JULIA ARZTROMAN Band 26
dagegen? Oder kommt sie mit?“ So schwer es ihr fiel, aber verheiratete Männer waren tabu. Selbst bei Adam würde sie keine Ausnahme machen.
„Verdammt, Maggie, ich hätte dir von Caroline erzählen …“ Im Hintergrund rief jemand etwas. „Warte mal kurz.“ Seine Stimme wurde schwächer, und Maggie stellte sich vor, wie er sich abwandte, um mit dem Mann zu sprechen, der ihn gerufen hatte.
Maggie spitzte die Ohren, aber der Empfang reichte nicht aus. Sie konnte noch nicht einmal am Klang der Stimmen ablesen, ob es gute oder schlechte Neuigkeiten waren. Ungeduldig wartete sie, dass Adam sich wieder meldete.
In der Zwischenzeit überlegte sie, was er ihr hatte sagen wollen. Waren Caroline und er geschieden? Hoffnung stieg in ihr auf, und gleichzeitig bekam sie Gewissensbisse. Für Adam musste es schrecklich gewesen sein, wie könnte sie sich da freuen? Aber es bedeutet doch, dass er nicht mehr verheiratet ist, meldete sich eine feine Stimme in ihrem Kopf.
Vielleicht lebten sie getrennt, und die Ehe existierte nur noch auf dem Papier? Nein, auch das würde nichts ändern. Verheiratet war verheiratet.
„Maggie?“ Adam klang wie elektrisiert. „Jemand hat eine Karte gefunden.“
„Eine Karte?“ Sie verstand die Aufregung nicht. Die meisten Leute mochten diese Mine längst vergessen haben, aber sie war mit Sicherheit auf irgendwelchen Karten eingezeichnet.
„Young George hat ein paar seiner Kontakte genutzt“, fuhr Adam fort, und Maggie musste unwillkürlich lächeln. Der jun ge George war ein alter Mann. Der Namenszusatz stammte aus der Zeit, als sein Vater und sein Großvater, die ebenfalls George hießen, noch gelebt hatten.
„Und wozu soll das gut sein?“, antwortete sie, frustriert darüber, dass ihr wichtiges Gespräch mit Adam wegen solcher Nichtigkeiten unterbrochen worden war. „Wir wissen, wo die Mine ist.“
„Es ist keine Straßenkarte, Maggie. Auf diesen Spezialkarten sind sämtliche Eingänge, Stollen, Entlüftungs- und Blindschächte eingezeichnet und auch, auf welchen Ebenen sie miteinander verbunden sind.“
Das hörte sich schon anders an! Vielleicht gab es ja einen zweiten Zugang zu dieser Kammer.
„Und, was haben sie herausgefunden?“, fragte sie gespannt.
„Noch nicht viel, leider. Aber ich will dich nicht im … ich meine, du sollst wissen, dass sich etwas tut, auch wenn du nichts davon mitbekommst.“
„Beinahe hättest du gesagt, du wolltest mich nicht im Dunkeln lassen.“ Ihre Stimme zitterte, und Maggie wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte.
Sie war wieder nahe dran, hysterisch zu werden, aber sie durfte jetzt nicht die Kontrolle verlieren. Wenn … falls … das Undenkbare eintrat, würde Adam sich auch so schon für den Rest seines Lebens Vorwürfe machen, dass er sie in die Mine geschickt hatte. Obwohl ihn wirklich keine Schuld traf. Schließlich hatte sie sich nicht davon abbringen lassen, ein zweites Mal hinunterzugehen.
Maggie riss sich zusammen. „Also …“ Sie räusperte sich. Das Einzige, was ihr im Moment half, war, Adam ganz nah bei sich zu haben. Wenn sie seine Stimme hörte, konnte sie ihre missliche Lage besser ertragen. „Weißt du, was aus dem Mädchen unter der U-Bahn geworden ist? Joanna hieß sie doch, oder?“
Damals hatte er ihr schon einmal geholfen, in einer gefährlichen Situation einen kühlen Kopf zu bewahren. Mit seiner tiefen Stimme, ruhigen Anweisungen, beschwichtigend und aufmunternd begleitete er sie durch den Albtraum.
„Ich habe sie ein paar Tage später auf der Orthopädiestation besucht.“ Es klang, als lächle er, und da wusste sie, dass der Unfall für die junge Frau glimpflich ausgegangen war. „Die Kollegen hatten die Fraktur verschraubt und verplattet und die Blutgefäße, Sehnen und Nerven mikrochirurgisch geflickt. Allerdings waren noch mehr Operationen nötig, bis sie den Arm wieder richtig gebrauchen würde. Aber sie konnten ihn erhalten, und das ist das Wichtigste.“
„Hat sie dir erzählt, wie alles passiert ist? Die Leute auf dem Bahnsteig meinten, sie hätte geschrien und sei dann auch schon gesprungen. Den jungen Mann, der sie zurückhalten wollte, hätte sie einfach mit sich gezogen. Doch ich hatte nicht den Eindruck, dass sie Selbstmord begehen wollte. Als wir unter dem Zug lagen, hat sie uns praktisch angefleht, ihr Leben zu retten.“
„Ich habe etwas anderes erfahren. Der junge Mann war wohl ein Exfreund, der sich mit der Trennung nicht abfinden konnte. Joanna sagte, sie hätte gerade
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