber auch nicht gezwungen.
Hoffnung flammte in ihm auf, aber dann dachte er an den gestrigen Abend, und sofort erlosch sie wieder.
Wozu hoffen, und worauf, dachte er, während er ihr die Wagentür offen hielt und versuchte, nicht auf das spitzenbesetzte Mieder zu starren, unter dem sich ihre vollen Brüste abzeichneten.
Schweigend verließen sie Wymaralong, und Mak überlegte die ganze Zeit, wie er das Gespräch behutsam auf Theo bringen könnte. Es würde ihr bestimmt guttun, darüber zu reden.
„Herrlich, so chauffiert zu werden“, sagte sie da. „Und auch noch in einem solchen Luxusauto!“
Ihre Stimme klang weich und sanft, und ihre Freude schien echt zu sein. Damit hatte Mak nicht gerechnet. Er hatte erwartet, dass sie während der zweieinhalbstündigen Fahrt kaum ein Wort sagen würde. Er warf ihr einen schnellen Blick zu und sah, dass sie lächelte.
Ein Lächeln, das ihn mitten ins Herz traf, ihn wärmte und benommen machte.
Und auch ein bisschen ärgerlich. „Das ist alles?
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