JULIA ARZTROMAN Band 26
heiratet!“
Kurz darauf waren sie von fröhlichen Kolleginnen und Kollegen umringt, und Lucy wurde geküsst, geherzt und mit Begeisterung überschüttet. Die meisten kannten sie noch von ihrem Praktikum her.
Irgendwann gelang es ihnen, in Bens Büro zu verschwinden.
„Puh!“, stieß sie atemlos hervor und sank gegen die Tür.
Ben drückte sie an sich. „Alles in Ordnung?“
„Ja, natürlich. Sie freuen sich mit uns. Wollen wir jetzt den Pfarrer anrufen?“
Der Hochzeitstermin stand fest. Montag in vierzehn Tagen. Pfarrer Kemmer hatte ihnen erklärt, dass das Aufgebot an drei Sonntagen hintereinander im Gottesdienst verlesen werden musste, ehe eine Trauung stattfinden konnte. Übermorgen würde also ganz Penhally Bay Bescheid wissen.
Ich muss mit Dad reden, dachte Lucy. Aber natürlich nicht während seiner Sprechstunde oder zwischen Tür und Angel, bevor er zu den Hausbesuchen aufbrach.
Und noch etwas musste erledigt werden. Etwas, das sie viel lieber tat und das sie kaum erwarten konnte …
„Weißt du, was? Ein Großputz und ein bisschen Farbe, und dann können wir eigentlich einziehen.“
Erstaunt sah Ben sie an. Sie schien es ernst zu meinen, und er blickte sich aufmerksam um. Lucy hatte recht. Das Haus war schmutzig und verwohnt, Gardinen, Tapeten und Lampenschirme vergilbt.
Aber ein frischer Farbanstrich, neue Teppiche und Vorhänge, ein paar Bilder an den Wänden, und schon bekäme es ein völlig anderes Gesicht.
„Ich hatte vor der Auktion ein Gutachten erstellen lassen“, sagte er bedächtig. „Rohrleitungen und Elektrik sind in gutem Zustand. Der Aga ist allerdings grässlich …“
„Nein!“, protestierte sie. „Ben, ich liebe diese alten englischen Herde!“
„Den auch? Der wird wahrscheinlich noch mit Holz beheizt und funktioniert nur, wann er will.“
Sie gab klein bei. „Na ja, den vielleicht doch nicht.“
„Gut, du bekommst einen neuen Aga und ein neues Badezimmer. Mehr Umbauten sind wohl doch nicht nötig. Das heißt, wir können vor Weihnachten einziehen. Oder schon an unserem Hochzeitstag.“
Ihre Augen weiteten sich, sie wollte etwas sagen, aber die Tränen waren schneller. Lucy presste die Lippen zusammen, vergeblich. Die ersten Tropfen kullerten ihr über die Wangen.
Ben strich sie ihr sanft mit den Daumen fort. „He, kleine Heulsuse …“
„Ich … ach, Ben, wenn wir schon hier wohnen könnten, wenn das Baby kommt – das wäre wundervoll.“
„Ich werde mich anstrengen. Ich nehme ein paar Tage Urlaub und du auch, und dann kannst du die Beine hochlegen …“
„Was? Während du das Haus streichst? Kommt nicht infrage! Ich will mithelfen.“
„Bestimmt nicht.“ Sein Ton ließ keinen Widerspruch zu. „Farbdämpfe einatmen und auf Leitern klettern? Nein, Lucy, ich hätte keine ruhige Minute mehr. Du wirst jeden Morgen ausschlafen. Und wenn du magst, bringst du mir mittags etwas zu essen, wir picknicken zusammen, und dann darfst du mir sagen, wie toll ich alles gemacht habe. Danach kannst du Teppiche und alles andere aussuchen. Aber nicht länger als eine Stunde. Hinterher legst du dich brav wieder auf mein Sofa und siehst dir die Nachmittagssendungen im Fernsehen an.“
Sie rümpfte so niedlich die Nase, dass er sie am liebsten geküsst hätte.
„Ich hasse Nachmittagsfernsehen“, sagte sie mit einer Miene, als hätte sie in eine Zitrone gebissen.
Ben musste lachen. „Dann planst du eben die Hochzeit.“
Lucy seufzte. „Ach, Ben. Glaubst du, er kommt?“
„Ich weiß es nicht.“ Er nahm ihre Hand und streichelte sie. „Aber was auch passiert, ich bin bei dir.“ Ben zog sie in die Arme. „So, jetzt gehen wir essen und schmieden Hochzeitspläne!“
9. KAPITEL
Das Smugglers’ Inn lag oben auf der Klippe, ganz in der Nähe der Kirche.
„Für eine kleine Party, mittags.“ Lucy blieb absichtlich vage, als sie für Montag in zwei Wochen einen Raum bestellten.
„Wie viele Personen?“, fragte Tony, der Besitzer des gemütlichen Wirtshauses.
Ratlos blickte sie zu Ben. „Zwanzig, höchstens?“
„Schon möglich“,antwortete er.„Ich weiß es auch nicht. Wir müssen erst noch eine Liste aufstellen. Wäre es denn grundsätzlich möglich?“
„Klar. Montags haben wir nie viel zu tun. Möchten Sie unsere Karte sehen? Bei Hochzeiten wird gern das Büfett genommen.“
Ihr stieg das Blut ins Gesicht. „Für Partys doch auch, oder?“
Aber er sagte nichts, sondern reichte ihr mit einem wissenden Lächeln die Mappe. „Schauen Sie sich das
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