Julia Bestseller Band 142
ihrem Zimmer hinter geschlossener Tür in die Arbeit stürzte.
Der Vormittag verging wie im Flug. Ein Patient gab dem nächsten die Klinke in die Hand. Sie erneuerte Verbände, nahm Blut ab, gab Spritzen und behandelte kleinere Verletzungen. Irgendwann meldete sich Mark am Telefon.
„Ich habe einen fünfundfünfzig Jahre alten Mann hier, der Brustschmerzen hat und orientierungslos ist. Er hat einen sehr verlangsamten Herzschlag. Ich vermute einen Herzblock. Kannst du ein EKG für mich machen?“, fragte er.
„Selbstverständlich. Schick ihn zu mir!“ Sie war gerade dabei, eine Touristin zu behandeln, die über Durchfall klagte. „Sie müssen viel trinken“, riet sie ihr, „und bitte kommen Sie wieder, wenn sich Ihr Zustand binnen vierundzwanzig Stunden nicht bessert oder die Bauchschmerzen schlimmer werden!“
„Soll ich ein Medikament dagegen einnehmen?“, fragte die Patientin.
„Besser nicht, es sei denn, Sie gehen auf eine lange Reise. Es ist immer das Beste, wenn der Körper ein solches Problem von allein löst. In ein paar Tagen wird es Ihnen wieder besser gehen.“
Kaum hatte sich die Frau verabschiedet, kam Mark in ihr Zimmer. Sein schönes Gesicht war völlig ausdruckslos. „Ich bringe dir Mr Fox“, sagte er und stellte ihr einen leicht übergewichtigen Mann vor. „Ich bin in meinem Zimmer, wenn das EKG fertig ist.“
Holly bat den Mann, Hemd und Socken auszuziehen, weil sie einige Kabel an seiner Brust anbringen wollte. „Keine Angst, es tut nicht weh“, versicherte sie ihm. „Das EKG gibt uns ein Bild davon, wie Ihr Herz arbeitet. Dazu müssen Sie sich ganz entspannen.“
Sie wartete, bis Mr Fox es sich auf der Liege bequem gemacht hatte. Dann tupfte sie Kontaktgel auf die Saugnäpfe und brachte die Kabel vorsichtig an Hand- und Fußgelenken sowie auf der Brust an.
„Wie ist denn das passiert?“, fragte sie.
„Ich habe meiner Tochter beim Umzug geholfen. Ich habe Kisten und Möbel getragen, und plötzlich fühlte ich diesen schrecklichen Schmerz in meiner Brust. Erst dachte ich, es wäre eine Magenverstimmung, weil ich das schon öfter hatte.“
„Und Sie sind nie zum Arzt gegangen?“
„Nein. Hätte ich das tun sollen?“
Holly riss den Bogen mit den Aufzeichnungen aus dem Apparat und sagte: „Ich bringe das EKG zu Dr. Logan, damit er es sich ansehen kann, während Sie sich ankleiden.“
Mit klopfendem Herzen wartete sie vor Marks Behandlungszimmer, bis sein Patient herauskam. „Ich habe das EKG von Mr Fox hier“, sagte sie.
Mark nickte und nahm ihr das Blatt aus der Hand. „Und?“
„Ich bin zwar in der Kardiologie nicht mehr auf dem letzten Stand“, gab sie zu. „Aber ich finde, es sieht nicht gut aus.“
Mark runzelte die Stirn, als er die Aufzeichnungen studierte. „Er hat einen Herzblock dritten Grades erlitten“, sagte er. Er erklärte Holly die Zusammenhänge und warum Mr Fox kollabiert war. „Er hat in diesem Fall Glück gehabt, aber jetzt muss er sofort ins Krankenhaus und stabilisiert werden. Danach wird er wohl einen Herzschrittmacher bekommen müssen. Bitte schicke Mr Fox zu mir und bestelle inzwischen einen Krankenwagen!“
Sie begleitete Mr Fox in Marks Zimmer, bat Tina, für den Krankenwagen zu sorgen, und ging dann in ihre eigene Sprechstunde zurück.
Bis sie den letzten Patienten auf ihrer Liste behandelt hatte, war es Mittagszeit geworden. Sie sehnte sich nach einer Tasse Kaffee und ging dafür in den Aufenthaltsraum.
„Was für ein Vormittag!“, stöhnte Tina, die es sich in einem Sessel bequem gemacht hatte. „Ich könnte wetten, dass einige Leute ihre Ferien dazu benutzen, um von einem anderen Arzt eine andere Meinung zu hören. Wie sonst könnten so viele Touristen, kaum dass sie hier angekommen sind, ein Leiden entdecken?“
Ian, der sich ein Sandwich geholt hatte, musste lachen. „Es scheint, als wären wir wirklich stark beschäftigt“, sagte er. „Sind Sie heute Abend mit der Lebensberatung dran, Holly?“
Holly nickte und nippte an dem zu heißen Kaffee. „Hat jemand etwas über Jack Finn erfahren?“
„Ich habe ihn gestern Abend kurz gesehen“, berichtete Ian. „Die Kardiologen sind sehr zufrieden mit ihm.“
„Das ist gut“. Holly setzte wieder die Tasse an den Mund, doch als Mark den Aufenthaltsraum betrat, verschüttete sie vor Schreck die Hälfte des Kaffees. Hastig entfernte sie den Fleck vom Teppich und verschwand.
Am Nachmittag war Sprechstunde für Impfungen. Die Kinder waren so unleidlich wie
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