Julia Arztroman Band 62
fand? Er war ein ausgezeichneter Chirurg, gut im Umgang mit seinen Patienten, und offenbar bedeutete ihm seine Arbeit auch persönlich sehr viel.
McKenzie erspähte den Kindertisch, auf dem mehrere Puzzles verstreut lagen. An der Hand zog sie ihre Mutter in den Raum hinein, und als Paige sie losließ, lief sie eifrig zur Tür, um sie zu schließen.
„Setz dich mit McKenzie doch schon mal hin“, meinte Valentino. „Ich bereite inzwischen den Computer vor.“
„Okay.“ Mit wackeligen Beinen ging Paige zu dem Tisch und setzte sich auf einen der kleinen Kinderstühle neben McKenzie.
„Sind die anfänglichen Schwindelanfälle noch mal aufgetreten?“, erkundigte sich Valentino, der etwas auf seiner Tastatur eintippte.
„Nein.“ An den ersten Tagen nach der Operation hatte Paige festgestellt, dass McKenzie beim Aufstehen ein bisschen schwankte. Dennoch hatte sie sich deshalb keine Sorgen gemacht, weil sie wusste, dass dies durch die Störung des Innenohrs verursacht wurde, und es war schnell wieder verschwunden.
Sobald Valentino fertig war, schaute er zu Paige. „Okay, wir sind so weit. Aber zuerst will ich mir die Wunde noch mal ansehen.“
Er kam vom Schreibtisch herüber, um sich auf die andere Seite von McKenzie zu setzen. Er tippte ihre Hand an, und als sie sich zu ihm umdrehte, fragte er in der Gebärdensprache: „Wie geht es deinem Ohr? Darf ich es mir angucken?“
McKenzie nickte und legte den Kopf nach links. Valentino schob die blonden Locken am rechten Ohr beiseite, damit er die kleine rasierte Stelle betrachten konnte, wo er operiert hatte. Vor zwei Wochen hatte sich auf dem Knochen hinter dem Ohr eine kleine Schwellung gezeigt, aber nun sah alles ganz normal aus.
„Es ist wunderbar verheilt“, sagte er und ließ das Haar wieder übers Ohr fallen. „Also gut“, meinte er zu Paige. „Dann setzen wir den äußeren Teil ein.“
Sie nickte. „Dr. Valentino wird dir jetzt dein neues Hörgerät dranmachen“, erklärte sie an McKenzie gewandt.
Die Kleine spielte seelenruhig weiter, während er den externen Teil des Geräts genau über der Stelle befestigte, unter der sich das Implantat befand. Es war ein kleines rundes Element, bestehend aus einem Mikrofon, einem Sprachprozessor sowie einer Übertragungsspule und einer Batterie. Dieser äußere Teil wurde magnetisch mit dem Implantat verbunden, das wiederum aus einem Empfänger und einem Stimulator bestand.
Dann holte Valentino sein Notebook vom Schreibtisch und stellte es auf einen kleineren Schreibtisch direkt hinter McKenzie. Über ein langes Kabel verband er das externe Gerät mit seinem Computer.
„Okay, du kennst das ja“, sagte er. „Zuerst führe ich die Telemetrie-Messung durch, die etwa zehn Minuten dauert. Davon hört sie nichts.“
„Ja.“ Paige wusste, dass Valentino einige der implantierten Elektroden über seinen Computer stimulieren würde, um festzustellen, ob der Hörnerv reagierte.
Die Minuten kamen ihr vor wie Stunden, während die Stille immer lastender wurde.
Schließlich nickte Valentino befriedigt. „Gut. Der Nerv reagiert perfekt, das heißt, das Implantat funktioniert.“
Erleichtert lächelte Paige. Sie hatte schon Albträume davon gehabt, dass die Operation erfolglos gewesen wäre. Aber die erste Hürde hatten sie geschafft.
Beruhigend berührte Valentino ihre Schulter. „Okay, dann schalte ich es jetzt mal an. Einverstanden?“
„Ja.“ Paige hielt den Atem an. Das war der entscheidende Moment. Nur noch ein oder zwei Mausklicks – und ihre Tochter sollte in der Lage sein, etwas zu hören.
Valentino, der ihr die Anspannung anmerkte, meinte sanft: „Es ist wichtig, keine Wunder zu erwarten. Viele Kinder reagieren zunächst nicht …“
„Das weiß ich“, unterbrach sie ihn.
„Das ist mir klar“, erwiderte er. „Aber ich sage es trotzdem. Beim eigenen Kind ist es immer etwas anderes.“ Da sie schwieg, fuhr er fort: „Es kann sein, dass McKenzie gar nichts tut, wenn das Gerät eingeschaltet ist. Das kommt häufig vor. Bei den Kleinen ist es oft schwer zu beurteilen, was sie hören. Vor allem, wenn sie noch nicht sprechen gelernt haben oder ihr ganzes Leben lang taub waren, so wie McKenzie. Sie kennen Klang ja nicht einmal.“
Valentino sah Paige an. „Ich habe es sehr leise gestellt, damit sie nicht durch plötzliche Geräusche erschrickt. Dennoch weint sie vielleicht, was eine durchaus übliche Reaktion wäre.“
Auf einmal war Paige dankbar, dass er sich die Zeit nahm, sie auf
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