Julia Aerzte zum Verlieben Band 61
dir gut, Megan?“ Nein, das klang zu intim. Er bewegte sich schon wieder auf gefährlichem Grund. Lieber zurückrudern … „Körperlich, meine ich.“
Der Blick, den sie ihm daraufhin zuwarf, war schwer zu deuten. Ärgerlich? Vielleicht. Abweisend? Auf jeden Fall. „Ich erhole mich gerade von einer unangenehmen Infektion mit Denguefieber. Der zweiten innerhalb von sechs Monaten.“
„Hört sich übel an.“
„Es ist wirklich kein Vergnügen. Diesmal fällt es mir noch schwerer, wieder zu Kräften zu kommen. Und gelegentlich plage ich mich mit Gelenkschmerzen herum.“
„Brauchst du etwas? Entzündungshemmer oder … Multivitaminpräparate …?“
Megan schüttelte den Kopf. „Nein, ich habe alles. Ich brauche nur etwas Zeit.“ Ein amüsiertes Lächeln umspielte ihre Mundwinkel. „Ich bin Ärztin, schon vergessen? Ich kann selbst auf mich aufpassen.“
Das Lächeln brachte ihre Augen zum Strahlen, nicht so, wie er es von früher her kannte. Aber Josh hätte es am liebsten festgehalten.
„Ärzte sind die schlimmsten Patienten“, meinte er gespielt ernst. „Manchmal muss man ihnen genau vorschreiben, was sie tun sollen.“
Zu seiner Enttäuschung verblasste ihr Lächeln. Megan seufzte. „Wie bei mir“, antwortete sie traurig. „Es ist der einzige Grund, warum ich Afrika verlassen habe.“
„Der einzige?“ Die Frage war heraus, bevor er richtig darüber nachdenken konnte. Josh erntete erneut einen schwer zu deutenden Blick.
„Ich muss mich auch um mein Cottage kümmern. Das ist ziemlich heruntergekommen.“
Wie lächerlich, dass er enttäuscht war. Was hast du erwartet? Dass sie deinetwegen hier ist? Das hätte er gar nicht gewollt.
Oder doch?
Verwirrt stellte er zögernd die nächste Frage: „Hast du vor, wieder dort zu wohnen?“
„Nein.“ Das klang sehr entschieden. „Aber mit dem Vermieten hat es nicht geklappt. Wahrscheinlich werde ich es verkaufen.“
Und damit endgültig alle Bindungen zu Penhally Bay abbrechen?
„Wohin gehst du dann? Zurück nach Afrika?“
„Das kann ich nicht. Jedenfalls nicht, wenn ich bei Ärzte ohne Grenzen bleiben will.“
„Warum nicht?“
„Gegen zwei Serotypen von Denguefieber habe ich Antikörper entwickelt, aber das heißt nicht, dass ich gegen die anderen Formen immun bin. Das Risiko, dass ich mich mit der hämorrhagischen Form anstecke, ist sehr hoch. Ärzte ohne Grenzen achtet sehr auf sein medizinisches Personal. Bei mir würden sie einen Riegel vorschieben.“
Ihm zog sich der Magen zusammen. „Aber du selbst würdest dieses Risiko doch auch nicht eingehen, oder?“
Ihr Schweigen sprach Bände. Sie würde zurückgehen, so viel war klar.
Warum? Warum sollte sie ihr Leben riskieren wollen? Unbehagen breitete sich in ihm aus, als er sich an ein Gespräch mit seiner Schwester erinnerte. Zwar redeten sie nicht über Megan, aber Tasha hatte eine rätselhafte Bemerkung darüber gemacht, wie glücklich sie endlich sei.
„Gibt es jemanden in Afrika?“, fragte er, ohne erst lange nachzudenken. „Jemand, der … dir etwas bedeutet?“
„Oh ja.“ Und dann lächelte sie. Das gleiche Lächeln hatte er schon bei seiner Schwester gesehen. Es wirkte versonnen … verliebt.
Josh musste den Blick abwenden. Er trank einen Schluck Kaffee und dachte angestrengt nach, wie er das Thema wechseln könnte.
Auf keinen Fall wollte er etwas über den neuen Mann in Megans Leben erfahren.
Gut, dass sie glücklich war. Es war ja nicht so, dass sie es wieder miteinander versuchen wollten. Er dachte nicht daran und sie bestimmt auch nicht.
Die verwirrenden Gefühle legten sich, das jähe Erschrecken verblasste. Megan hatte jemand anders gefunden. Es half ihm, sich daran zu erinnern, was vor zwei Jahren geschehen war.
Im tiefsten Winkel seines Herzens verspürte er immer noch leichten Groll. Weil sie ihm nicht glaubte, dass er die Wahrheit gesagt hatte, bevor er mit ihr ins Bett ging. Seine Ehe mit Rebecca war wirklich am Ende gewesen. Dass er später noch einmal mit ihr geschlafen hatte, war in einem Moment der Schwäche passiert. Er hatte getrunken und sich schuldig gefühlt, und Rebecca hatte ihm leidgetan, weil sie den Fehler gemacht hatte, ihn zu heiraten.
Der Ärger auf Megan half ihm, sich seiner Verantwortung zu stellen und die Beziehung mit ihr zu beenden, ehe sie überhaupt begonnen hatte.
Dann starb Rebecca und hinterließ ihm zwei winzige, schwache Kinder, die zu früh zur Welt gekommen waren. Ihm war, als würde seine Welt aus den Angeln
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