Julia Aerzte zum Verlieben Band 61
dann.
„Es ist in Ordnung. Danke.“
„Problema?“
Sie zögerte. Andererseits musste sie schließlich hier wohnen. „Gibt es irgendeinen bestimmten Grund, dass alles so steril und weiß ist?“
Erstaunt blickte Alessandro sich um. Nun ja, es wirkte wohl etwas nüchtern. „Nein. In den Kartons sind jede Menge bunter Dinge. Bilder, Wandbehänge und so weiter. Ich hatte nur noch keine Gelegenheit, sie auszupacken. Dies ist mein erstes freies Wochenende, seit ich in St. Auburn angefangen habe.“
„Sie hätten also nichts dagegen, falls ich für ein paar Farbtupfer sorge? Wenn Sie wollen, kann ich die Kartons gerne auspacken.“
„Das erwarte ich nicht von Ihnen“, wehrte er ab.
Achselzuckend erwiderte sie: „Das ist doch das Mindeste, was ich für das mietfreie Wohnen tun kann.“ Außerdem war es für Julian nicht gut, in einer so kalten Umgebung zu leben.
Alessandro sah zu seinem Sohn hinüber, der noch immer mit der Katze beschäftigt war. „Sie sind hier für Julian, nicht als Haushälterin.“
Mit einem gequälten Ausdruck gab Nat zurück: „Alessandro, wenn ich auch nur einen Tag lang in diesem weißen Eispalast wohnen muss, werde ich schneeblind. Bitte, lassen Sie mich etwas dagegen tun.“
Er lächelte widerstrebend. Komisch, dass ihm das gar nicht aufgefallen war, bis sie ihn darauf angesprochen hatte. „Wie Sie wollen.“
Da es ihr gelang, Julian innerhalb weniger Minuten so glücklich zu machen, durfte sie seinetwegen auch bunte Regenbogen auf die Wände malen.
4. KAPITEL
Alessandro und Julian halfen Nat, ihre wenigen Habseligkeiten vom Auto in ihr Zimmer zu tragen. Danach zog Alessandro sich sofort in sein Arbeitszimmer zurück. Seltsamerweise fühlte Nat sich erleichtert. Seine Anwesenheit in ihrem Zimmer war einfach zu dominant, und einmal mehr zweifelte sie an ihrem gesunden Menschenverstand.
Während sie auspackte, blieb Julian immer in der Nähe und ergriff jede Chance, ihr dabei zu helfen, hübsche kleine Dinge im Raum zu verteilen. Dann kam Flo herein, und er setzte sich im Schneidersitz auf den Fußboden, streichelte die Katze in seinem Schoß und sah Nat dabei zu, wie sie ihr Zimmer noch wohnlicher machte.
Eine Lavalampe tauchte den kahlen Raum in freundliches Licht, und die orange- und rostfarbene Bettwäsche war wie ein Farbtupfer vor dem vorherrschenden Weiß. Der türkische Teppich bedeckte den größten Teil des weißen Teppichbodens, und einige impressionistische Drucke sowie ihre geliebten venezianischen Masken belebten den Raum noch mehr. Schließlich hängte sie ein großes Stück purpurnen Transparentstoff, den sie in China gekauft hatte, lose über die Vorhangstange und drapierte ihn quer übers Fenster.
Danach stellte Nat sich hin und begutachtete ihr Werk. Gar nicht schlecht für eine Stunde Arbeit. Wenigstens sah das Zimmer jetzt nicht mehr aus wie ein Iglu.
„Wie findest du’s?“, fragte sie Julian.
Strahlend blickte er zu ihr auf und hob die Katze, um ihr mit dem Kinn über das Köpfchen zu streichen. „Es ist … wunderschön“, flüsterte er ehrfürchtig.
Nat lachte. Sie freute sich, dass es ihm gefiel.
„Meinst du, du kannst das auch in meinem Zimmer machen? Damit es so aussieht wie früher? Bevor Mummy gestorben ist?“, fragte er.
Sein sachlicher Tonfall berührte sie. Prüfend schaute sie ihn an, ob er Anzeichen von Kummer zeigte. Aber das war nicht der Fall. Stattdessen schaute er sie an, als wäre sie Mary Poppins und hätte das alles hier wie durch Zauberhand geschaffen.
„Na klar“, antwortete sie. „Morgen gehen wir mal die Kartons durch und schauen, ob wir deine Sachen alle finden.“
Nat hörte Flos Protestmiauen, als Julian aufsprang und sie dabei ein bisschen zu sehr drückte. Mit seinen funkelnden Augen sah er aus wie ein ganz normaler Vierjähriger, der sich freute.
In diesem Augenblick wusste sie, dass es richtig gewesen war, in Alessandros Haus zu kommen.
„Okay. Also, ich hab einen Riesenhunger.“ Sie sah auf die schmale rotgoldene Uhr an ihrem Handgelenk. Mittagszeit. Aus dem Augenwinkel bemerkte Nat, wie Julian gähnte und ihm kurz die Augen zufielen, während er weiter sein Kinn an Flos Köpfchen rieb. Bei all dem Trubel hatte Nat ganz vergessen, dass der Kleine ja auch seinen Mittagsschlaf brauchte. „Hey, schon so spät! Jetzt müssen wir aber dringend mal was essen.“
Julian folgte ihr die Treppe hinunter, Flo noch immer auf dem Arm. Sie schnurrte wie eine Dampfmaschine, denn sie fühlte sich wie im siebten
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