Julia Arztroman Band 62
angesteckt?“
„Vermutlich. Ich habe schon damit gerechnet, dass Lily sie auch kriegt.“
„Besser jetzt als später, wenn sie erwachsen ist.“
„Bestimmt.“ Gina musste gähnen und hielt sich die Hand vor den Mund. „Entschuldige.“
„Du bist müde. Du hast den ganzen Tag gearbeitet und bist wahrscheinlich bis jetzt nicht zur Ruhe gekommen.“
„Nein, nicht wirklich. Lily hat mich ganz schön auf Trab gehalten.“ Wieder gähnte sie. „Ach, was würde ich jetzt für ein heißes Bad geben.“
„Dann nimm eines, solange Lily schläft.“
„Nein, das geht nicht. Ich muss ein Auge auf sie haben …“
„Unsinn.“ Marco legte ihr die Hand auf die Schulter und schob sie zur Tür hinaus. „Ich bin ja hier. Du brauchst jetzt ein bisschen Zeit für dich selbst. Es kann eine lange Nacht werden.“
„Ich erwarte nicht von dir, dass du dich um Lily kümmerst, Marco. Sie ist immer noch mein Kind!“
„Nein, Lily ist unser Kind, und ich bin genauso verantwortlich für sie wie du.“ Er gab Gina einen kleinen Schubs und fragte sich, wann sie endlich akzeptierte, dass sein Interesse für Lily nicht nur vorübergehend war. Er legte so viel Überzeugungskraft wie möglich in seine Stimme, als er sagte: „Ich passe gut auf sie auf, Gina. Vertrau mir.“
Gina zögerte. Sie ließ sich nicht gern sagen, was sie zu tun hatte, wusste aber, dass ein heißes Bad ihr wirklich gut tun würde.
„Wenn du meinst …“, begann sie und verstummte, als Marco auf diese ihm eigene, sexy Weise eine Augenbraue hochzog. Damit hatte er schon damals ihr Innerstes zum Glühen gebracht. Rasch verschwand sie im Badezimmer, verriegelte die Tür und lehnte sich mit dem Rücken dagegen, um ein paar Mal tief durchzuatmen. Hör auf damit, ermahnte sie sich streng. Jetzt ist nicht die Zeit, um lüsternen Gedanken nachzuhängen.
Seufzend ließ sie sich kurz darauf in das heiße Badewasser sinken und schloss die Augen. Sie hatte keine Ahnung, was Marco machte, denn sie hörte keinen Laut aus dem Wohnzimmer. Vielleicht saß er ganz ruhig auf der Couch und wartete, bis sie im Bad fertig war.
Unwillkürlich schweiften ihre Gedanken in die Vergangenheit zurück. Sie sah sich frisch geduscht aus dem Badezimmer seiner Villa kommen und ihn nackt auf seinem Bett liegen, die Hände nach ihr ausgestreckt. Worte waren nicht nötig gewesen, sie hatten beide gewusst, was als Nächstes kommen würde … Dass er sie zu sich aufs Bett ziehen und aus dem feuchten Handtuch wickeln würde … Dass er sie ansehen würde, jeden Winkel ihres Körpers, und wenn ihre Blicke sich trafen, hatten seine Augen vor erwartungsvoller Begierde gefunkelt …
Gina stöhnte leise auf, als sie an ihr sinnliches Liebesspiel dachte. Marco war ein wunderbarer Liebhaber gewesen, der stets darauf achtete, dass sie genauso viel Lust empfand wie er. Nie zuvor hatte sie so ekstatische Höhepunkte erlebt, nie so intensive Gefühle für einen Mann empfunden. Und sie würde auch nie wieder solche Gefühle genießen können … Nur in seinen Armen hatte sie sich jemals so lebendig gefühlt. Erst durch Marco hatte sie erfahren, wie es sich wirklich anfühlte, eine Frau zu sein.
Ein leises Klopfen an der Tür brachte sie in die Wirklichkeit zurück. Gina schlug die Augen auf. Plötzlich überkam sie das schmerzhafte Gefühl, etwas sehr Bedeutendes verloren zu haben. Ganz gleich, welchem Mann sie in ihrem Leben noch begegnen mochte, sie würde für keinen jemals das empfinden, was sie für Marco empfunden hatte. „Ja? Ist etwas mit Lily?“
„Nein, sie schläft wie ein Murmeltier. Ich wollte nur wissen, ob du schon etwas gegessen hast.“
„Dazu bin ich noch nicht gekommen“, antwortete Gina. Sie musste diese romantischen Gefühlsaufwallungen in den Griff bekommen, ermahnte sie sich im Stillen. Bisher waren Marco und sie erstaunlich gut zurechtgekommen, und dieses freundliche Miteinander wollte sie nicht ruinieren. „Ich koche mir später etwas.“
„Nicht nötig. Ich habe uns was vom Chinesen mitgebracht. In zehn Minuten können wir ganz schick dinieren.“
Gina hörte ihn in die Küche gehen und gleich darauf das Öffnen der Mikrowelle. Sie stieg aus der Wanne, wickelte sich ein Handtuch um und flitzte ins Schlafzimmer. Dass dabei sehr viel von ihren Beinen zu sehen war, ließ sich leider nicht vermeiden, und als Marco sich kurz nach ihr umschaute, bemerkte sie ein gewisses Interesse in seinem Blick.
Gina biss die Zähne aufeinander. Er war keineswegs interessiert! Das
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