JULIA ARZTROMAN Band 26
beim Essen in Ruhe an. Wissen Sie schon, was Sie wollen?“
„Scampi und Chips“, sagte Lucy wie aus der Pistole geschossen. Die frittierten Meeresfrüchte und Kartoffelstäbchen waren hier besonders lecker.
„Und für Sie, Sir?“
„Das Gleiche, bitte. Was möchtest du trinken, Lucy?“
„Apfelsaft, bitte.“
„Für mich auch. Danke, Tony.“
Der Wirt deutete auf einen Tisch am Kamin. „Nehmen Sie dort drüben Platz, da ist es mollig warm. Essen kommt sofort.“
„Also, wer soll dabei sein?“, fragte Ben, als sie saßen, und zog einen Notizblock aus der Tasche.
Lucy überlegte. „Mein Vater, vorausgesetzt, ich kann ihn überreden. Mein Zwillingsbruder Jack. Allerdings habe ich seit einer Ewigkeit nicht mehr mit ihm gesprochen. Er hat immer viel um die Ohren, und ich glaube nicht, dass er wochentags Zeit hat. Mein zweiter Bruder Ed ist in Afrika, mit ihm kann ich nicht rechnen. Dann Marco und Dragan. Allerdings muss einer von ihnen in der Praxis bleiben. Kate natürlich und Chloe, meine Hebamme. Lauren Nightingale, die Physiotherapeutin, Alison, unsere Praxisschwester. Wir haben oft bei der Wundversorgung zusammengearbeitet.“
Sie legte den Kopf schräg und dachte nach. „Ach ja, Melinda auf jeden Fall … die Tierärztin. Und Vicky, meine Friseurin. Ich werde sie bitten, mir für die Trauung die Haare zu machen. Wen noch? Mike und Fran Trevellyan, unsere nächsten Nachbarn, wenn wir in Tregorran House wohnen. Obwohl, Fran ist Lehrerin, sie wird in der Schule sein. Aber ich kenne Mike seit meiner Kindheit.“
Sie lächelte. „Damals war er mein Held. Er hat es mit bemerkenswerter Geduld ertragen, dass meine Brüder und ich ihm überallhin nachliefen. So, wie viele sind das? Oh, und natürlich Hazel, Sue und Doris aus der Praxis.“
„Fünfzehn. Falls dein Vater, Jack, Fran und entweder Marco oder Dragan nicht kommen, sind es elf.“
„Was ist mit dir?“
„Meine Eltern wohnen in Tavistock, das ist nicht weit. Sie arbeiten zwar, aber ich bin sicher, dass sie für den Tag Urlaub nehmen. Dann mein Bruder Rob mit seiner Frau Polly. Rob kann mein Trauzeuge sein. Meine Oberärztin Jo möchte ich auch gern dabeihaben – und noch ein paar Kollegen. Lucy, wir können im Sommer immer noch eine große Party mit mehr Leuten feiern, vielleicht zur Taufe des Babys?“
„Was für eine schöne Idee.“ Sie schenkte ihm ein Lächeln, bevor sie nach dem Notizblock griff. „Also zwischen zwanzig und fünfundzwanzig. Und, wollen wir das Büfett nehmen?“
„Für unsere Party?“, neckte er und schlug das Hochzeitsbüfett auf.
Ihr Lachen klang unbehaglich. „Ich wollte es nicht an die große Glocke hängen, ehe ich nicht mit meinem Vater gesprochen habe.“
Zwei Minuten später kam Tony an ihren Tisch und brachte das Essen. „Ihr solltet wissen, dass man euch gesehen hat, als ihr aus dem Pfarrhaus gekommen seid“, sagte er mit gesenkter Stimme. „Die Leute hier zählen schon eins und eins zusammen. Falls ihr hofft, dass es ein Geheimnis bleibt … das könnt ihr vergessen, Freunde“, schloss er augenzwinkernd.
Ben und Lucy tauschten Blicke und lachten verlegen. Bis ihr plötzlich das Lachen verging, weil ihr etwas einfiel.
„Oh, Ben, ich muss sofort mit meinem Vater sprechen, bevor er es von anderen erfährt.“
Er streckte die Hand aus. „Warte. Iss erst mal, und dann gehen wir zusammen. Tony, wir hätten gern das Büfett für fünfundzwanzig Personen. Vielen Dank.“
Der Wirt nickte und tätschelte Lucy die Schulter. „Keine Sorge, wir kümmern uns um Sie. Wir alle freuen uns über die guten Neuigkeiten.“
Alle, außer ihr Vater.
Wenn sie das Gespräch doch nur schon hinter sich hätte …
Er wollte nicht mit ihr reden.
„Ich habe keine Zeit“, sagte er knapp, als sie sein Sprechzimmer betrat. Ben war draußen geblieben. „Abgesehen davon dachte ich, gestern Abend wäre schon alles gesagt worden. Du hast deutlich gemacht, wo deine Prioritäten liegen.“
„Oh, Dad, bitte.“ Ihre Augen wurden feucht, aber sie blinzelte die Tränen zurück. „Ich liebe ihn. Ich weiß, dass du denkst, er war schuld an …“
„Falsch – ich weiß genau, dass er schuld war, und ich will mit euch nichts mehr zu tun haben. Du hast dich entschieden, Lucy, also steh auch dazu.“
Getroffen starrte sie ihn an. Wo war der liebevolle Vater ihrer Kindheit geblieben? Dieser harte, unerbittliche Mann war ihr völlig fremd. „Dad, bitte“, versuchte sie es noch einmal. „Komm zu meiner Hochzeit. Ich
Weitere Kostenlose Bücher