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Julia Bestseller Band 144

Julia Bestseller Band 144

Titel: Julia Bestseller Band 144 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Darcy
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Entenbraten.
    „Ich bin froh, dass ich dir nicht den Appetit verdorben habe“, meinte Jim schließlich ein wenig zerknirscht.
    „Das wäre auch eine Schande gewesen“, entgegnete sie trocken. „Das Essen hier ist wirklich ein Erlebnis.“
    „Gut zu wissen, dass ich endlich mal etwas richtig gemacht habe.“
    Jim hatte bei ihr mehr erreicht, als sie je hätte vorausahnen können. In der kurzen Zeit, die sie hier in diesem eleganten Lokal beisammensaßen, hatte er ihre Vorurteile gegen ihn in so vielen Bereichen ausgeräumt, dass sie in der Gefahr stand, sämtliche Vorbehalte, die sie gegen ihn aufgebaut hatte, zu vergessen und seiner magischen Anziehungskraft schutzlos ausgeliefert zu sein.
    „Dein Vater sagte mir, Chris sei in die Marine eingetreten?“
    Natürlich erinnerte er sich noch an ihren Bruder, der ihr altersmäßig am nächsten stand. Chris hatte sie und Jamie oft auf ihren kleinen Abenteuern begleitet. „Ja, er fährt im Moment auf dem Pazifik.“
    „War es der Einfluss seines Onkels?“
    Offenbar hatte Jim nicht vergessen, dass es der Bruder ihrer Mutter gewesen war, der ihrem Vater die Arbeit in den Docks und ihrer Familie das kleine Reihenhaus vermittelt hatte. Das war auch der Grund gewesen, warum sie nach Melbourne gezogen waren. Onkel Ray war bei der Handelsmarine gewesen, trotzdem hatte Beth das Gefühl, dass Chris seine Berufswahl aus ganz eigenen Überlegungen heraus getroffen hatte.
    „Ich glaube, der Grund war eher, dass er die Familie finanziell entlasten wollte“, antwortete sie. „Die Marine gab Chris die Möglichkeit zu studieren und bezahlte dafür.“
    „Ja, natürlich.“
    „Außerdem ist es eine sichere Karriere.“
    „Manche Narben sitzen tief, nicht wahr?“, sagte Jim mitfühlend.
    Beth fragte sich unwillkürlich, wie tief seine Narben sein mochten. Sie wusste jedenfalls, dass keiner aus ihrer Familie je vergessen würde, wie schwer der Bankrott der Farm ihren Vater getroffen hatte. „Es trifft die Menschen unterschiedlich. Kate zum Beispiel wird wahrscheinlich immer ein Zigeunerleben führen, reist mit leichtem Gepäck durch die Weltgeschichte, hängt sich an keinerlei Besitz. Augenblicklich arbeitet sie in London.“
    „Ja, dein Vater hat es mir erzählt. Und Patrick ist in Canberra bei der Bundespolizei. Tess hat vor Kurzem geheiratet und ist mit ihrem Mann nach Perth gezogen.“
    Beth lächelte. „Es war eine wundervolle Hochzeit … und Tess eine strahlend glückliche Braut.“
    Jim erwiderte ihr Lächeln. „Tess war immer ein Sonnenschein. So übersprudelnd vor Lebensfreude und stets zu einem Spaß aufgelegt.“
    „So ist sie immer noch“, pflichtete Beth ihm bei. Es tat ihr gut, über ihre Familie zu reden. Das war vertrautes Terrain und half ihr über ihre innere Anspannung hinweg.
    Während sie ihr Essen bis zum letzten Bissen genoss, tauchten vor ihrem geistigen Auge immer wieder Erinnerungen an die Kindheit im Tal auf. Jamie, der Patrick zeigte, wie man am besten einen Baum erklettert. Jamie, der Kate nach Hause trug, als sie sich das Bein aufgeschrammt hatte. Jamie, der Tess das Schwimmen beibrachte. Ihre Brüder und Schwestern hatten bewundernd zu ihm aufgeschaut.
    Sie würden ihn auch heute für seinen Erfolg bewundern. Kate würde ihn überdies als ein Prachtexemplar von Mann bezeichnen. Was aber lebte in der Seele eines Überlebenskünstlers, abgesehen von dem Schrei nach allem, was für ihn unerreichbar war? War sie, Beth, Teil dieses Schreis? Wollte er, dass sie darauf antwortete? Oder wollte er den vergangenen Teil seines Lebens endgültig begraben?
    Als der Ober die Teller abtrug, lehnte Beth sich zurück, betrachtete Jim und versuchte zu ergründen, was für ein Mann er geworden war. Er erwiderte ihren nachdenklichen Blick, als wollte er auch sie abschätzen. Auf seltsame Weise war dieses Gespräch bei Tisch in seiner Wirkung viel vertraulicher gewesen als all die leidenschaftlichen Zärtlichkeiten, die sie in jüngster Zeit geteilt hatten, denn es hatte an ein Verständnis gerührt, das einst, vor vielen Jahren, keinerlei Worte bedurft hatte.
    „All deine Küken sind flügge, Beth“, sagte Jim ruhig.
    Außer Kevin. Er würde nie mehr fliegen.
    „Gibt es noch irgendetwas, das dich in Melbourne hält?“
    Beth horchte beunruhigt auf. Das war es also, worauf all dieses Reden über ihre Familie abzielte! Es hatte nichts mit lieben Erinnerungen zu tun. Jim wollte, dass sie mit ihrem Vater auf die Farm zog. Jim Neilson, ein Meister der

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