Julia Bestseller Band 142
selten.
„Das macht die Hitze“, meinte Caroline, die sich alle Mühe gab, einen heulenden Vierjährigen mit Süßigkeiten zu beruhigen. „Sie macht allen zu schaffen.“ Nur Caroline selbst war in bester Stimmung.
„Hatten Sie einen netten Abend?“, fragte Holly sie.
„Perfekt.“ Man sah es ihr an, dass sie die Wahrheit sagte. „Greg ist fantastisch. Er kam letzte Nacht zu mir. Haben Sie sich gewundert, wo er abgeblieben war?“
„Nein. Wir haben es erraten.“
„Ich muss mich bei Ihnen entschuldigen, Holly“, sagte Caroline. „Ich war sehr unhöflich zu Ihnen, als Sie ankamen, und Sie waren so nett zu mir. Es tut mir wirklich leid.“
„Es gibt keinen Grund für eine Entschuldigung“, widersprach Holly peinlich berührt.
Caroline fasste sie vertraulich am Arm. „Wenn ich daran denke, wie ich mich benommen habe, schäme ich mich. Ich kann es mir nur so erklären, dass ich nach allem, was vorgefallen war, nicht mehr richtig denken konnte. Diese dumme Sache mit Mark zum Beispiel … Sie bedeutete mir gar nichts, das weiß ich jetzt.“
„Sie sind bestimmt nicht die Einzige, die sich in Mark verliebt hat“, sagte Holly.
„Aber Sie sind die Glückliche“, betonte Caroline, „Sie sind diejenige, die er liebt.“
Holly rang sich ein Lächeln ab und wechselte das Thema. „Wie steht es denn mit Ihnen und Greg?“
„Er wird zu mir ziehen, bis sein Haus wieder hergerichtet ist. Das will er Mark heute sagen.“
Das bedeutet, dass ich mein Zimmer wieder haben kann, war Hollys erster Gedanke. Aber warum war sie von dieser Idee nicht begeistert? Nach der letzten Nacht müsste sie doch froh sein, wieder ein eigenes Zimmer zu haben. Aber die Wahrheit war, dass sie nur mit Entsetzen daran denken konnte, was so rasch und unkontrolliert zwischen ihr und Mark passiert war. Vierundzwanzig Jahre einer engen Freundschaft standen nach einer einzigen Liebesnacht auf dem Spiel, und das war allein ihre Schuld gewesen. Sie hatte ihn verführt, und jetzt lag es an ihr, die Sache wieder in Ordnung zu bringen. Dies sollte gleich heute Abend geschehen.
Der Kursus für Lebensberatung war besser besucht denn je. Alle Teilnehmer setzten sich in einen Kreis, und es kam zu einem Frage- und Antwortspiel, in dem sich jeder zu seinen eigenen Ängsten und der Gesundheitspflege insgesamt äußern konnte.
Holly und Samantha sahen sich die Kochrezepte an, die einige Frauen mitgebracht hatten, und Tina versprach, sie abzuschreiben und auszudrucken, um sie dann an Interessenten zu verteilen.
Nach dem Kursus fuhr Holly nach Hause und wunderte sich, dass Mark noch nicht da war. Sie bereitete ein leichtes Abendessen und deckte den Tisch auf dem Balkon. Aber es wurde zehn Uhr, bis sie ihn kommen hörte.
Sie trat ihm im Wohnzimmer entgegen und sah, dass er sich versteifte, als er sie sah. Wovor hatte er Angst? Meinte er etwa, dass sie sich ihm in die Arme werfen wolle?
„Ich würde gern mit dir sprechen“, sagte sie und hielt ihm ein Glas Wein entgegen.
Er nahm es zögernd an und fragte: „Worüber?“
„Ich bin so traurig über das, was vorgefallen ist …“
„Ja, das hast du mir schon heute Morgen zu verstehen gegeben.“
„Ich meinte nicht alles so, wie ich es heute Morgen sagte.“
„Was zum Beispiel? Was von alledem, was du gesagt hast, meintest du nicht so?“
„Ich wollte zum Beispiel nichts über die Frau hören, die du liebst“, antwortete Holly mit einem erzwungenen Lächeln. „Du sagtest, du wolltest mir die Wahrheit sagen.“
Mark sah sie verständnislos an. „Und jetzt willst du etwas über die Frau hören, die ich liebe?“
„Ja, weil ich deine beste Freundin bin. Mich interessiert, worüber du sprechen wolltest.“
Es entstand ein langes Schweigen. „Jetzt will ich nicht mehr. Es gab viele Dinge, über die ich mit dir sprechen wollte, aber nun möchte ich diesen Morgen am liebsten vergessen. Lass bitte das Thema fallen!“
Holly konnte einfach nicht mehr an ihn herankommen. Der Mann, der vor ihr stand, war nicht mehr ihr Mark.
„Was ist mit uns passiert, Mark? Können wir jemals wieder eine Beziehung haben, wie wir sie hatten?“, fragte sie verzagt.
„Du meinst, bevor wir Sex hatten?“ Holly zuckte zusammen, als er auf sie zutrat. „Ich weiß nicht, Holly. Ich glaube nicht.“
Das war es also, dachte sie. Ich habe alles verdorben.
Sie war entschlossen, nicht vor ihm in Tränen auszubrechen, und wünschte sich nichts sehnlicher, als dass sie ihn niemals gezwungen hätte, sie zu
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