Julia Aerzte zum Verlieben Band 61
Krankenhaustratsch kannte er sich aus. Hinter dieser Frage verbarg sich noch eine … Ob er verheiratet war oder nicht.
Entsprechend knapp fiel seine Antwort aus. „Nein.“ Das flüchtige Bedauern, das er dabei empfand, überraschte ihn. Nach seinen ernüchternden Erfahrungen mit Rosalie war sein Bedarf an einer Ehe gedeckt. Aber Kinder? Damals, am Anfang, hatte er von Kindern geträumt. Davon, Vater zu sein …
„Ach“, meinte Lauren und setzte zur nächsten Frage an.
Sie kam nicht mehr dazu, sie zu stellen. Ein lautes Poltern ertönte, und schon hasteten Lauren und Neena aus der Küche, um nachzusehen.
„Phyllis, habe ich Ihnen nicht gesagt, Sie sollen mich rufen, wenn Sie die Krücken benutzen wollen?“, schimpfte Lauren, als Mak den Unfallort auf der Terrasse vor der Küche erreichte.
„Ja, schon, aber Marnie meinte, er hätte Ähnlichkeit mit der Ratte , das wollte ich mir genauer ansehen.“
Neena und Lauren halfen ihr auf die Beine und schoben ihr die Krücken unter die Achseln. Aber Phyllis rührte sich nicht vom Fleck, sondern musterte Mak scharf, dann schüttelte sie den Kopf.
„Nein, sie irrt sich. Die Ratte war ein charmanter Herzensbrecher, bei dem blitzten die Augen, wenn er eine Frau ansah. Und sofort ein Lächeln auf den Lippen. Dieser Bursche sieht okay aus. Anständig.“ Sie nickte Neena zu und machte sich mit Laurens Hilfe wieder auf den Weg zu ihrem Bett.
„Schade, dass sie sich nicht auch das Handgelenk gebrochen hat“, murmelte Neena vor sich hin.
„Tolle Einstellung für eine Ärztin.“ Mak folgte ihr in die Küche. Er vermutete, dass mit der Ratte sein Neffe Theo gemeint war. „Phyllis ist der Meinung, dass ich okay aussehe. War das ein Kompliment?“, fragte er und erntete ein schwaches Lächeln von Neena.
„Phyllis findet, dass alle Männer okay aussehen, sie ist siebenundfünfzig und unverheiratet. Marnie war einmal verheiratet, mit einer anderen Ratte . Das bedeutet allerdings nicht, dass sie alle Männer über einen Kamm scheren. Eine Zeit lang hoffte Phyllis sogar, meine Stiefmutter zu werden, aber mein Dad blieb meiner Mutter auch nach ihrem Tod treu.“
„Ist das hier immer so, dass jeder alles über jeden weiß? Haben Sie gar kein Privatleben?“
Neena lächelte ihn an und tätschelte ihren Babybauch. „Ein Mal muss ich es gehabt haben, oder?“ Auch wenn sie es leicht dahersagte, so verblasste doch ihr Lächeln, und Mak sah deutlich die Traurigkeit in ihren Augen. Am liebsten hätte er sie in die Arme genommen.
Sie in die Arme nehmen? Eine Frau, die ein Kind von seinem Neffen bekam, den man hier Die Ratte nannte? Eine Frau, die vielleicht aus Berechnung schwanger geworden war? Eine Frau, die ein Gewehr im Auto hatte? Er hatte es entdeckt, als er Albert in den Wagen legte.
Nein, umarmen kam nicht infrage. Niemals.
Andererseits … Hatte er sie beim Tanzen nicht in den Armen gehalten, sogar ihren Bauch berührt?
„Wohin als Nächstes?“ Er nahm sich noch einen Keks. Nervennahrung. Außerdem waren es die besten Schokoladenkekse, die er je gegessen hatte.
„In die Senioreneinrichtung nebenan. Es ist kein richtiges Pflegeheim, aber einige Bewohner sind in die Jahre gekommen, und Maisie, eine der Ältesten dort, hat Probleme mit dem Atmen. Sie leidet unter einer Herzinsuffizienz, aber …“ Neena sprach nicht weiter.
„Aber?“
„Lernen Sie sie selbst kennen. Sie sollten allerdings wissen, dass sie ebenfalls nie verheiratet war, aber jeden Junggesellen genau unter die Lupe nimmt. Und ich nehme an, dass Sie Single sind … Auch wenn Sie Laurens Frage vorhin geschickt ausgewichen sind.“
„Stimmt.“ Einen verrückten Moment lang wünschte er, sie hätte aus persönlichem Interesse gefragt, aber er wusste, dass es nicht so war.
„Kommen Sie, Maisie freut sich immer über Besuch.“
Sie ging voran, über die Terrasse nach draußen und einen Kiesweg entlang, der zu einem recht neuen Ziegelsteingebäude mit grünem Schindeldach führte.
„Der Bau wurde durch Spenden finanziert, und da er so dicht an der Klinik liegt, kann das Personal die Bewohner mitbetreuen. Die Essen werden geliefert, aber die Bewohner können auch selbst kochen, wenn sie möchten, da jede Wohneinheit eine kleine Küche besitzt. Sonntagnachmittags wird immer ein Barbecue veranstaltet, Sie können gern dazukommen, wenn Sie wollen.“
Sie betraten das angenehm kühle Gebäude und gingen durch einen langen Flur. Dann öffnete Neena eine Tür. Tropisch warme Luft schlug ihnen
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