Julia Arztroman Band 62
wusste sofort, dass sie recht gehabt hatte. Das Verlangen in seinen Augen ließ keine Fragen offen. Marco wollte sie. Er begehrte sie, wie ein Mann eine Frau begehrte, die er anziehend fand, und plötzlich erkannte Gina, dass sie es auch wollte.
„Marco.“
Seine Augen verdunkelten sich. Er hatte verstanden. Als er seine Hand an ihre Wange hob, blieb Gina ganz still stehen. Sie spürte der Berührung seiner Finger nach, wie er ganz behutsam den Schwung ihrer Wangen und ihrer Lippen nachzeichnete, als wollte er die Form ihres Gesichts aufs Neue erkunden.
„Deine Haut ist so zart“, flüsterte er, während er sie streichelte und liebkoste. „Wie Samt, das habe ich früher schon immer gedacht …“
Er hielt inne, wie überwältigt von den Erinnerungen, die auf ihn einströmten. Seine Finger begannen zu zittern, als er weiter ihren Nacken streichelte, und da wusste Gina, dass ihn das Wissen, sie schon einmal so sehr begehrt zu haben, tief erschütterte.
Immer tiefer ließ er seine Hand gleiten, über ihren Hals bis zum Dekolleté und zum Reißverschluss ihrer Jacke. Gina bewegte sich nicht. Sie überließ ihm die Entscheidung, ob er weitermachen wollte. Was sie wollte, das wusste sie …
Als er schließlich nach dem Reißverschluss griff und ihn langsam nach unten zog, hielt Gina die Luft an. Sie war nach dem Baden ohne Unterwäsche in ihren Hausanzug geschlüpft, was sie jetzt bitter bereute. Es war so lange her, seit Marco sie zuletzt nackt gesehen hatte, damals war Lily noch nicht geboren. Wie jeder Körper einer Frau hatte sich auch ihrer nach der Geburt verändert.
„Du bist so wunderschön, cara . So unheimlich weiblich.“
In seiner heiseren Stimme schwang so viel Gefühl mit, dass Gina erbebte. Sie wusste, dass er ihr nicht nur schmeichelte, als er ihre Jacke weit öffnete und sie anschaute. Ihr Körper mochte sich verändert haben, aber Marco gefiel, was er sah, und das allein zählte.
Gina hob ihr Gesicht und ließ ihn mit Blicken, nicht mit Worten wissen, was sie wollte. Sie hörte ihn aufstöhnen. Behutsam berührten seine Lippen die ihren, als erwarteten sie eine Antwort, die sie ihm nur zu bereitwillig gab. Der Kuss dauerte an, wurde tiefer und fordernder. Gina spürte, dass sie beide diesen Kuss brauchten, dass sie einander genießen mussten, um ein wenig dieser Begierde zu befriedigen, die sie beide quälte.
„Dio mio!“ Marco hob den Kopf, hielt sie aber weiter fest in seinen Armen. Gina spürte das Zittern, das durch seinen Körper lief, genauso intensiv wie ihr eigenes sinnliches Begehren. „Ich hatte ja keine Ahnung …“
Marco verstummte. Er konnte oder wollte seine Gefühle nicht erklären, aber das war auch nicht nötig. Gina verstand ihn, weil sie genauso fühlte. So wie damals. Marcos Küsse hatten sie immer bis ins Tiefste berührt, sie aufgewühlt … Sie hatte sich nie so lebendig gefühlt wie mit ihm. War es ihm vor drei Jahren auch so ergangen, oder war es jetzt eine neue Erfahrung für ihn? Fand er sie heute vielleicht sogar anziehender als damals?
Nein, darüber wollte Gina lieber nicht nachdenken. Er hatte ihr ganz deutlich zu verstehen gegeben, dass er sich nie wieder auf eine Beziehung einlassen würde, und deshalb wäre es kindisch, auf einen Sinneswandel zu hoffen. Sie musste akzeptieren, dass diese Begierde, die im Augenblick zwischen ihnen aufloderte, alles war, was sie hatten. Es mochte nicht das sein, was sie sich einst erhofft hatte, aber im Moment genügte es ihr. Es musste ihr genügen.
Sie schlang die Arme um seinen Nacken und küsste ihn. Marco hatte es immer gemocht, wenn sie bei ihren Liebesspielen die Initiative ergriff, und es schien ihm auch jetzt zu gefallen. Er öffnete die Lippen und ließ einen tiefen Seufzer hören, als sie mit ihrer Zunge seinen warmen, nach Kaffee schmeckenden Mund erforschte, als ihr Kuss erst neckend wurde, dann fordernder. Als er sie enger an sich heranzog und Gina seine erregte Härte spürte, lächelte sie zufrieden. Das war die Antwort, die sie erhofft hatte.
„Machst du dich lustig über mich, weil ich dich so begehrenswert finde?“, flüsterte er ihr ins Ohr und rieb seine Hüften an ihr, bis sie leise aufstöhnte.
„Nein … überhaupt nicht“, begann sie. „Ich finde es …“
Aber Marco ließ sie nicht ausreden. Stattdessen packte er sie und trug sie ins Wohnzimmer. Dort setzte er sie auf der Couch ab und grinste sie frech an. „Egal, wie du es findest, ich bin jedenfalls unheimlich scharf auf dich,
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