Julia Aerzte zum Verlieben Band 61
das gefragt habe. Vielleicht, weil Sie älter sind als der junge unverheiratete Lehrer und die Pfleger hier. Es kommen selten alleinstehende Männer her, Sie müssen also nicht nur bei Phyllis vorsichtig sein.“
„Die Arbeiter auf der Baustelle gleichen die Notlage doch sicher aus, oder?“, erwiderte er unbedacht. Doch als Neena mit hochrotem Kopf rasch in den Wagen stieg, fragte sich Mak, ob er ihr vielleicht zu nahe getreten war.
4. KAPITEL
Mak rutschte neben Neena auf den Sitz und warf ihr einen schnellen Seitenblick zu, um ihre Stimmung zu erraten – er wollte sich entschuldigen, aber wie?
Neenas Gesicht war wie aus Stein gemeißelt. Sie verließ das Klinikgelände, bog dann aber links ab, weg von der Straße, auf der sie gekommen waren. Diese Richtung kannte Mak noch nicht.
Bald tauchte in der flachen Landschaft unerwartet ein rauer, felsiger Hügel auf. Die Straße führte in mehreren Windungen hoch zu einem kleinen Plateau.
Neena hielt an und stieg aus, entschlossen, die Dinge zwischen ihnen hier und jetzt zu klären. Zum Wohl der Stadt musste sie mit Mak zusammenarbeiten, deswegen war es das Beste, für klare Verhältnisse zu sorgen.
„Dies hier ist der beliebteste Aussichtspunkt der Gegend, mit einem kleinen See dort unten. Er wird von einer Quelle gespeist“, erklärte sie. „Vor ein paar Jahren spendete jemand der Stadt Geld für Kunst. Damit wurde ein Künstlerworkshop finanziert. So entstanden die Skulpturen dort weiter hinten.“
Sie liebte diesen Platz. Wenn sie hier oben saß, mit freiem Blick über das weite Land, das sich in alle Richtungen bis zum Horizont erstreckte, fühlte sie sich immer von wohltuender Ruhe und Frieden erfüllt.
Langsam gingen sie zu den mannshohen Skulpturen hinüber, die aus dem roten Sandstein des Hügels gehauen waren: The Working Man, The Rainbow Serpent, The Shearer und The Drover . Ganz am Ende stand die sehr frei gestaltete Figur einer Mutter mit ihrem Kind. Sie hieß Serenity – Gelassenheit. Aber das behielt Neena lieber für sich.
Mit einer Handbewegung lud sie Mak ein, sich auf die Bank neben sie zu setzen.
„Ich habe mich gefragt …“, begann sie mit heftig klopfendem Herzen. „Mak Stavrou, das ist ein griechischer Name, und Hellenic Enterprises ist eine Firma mit griechischem Namen … Besteht da eine Verbindung?“
Als er nicht sofort antwortete, fragte sie sich, ob er sie belügen würde. Würde sie es überhaupt bemerken?
Wahrscheinlich nicht, aber sie wollte nicht mehr so tun, als würde sie ihm seine Geschichte abnehmen, wenn sie doch so große Zweifel hatte. Insgeheim wünschte sie sich, dass sie unbegründet waren …
„Theo war mein Neffe.“
„Hat seine Mutter Sie geschickt?“
„Nein! Okay, sie hat zwar ihre Finger im Spiel, was meinen Job betrifft, aber die Firma möchte der Stadt helfen, und ich habe die nötige Qualifikation dafür. Und was den Rest betrifft … Nun, das Kind wird zur Familie gehören, es wird das Enkelkind meiner Schwester sein, der Urenkel unserer Mutter.“
„Geht es wirklich nur um die Familie oder darum, dass Theo dem Kind Firmenanteile vermacht hat? Weswegen sind Sie wirklich hier?“
„Wir sind Griechen, die Familie kommt für uns an erster Stelle, Neena, das war der Hauptgrund für mich, herzukommen. Ich möchte, dass das Kind seine Familie kennenlernt und in dem Bewusstsein aufwächst, dass wir alle immer für es da sein werden. Und für Sie natürlich auch.“
„Ich höre noch ein Aber “, sagte sie herausfordernd.
Wieder zögerte er. „Ja“, gab er dann zu. „Diese Firmenanteile erschweren die Situation. Was wissen Sie darüber?“
Sie zuckte mit den Schultern. „Ich bekam einen Brief von einem Notar, in dem er schrieb, dass Theo bei einem Autounfall ums Leben gekommen wäre und dem ungeborenen Kind Firmenanteile hinterlassen hätte. Sein Tod war ein Schock für mich, Theo war viel zu jung, um so sinnlos zu sterben. Ich habe den Brief irgendwo abgeheftet, aber nie weiter über diese Anteile nachgedacht.“
Er war viel zu jung, um so sinnlos zu sterben … Das hörte sich nicht danach an, als wäre sie zutiefst verzweifelt, weil sie ihn geliebt hatte. Erneut beschlichen Mak Zweifel. Verfolgte sie mit dieser Schwangerschaft doch ein bestimmtes Ziel?
„Sie haben nur diesen einen Brief erhalten?“, fragte er.
Neena wirkte eindeutig beunruhigt. „Nein. Ich glaube, es folgten noch einige, aber ich habe sie nicht gelesen, weil ich keine Zeit hatte, mich damit zu befassen. Ich
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