Julia Aerzte zum Verlieben Band 61
Pädiatrie eine Chefarztstelle ausgeschrieben ist?“
Nein, und sie wollte auch nichts davon wissen!
„Ich bin nur zu Besuch.“ Megan zwang sich zu einem Lächeln. „Aber lass uns wirklich einen Kaffee zusammen trinken.“
Nur zu Besuch. Wie ein Echo hallten die Worte in ihrem Kopf wider. Sie klangen irgendwie falsch.
Gehörte sie hierher, so wie ein Teil von ihr immer zu Penhally Bay gehören würde? Gehörte sie nach Afrika, wo ein Teil ihres Herzens immer sein würde? Oder sollte sie dorthin gehen, wo sie lange Zeit gewesen war – nach London?
Megan wusste es nicht, und es war ein verwirrendes Gefühl. So als würde sie dahintreiben.
Haltlos. Verloren.
Wenigstens kannte sie den Weg zur Kardiologie und betrat die Station, ohne sich ein einziges Mal verirrt zu haben.
Claire saß aufrecht im Bett und las eine Zeitschrift. „Oh, hallo, meine Liebe.“ Ein erfreutes Lächeln glitt über ihr Gesicht. „Wie schön, Sie zu sehen! Ich weiß gar nicht, wie ich Ihnen danken soll. Josh hat gesagt, Sie haben mir das Leben gerettet.“
Die überschwängliche Begrüßung machte Megan verlegen, doch sie erwiderte das warmherzige Lächeln. „Ich habe hier etwas für Sie.“ Sie holte die Kette aus ihrer Tasche. „Sie war gerissen, aber ich habe sie heute in Penhally Bay zum Juwelier gebracht. Jetzt ist sie wieder in Ordnung.“
„Oh, meine Kette …“ Claire griff danach.
„Ich dachte, sie bedeutet Ihnen vielleicht etwas.“
„Die hat mir mein Joshie geschenkt, zum Muttertag.“ Ihre Augen schimmerten verdächtig. „Er hat sie von seinem ersten selbstverdienten Geld gekauft, als er Zeitungen ausgetragen hat. Da muss er sechs oder sieben gewesen sein.“ Claire drückte das Silberkettchen an die Brust. „Verzeihung“, sagte sie mit bebender Stimme. „Jetzt werde ich ein bisschen sehr sentimental …“
„Sie müssen sich nicht entschuldigen“, antwortete Megan mitfühlend. „In den letzten Stunden haben Sie viel durchgemacht.“
Claires Finger zitterten leicht, als sie versuchte, den Verschluss zu öffnen.
„Warten Sie, ich helfe Ihnen.“ Sie nahm die Kette, und Claire beugte sich vor, damit Megan sie hinten am Hals schließen konnte.
„Danke, Liebes.“ Joshs Mutter lehnte sich zurück und lächelte. „Bitte, setzen Sie sich doch. Haben Sie ein bisschen Zeit?“
„Sicher.“ Megan zog ihren Mantel aus und nahm auf dem Stuhl neben dem Bett Platz. Unwillkürlich glitt ihr Blick zum EKG-Monitor und dem Infusionsständer. Der Beutel war fast leer.
„Sie sehen gut aus“, sagte sie. „Sind die Ärzte zufrieden?“
„Ja, ich darf morgen nach Hause, falls alles so bleibt, wie es ist. Morgen früh wollen sie noch ein Echo-sonstwas machen.“
„Ein Echokardiogramm?“
„Genau. Die Ärztin hat mir erklärt, wozu das gut sein soll, aber es hörte sich alles ziemlich technisch an.“
„Es ist eine Ultraschalluntersuchung, die Aufschluss über die Pumpfunktion Ihres Herzens gibt. Das Gerät kann die Blutmenge messen, die mit jedem Schlag transportiert wird. Wir nennen es Auswurfleistung oder Herz-Minuten-Volumen.“
Du meine Güte, musst du die arme Frau mit Fachwissen zuschütten? Megan wusste genau, warum sie sich dahinter versteckte. Dann brauchte sie mit Joshs Mutter nicht über Persönliches zu reden. Mit der Großmutter von Rebeccas und Joshs Kindern …
Claire schien sie zu durchschauen. Sie beugte sich vor und tätschelte ihr den Arm. „Ich bin so froh, dass Sie wieder hier sind“, sagte sie sanft. „Und Josh bestimmt auch.“
Aber ich bleibe nicht. Megan öffnete den Mund, um es auszusprechen, doch Claire kam ihr zuvor.
„Sie sind großartig“, erklärte sie begeistert. „Ich habe Ihr Foto gesehen, in dem Flüchtlingslager. Mit dem süßen Baby auf dem Arm und umringt von all den Kindern.“
Megan traute ihren Ohren nicht. „Wo haben Sie das denn gesehen?“
„In diesem Newsletter von der Hilfsorganisation, für die Sie arbeiten. Wie heißt sie noch mal?“
„Ärzte ohne Grenzen.“
„Genau, stimmt. Josh bekommt ihn jeden Monat.“
„Ich … also …“ Ihr fehlten die Worte. Josh hatte also nachverfolgt, wo sie war und was sie in den letzten zwei Jahren getan hatte. Das hätte sie nie vermutet.
„Ich finde es gut, dass er sich dafür interessiert. Der arme Mann hat doch sonst nichts außer seinen Kindern und seiner Arbeit. Das ist nicht genug, meinen Sie nicht auch?“
Megan wusste immer noch nicht, was sie sagen sollte. Wie meinte Claire das?
Die Antwort
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