Julia Bestseller Band 144
Berechnung. Vergiss Jamie, ermahnte sie sich energisch. Willkommen in der Wirklichkeit.
Er hatte sie eingelullt, das alte Gefühl der Gemeinsamkeit beschworen. Die Unsicherheit kehrte zurück. Jagte sie immer noch einem hoffnungslosen Traum nach? War sie wirklich bereit, sich mit weniger zu begnügen?
„Ich lasse mich nicht kaufen“, erklärte sie unverblümt. Ihre Augen funkelten stolz.
Er schüttelte den Kopf. „Ich habe nicht versucht, dich zu kaufen, Beth. Weder gestern noch heute. Ich wollte mir ein Chance erkaufen.“
„Du meinst eine Option, nicht wahr?“ So gut kannte sie sein Geschäft. Gewiefte Geschäftsleute sicherten sich eine Option auf Dinge, die sie vielleicht einmal haben wollten.
„Nein. Eine Option gibt mir die Wahl. Es stimmt, dass ich versucht habe, die Waagschalen zu meinen Gunsten zu verschieben. Aber die Wahl liegt immer noch bei dir, Beth.“
„Schön. Dann werde ich mich entscheiden, wenn ich bereit dazu bin.“
Es war ihm anzusehen, dass ihm diese Antwort nicht behagte. „Was hält dich zurück?“
„Ich will nicht, dass du irgendetwas als selbstverständlich betrachtest, Jim Neilson.“
Er beugte sich vor, hob beschwörend die Hände. In seinen Augen glühte ein so übermächtiges Verlangen, dass Beth instinktiv davor zurückscheute. „Ich bitte dich nur, mir noch eine Chance zu geben“, bat er leidenschaftlich. „Komm auf die Farm mit deinem Vater. Erlaube mir, dir ein anderes Leben zu zeigen, Beth. Wenn es dir nicht gefällt, kannst du immer noch fortgehen. Aber gib mir eine Chance, ja?“
Ihre Vernunft mahnte sie zur Vorsicht, aber ihre Antwort kam aus dem Herzen. „Ja“, hörte Beth sich sagen, und das triumphierende Aufleuchten in Jims Augen, das strahlende Lächeln, das sein Gesicht erhellte, brachte die letzten Barrieren zum Einstürzen. Ein berauschendes Gefühl pulsierte durch ihre Adern und beschwor eine Zukunft, in der das Unmögliche möglich zu werden schien.
Er hat gewonnen, dachte Beth. Sie hatte ihn gewinnen lassen. Aber würde nicht auch sie dadurch gewinnen?
9. KAPITEL
Die Zukunft. Ein neues Leben.
Entschlossen, es sofort in Angriff zu nehmen, bat Beth Jim, ihr von seiner Arbeit zu erzählen. Sie wollte alles über Jim Neilson wissen, den Mann, den sie so nehmen musste, wie er war, bis sie Klarheit in ihren Gefühlen füreinander geschaffen haben würden.
Aus den Zeitungsausschnitten, die Tante Em ihr geschickt hatte, wusste Beth in Umrissen, wie seine rasante Karriere verlaufen war. Sie ahnte, wie viel Mut, geistige Kraft und Beweglichkeit erforderlich war, um im Finanzgeschäft eine Spitzenposition zu behaupten. Als sie ihm jetzt zuhörte, bekam sie einen Eindruck davon, wie viel Spaß es Jim machte, sich im geistigen Wettstreit mit anderen zu messen, welchen Anreiz es für ihn bedeutete zu gewinnen und wie viel Selbstvertrauen er daraus bezog.
Sie sah und fühlte aber auch, wie sehr er sich über ihr Interesse, ihren Wunsch, seine Welt mit ihm zu teilen, freute und wie er hoffnungsvoll nach dieser Chance griff, die alte Verbundenheit trotz der vielen Jahre, die vergangen waren, wiederaufleben zu lassen. Es war die Chance, die er sich erkauft hatte. Nein, die er sich mit Beharrlichkeit und Leidenschaft und der Weigerung, eine Niederlage zu akzeptieren, errungen hatte.
Das Schokoladen-Kaffee-Soufflé wurde serviert, eine himmlische Köstlichkeit, die auf der Zunge zerging. Zum ersten Mal an diesem Abend ließ Beth sich von der romantischen Atmosphäre dieses Restaurants gefangen nehmen, das mit seinem dezent luxuriösen Ambiente, seiner unaufdringlichen Eleganz und seinem erstklassigen Service in unvergleichlicher Weise an die Sinne appellierte. Ein neues Leben. Die Art von Leben, die Jim Neilson ihr bieten konnte. Zweifellos eine Verlockung. Doch es würde nicht von Dauer sein, wenn ihre Gefühle sich nicht als beständig erwiesen.
Beth suchte den Kontakt zu Jims Augen, den Spiegeln seiner Seele. Sie wollte etwas von Jamie in ihm wiederfinden, wünschte es sich von ganzem Herzen.
Jim Neilson verstummte mitten im Satz. Beth war so in ihre Gedanken vertieft gewesen, dass sie nicht mehr mitbekommen hatte, wovon er zuletzt gesprochen hatte. Sein plötzliches Schweigen aber riss sie aus ihrer Versunkenheit.
Jims Blick ruhte mit einer Intensität auf ihr, die hypnotisierend wirkte. In den dunklen, unergründlichen Tiefen seiner Augen glaubte sie ein Aufleuchten zu erkennen, ein kurzes Aufflackern, das sofort zurückgenommen wurde. Doch sie
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