Julia Aerzte zum Verlieben Band 61
liebte.
Megan hob den Kopf und sah Josh an. Ihre Blicke verfingen sich, konnten nicht mehr loslassen.
Langsam, so langsam, dass sie zurückweichen könnte, wenn sie gewollt hätte, senkte Josh den Kopf. Aber Megan wollte nicht, sehnte sich unglaublich danach, seine warmen Lippen auf ihren zu spüren.
Und dann berührte Josh ihren Mund, so sanft und zärtlich, so voll inniger Liebe, dass sie diesen Augenblick nie wieder vergessen würde.
Tief in ihr entzündete er ein Feuer, wie ein Funke, der lange schwelende Glut zu einer verzehrenden Flamme entfachte. Verlangen prickelte durch ihren Körper. Megan öffnete die Lippen, drängte sich an Josh, hörte jemanden seufzen, bis sie begriff, dass sie selbst es war, die diesen sehnsüchtigen Laut ausgestoßen hatte.
Wie im Rausch küssten sie sich, gaben der Leidenschaft nach, die sie immer wieder zueinandertrieb.
Ein Geräusch brach den Zauber.
Keine Schritte, weil jemand die Treppe heraufkam. Auch Brenna schlief fest. Es war Megans Handy, das ihr eine SMS meldete. Etwas benommen von dem, was gerade passiert war, löste sie sich aus Joshs Armen und zog das Gerät aus der Hosentasche.
Während sie die Nachricht aufrief, spürte sie Joshs Blick. In ihrem Kopf schlug eine Alarmglocke, und der Gedanke, der sie vorhin beschäftigt hatte, drängte sich wieder in den Vordergrund.
Es hatte sich etwas verändert, und die Gefahr wuchs, dass sie wieder verletzt wurde – wie schon so oft, wenn Josh im Spiel war. Sie durfte sich nicht wieder mit ihm einlassen, das war noch nie gut ausgegangen!
„Von Charles“, sagte sie mit ausdrucksloser Stimme. „Er wartet am Cottage auf mich.“
Geladene Stille erfüllte den Raum.
„Dann solltest du besser gehen.“ Seine Worte klangen genauso tonlos wie ihre.
Megan konnte ihn immer noch nicht ansehen. „Ja“, brachte sie endlich mühsam hervor.
Er blickte ihr nicht nach. Regungslos stand Josh da und betrachtete seine schlafende Tochter.
8. KAPITEL
Der Kuss hatte alles verändert.
Vielleicht nicht gerade die beste Erklärung dafür, dass er jetzt hier war – vor Megans Haustür und eigentlich zu spät am Abend, um einen Besuch abzustatten. Josh hatte den leidenschaftlichen Moment im Kinderzimmer nicht mehr vergessen können, seit Megan buchstäblich davongestürmt war. Claire erzählte ihm, dass sie sich kurz verabschiedet, Jacke und Handtasche geschnappt hatte und aus dem Haus geeilt war.
Ihren roten Cardigan fanden sie erst beim Aufräumen, als die Zwillinge längst im Bett lagen. Auf einem der Stühle, der in die Ecke des Wohnzimmers geschoben worden war.
Es war bestimmt nicht nötig, ihr das Kleidungsstück noch heute Abend zurückzubringen, doch Josh wollte unbedingt diesen Charles kennenlernen.
Um sich mit dem Rivalen zu messen?
Nein, das wäre albern.
Josh holte tief Luft, packte den bronzenen Türklopfer und ließ ihn auf das Holz niedersausen.
Keine Reaktion. Von drinnen hörte er leise klassische Musik, aber keine Stimmen. Die Vorstellung, er könnte die beiden in einer intimen Situation stören, verursachte einen bitteren Geschmack im Mund. Noch ein Versuch, dachte er und klopfte dreimal, diesmal wesentlich lauter.
Heute hatte er begriffen, dass er ihr vergeben konnte. Weil er sie liebte. So einfach war das … und so kompliziert zugleich. Er würde es sogar hinnehmen, dass sie einen anderen heiratete, wenn sie nur glücklich war.
Aber er ahnte auch, warum Megan nach dem Kuss fluchtartig sein Haus verlassen hatte.
Was sie damals in ihrer ersten gemeinsamen Nacht entdeckt und viele Jahre später, als sie sich im St. Piran begegneten, wiedergefunden hatten, war immer noch da.
Vielleicht stärker noch, weil sie es unterdrückt hatten.
Und es war seine Schuld. Wie hatte er so blind sein und glauben können, dass er erst dann ein guter Vater wäre, wenn er sich voll und ganz auf seine Kinder und seinen Beruf konzentrierte? Der bessere Mensch war er nur mit Megan an seiner Seite. Ohne sie fehlte etwas in seinem Leben, das er brauchte wie die Luft zum Atmen.
So wie sie ihn heute geküsst hatte, fühlte sie das Gleiche wie er. Ob sie es zugeben wollte oder nicht.
Warum zum Teufel hielt sie dann an dieser Verlobung fest?
Was hat Charles, was ich nicht habe?
Die Tür ging auf. Josh erwartete Megan, lächelte, stutzte, und das Lächeln erstarb. Er blickte den Mann an, der vor ihm stand, und hatte Mühe, sich nichts anmerken zu lassen. Das ist Charles? fragte er sich schockiert.
Was auch immer er erwartet
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