Julia Aerzte zum Verlieben Band 61
der Sprechstundenhilfen. „Ihre Familie betreibt das Café seit Jahren, und Keira wird es eines Tages von ihren Eltern übernehmen. Die Brüder haben kein Interesse. Sie sind im Rodeo-Geschäft.“
Mak musste lächeln. „Stellen Sie sich vor, sie wachsen in einer Gegend auf, in der man sein Geld mit Rodeos verdienen kann“, sagte er zu Neena, die gerade in den Aufenthaltsraum kam.
„Oder als Cowboy im Hubschrauber“, erwiderte sie. „Sind Sie fertig mit Essen?“
Während er bejahte, wickelte sie zwei Sandwichs in eine Papierserviette, schob sie in eine Kühltasche, legte einen Becher Joghurt und eine Flasche Wasser dazu und machte sich auf den Weg zur Tür. „Kommen Sie“, sagte sie über die Schulter gewandt. „Wenn Sie fahren, kann ich essen.“
„Und die Nachmittagspatienten?“
„Die werden sich ein bisschen gedulden müssen. Sie wissen, dass ich sie nur warten lasse, wenn ich zu einem Notfall gerufen werde. Da beschwert sich niemand, schließlich kann jeder mal in die Situation kommen.“
Mak folgte ihr aus dem Raum. Cowboy im Hubschrauber? War ein Hubschrauber abgestürzt?
Auf dem Weg zum Wagen fragte er nach. Neena drückte ihm die Autoschlüssel in die Hand.
„Nein, ein Gyrokopter“, erläuterte sie. „Ein kleiner, leichter Einsitzer. Oft genug Marke Eigenbau, was die Wahrscheinlichkeit, damit vom Himmel zu fallen, erhöht, wenn Sie mich fragen. Die Kollegen des Verunglückten glauben nicht, dass er schwer verletzt ist, wissen aber, dass sie ihn nicht bewegen sollen. Wir fahren hinaus, sehen ihn uns an und verständigen gegebenenfalls die Fliegenden Ärzte. Nach genau zwölf Kilometern müssen wir rechts abbiegen, von dort aus sollten wir die Herde sehen.“
Neena hoffte, dass Mak nicht noch weitere Fragen stellte. Seine tiefe männliche Stimme verfolgte sie bis in ihre Träume und ließ auch jetzt ihr Herz schneller schlagen.
Oder lag es daran, dass sie auf engem Raum so dicht neben ihm saß? Sie sehnte sich so heftig nach seiner Berührung, dass sie sich dafür schämte. Es musste mit den Schwangerschaftshormonen zu tun haben.
Hastig trank sie einen Schluck Wasser und biss in ihr Sandwich. Vorhin hatte ihr der Magen geknurrt, sie musste etwas essen. Aber seit sie neben Mak im Auto saß, verspürte sie einen ganz anderen Hunger …
Nach dem, was er ihr gestern Abend eingestanden hatte, war er jedoch der Allerletzte, mit dem sie etwas anfangen sollte.
„Sehen wir sie von hier aus?“, fragte er, als er endlich abbog.
„Halten Sie nach einer Staubwolke Ausschau. Die Männer treiben die Rinder in unsere Richtung, wir müssen durch sie hindurchfahren. Halten Sie Schritttempo, dann gibt es keine Probleme.“
Mak warf ihr einen ungläubigen Seitenblick zu. „Wir fahren mitten durch eine Rinderherde und müssen damit rechnen, dass wir dabei eins der Tiere verletzen? Und dann?“
„Werden wir es schlachten und essen.“ Neena musste lachen.
Die steile Falte auf seiner Stirn vertiefte sich. „Sie machen Witze, nicht wahr?“
„Eigentlich nicht. Es sind wohlgenährte fette Bullen auf dem Weg zum Schlachthof. Sehen Sie, da kommen sie.“
Sie deutete nach vorn, und Mak sah zuerst die Staubwolke, die den blauen Himmel verschleierte. Davor, wie ein träger rotbrauner Fluss, schob sich langsam die Rinderherde voran.
„Langsam fahren“, erinnerte Neena ihn, aber das war nicht nötig. Je näher sie den mächtigen Tieren kamen, desto beeindruckender wirkten sie, und die Vorstellung, mitten hindurchzufahren, schien Mak eine echte Herausforderung zu sein.
Auf einem knatternden Motorrad kam ein staubbedeckter Cowboy auf sie zu, und Mak kurbelte das Seitenfenster herunter.
„Wir haben Tom dort gelassen, wo er runtergekommen ist“, erklärte der Mann. „Er liegt im Schatten und hat Wasser, ungefähr einen Kilometer von hier.“
Neena dankte ihm und versprach, sich zu melden, sobald sie den Verunglückten untersucht hatten.
„Schaffen Sie es, durch die Herde zu fahren?“, erkundigte sich der Cowboy bei Mak.
„Ich schätze schon“, erwiderte er.
Der Cowboy fuhr wieder los, machte einen weiten Bogen um die Tiere, und Mak fuhr ebenfalls weiter, erstaunt, dass die Rinder den Weg meist freiwillig räumten.
„Heutzutage sind die Tiere Motorräder und andere Fahrzeuge gewohnt“, klärte Neena ihn auf, als sie die Mitte der Herde erreichten und von einem wogenden Meer massiger zotteliger Leiber umgeben waren.
„Hätte ich bloß meine Kamera mitgenommen.“
„Sie werden es auch
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