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Julia Arztroman Band 62

Julia Arztroman Band 62

Titel: Julia Arztroman Band 62 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Taylor , Abigail Gordon , Amy Andrews
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möchte einen Gutenachtkuss, Libby!“, rief Nathan nach ein paar Minuten hinunter. „Kannst du hochkommen?“
    Als sie an der Tür zu Tobys Zimmer erschien, lächelte der Kleine sie vom Bett aus an, seine Kuscheldecke fest in der Hand, die er auch im Krankenhaus die ganze Zeit bei sich gehabt hatte.
    Wie schön es doch wäre, wenn sie Toby jeden Abend gute Nacht sagen könnte, weil Nathan sie um ihrer selbst willen liebte und nicht, weil sie ihm gerade nützlich war.
    Dieser bemerkte, wie Libbys Gesichtsausdruck sich veränderte, und er wusste, dass sich das, was zwischen ihnen vorhin geschehen war, nicht wiederholen würde. Jedenfalls nicht heute. Es war ein wunderbarer Augenblick gewesen, genauso schnell zu Ende, wie er begonnen hatte. Wieder einmal das falsche Timing.
    Er sollte recht behalten. Beim Essen drehte sich das Gespräch um alles Mögliche außer den Kuss von vorhin. Sie unterhielten sich über den Tag in der Praxis, die geplanten Veranstaltungen im Dorf, wie zum Beispiel das Barbecue, das am kommenden Freitagabend stattfinden sollte.
    „Dieses Barbecue gab es schon immer am fünften November zur Bonfire Night, auch als wir noch Kinder waren, stimmt’s?“, meinte er. „Das ist das Tolle an einer solchen Dorfgemeinschaft. Ich könnte mir vorstellen, dass dich nach Ians Tod alle unterstützt haben.“
    „Ja, das ist wahr“, antwortete Libby leise. Sie wünschte, er hätte nicht ausgerechnet jetzt den schrecklichen Fehler erwähnt, den sie aus lauter Einsamkeit wegen seiner schroffen Zurückweisung begangen hatte.
    „Du sprichst nie über deine Ehe, Libby. Hast du Ian geliebt?“, fragte Nathan ernst. „Und hat er dich geliebt?“
    Wieder dachte er an diese furchtbaren Sekunden im Kirchenvorraum. Und auf einmal musste er unbedingt wissen, ob es vielleicht sogar der zweitgrößte Fehler seines Lebens war, zu glauben, sie wäre am Tag ihrer Hochzeit vollkommen glücklich gewesen.
    „Ich denke, ich war eher verliebt in die Liebe als in Ian“, antwortete sie zögernd. „Immerhin war ich schon Ende zwanzig und hatte keine Familie mehr. Meine Mutter hatte ich verloren, und mein Vater war weit weggezogen, weil er es nicht ertragen konnte, dass er die Farm verkaufen musste.“
    Nach einer Pause fuhr sie fort: „Und du hattest mir sehr deutlich zu verstehen gegeben, dass du nichts für mich empfindest. Du bist nie zurückgekommen, nicht mal zu Besuch.“
    Libby schwieg einen Moment. „Ian hatte mir schon zweimal einen Antrag gemacht, die ich beide abgelehnt habe. Aber beim dritten Mal, nun ja, den Rest kennst du. Ob er mich geliebt hat? Nein, nicht wirklich. Er wollte eine Frau, und ich war eine alte Jungfer. Um die Wahrheit zu sagen, war es nicht die Ehe, die ich mir erträumt hätte. Aber die Art, wie sie endete, war eine Tragödie, die ich niemandem wünschen würde. Ich rede nicht gerne darüber, Nathan. Also können wir bitte das Thema wechseln?“
    „Ja. Nur eins noch.“
    „Was denn?“ Ihre Stimme klang tonlos.
    „Wie um alles in der Welt konntest du bloß glauben, du wärst eine alte Jungfer? Nicht alle Männer in Swallowbrook waren damals so blind wie ich.“
    Sie hob die schmalen Schultern unter dem schwarzen Seidentop. „Vielleicht haben sie mir nicht gefallen. Ian war anders. Er hat nicht viel von mir verlangt, weil er so von seinem eigenen Lebensstil in Anspruch genommen war. Einmal habe ich ihn gefragt, warum er mich geheiratet hat. Da sagte er, er wäre an einem Punkt in seinem Leben gewesen, wo er eine Frau haben wollte. Und anscheinend passte ich gerade in sein Schema. Du siehst also, keiner von uns hat viele Gefühle investiert. Wenn Ian nicht gestorben wäre, dann wären wir jetzt geschieden, da bin ich ganz sicher.“
    Nathan dachte, dass sie einander in diesem Augenblick näher waren als jemals zuvor. Aber Libby wollte über etwas anderes reden, deshalb wandte er sich wieder dem ursprünglichen Thema zu.
    „Wie sieht’s denn aus mit dem Barbecue? Hast du schon was dafür geplant, oder sollen wir beide mit Toby dort hingehen? Heute war er sehr erschöpft, aber bis Freitag hat er sich bestimmt erholt. Was meinst du?“
    „Ja, gern“, stimmte sie zu. „Ich habe noch keine Pläne. Im Augenblick habe ich keine große Lust auf solche Veranstaltungen.“
    „Vielleicht sollten wir was dagegen tun?“, schlug er vor. „Wenn Toby wieder ganz fit ist und Dad ihn bei sich übernachten lässt, könnten wir doch in der Stadt mal einen draufmachen. Oder auch hier in der Gegend, falls

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