Julia Bestseller Band 144
…
Jetzt hielt er sie wieder in den Armen. Anders als damals bedeckte er ihr Haar mit zärtlichen Küssen. Er war ein Mann, kein Junge mehr, und wollte in einer Weise mit ihr eins werden, die die Unschuld der Kindheit hinter sich ließ … die erste Vereinigung zweier erwachsener Menschen als Beginn ihrer gemeinsamen Zukunft.
Seltsam, dieses Gefühl einer erregenden Entdeckungsreise, als sie sich auszogen, langsam, Stück für Stück, in jeder Hinsicht ihre Hüllen fallen ließen, bis sie einander nackt gegenüberstanden. Völlig unbedeutend dabei, dass sie sich zwei Nächte zuvor bereits nackt in den Armen gelegen hatten. Dies war etwas ganz anderes. Das Wissen, dass keiner den anderen verraten hatte, erfüllte sie mit einem Gefühl von Ehrfurcht und Freude, das sich nicht in Worte fassen ließ. Dabei war sich jeder von ihnen seiner großen Verletzlichkeit bewusst, weil sie beide alles, was sie waren, für das, was sie vielleicht miteinander finden konnten, aufs Spiel setzten.
Behutsam und liebevoll berührten und liebkosten sie sich, erkundeten die Realität eines Traums, der nicht gestorben war, der wiederbelebt werden konnte, wenn sie nur genug daran glaubten, wenn sie es sich nur genug wünschten. In dieser Stunde des gegenseitigen Sichwiederentdeckens war die Kluft der Jahre, die ihre Kindheitserlebnisse von dem Heute trennten, unbedeutend geworden.
Ihre Küsse wurden begehrlicher, angeheizt von ihrer kaum noch zu zügelnden Leidenschaft. Sie sehnten die Vereinigung ihrer Körper herbei, beide wissend, dass es etwas zu beweisen galt. Das Verlangen wuchs in ihnen mit unaufhaltsamer Macht, drängte der Erfüllung ihrer Sehnsüchte entgegen, doch noch zögerten sie, den letzten Schritt zu tun, in dem Bewusstsein, wie viel er für sie bedeuten würde – vielleicht zu viel?
Doch es musste unausweichlich geschehen.
Jim hob Beth auf seine starken Arme und trug sie zum Bett, besitzergreifend, entschlossen, sie zu seiner Frau zu machen. Und Beth legte ihm überglücklich die Arme um den Nacken in der Gewissheit, dass dies ihr Mann sein sollte, der einzige, den es je in ihrem Leben geben würde.
Weich gebettet auf eine Daunendecke, drängte sie sich ihm sehnsüchtig entgegen, die Hände immer noch hinter seinem Kopf verschränkt. Sie blickten sich tief in die Augen, als Jim sich zwischen ihre Schenkel legte und unglaublich zärtlich ihren Namen flüsterte.
Dann nahm er sie, langsam und behutsam zunächst, kostete das Gefühl aus, wie sie ihn willkommen hieß, dass sie ihn genauso begehrte wie er sie. Und Beth kam ihm entgegen, genoss es, ihn immer tiefer in sich zu spüren und jene große Leere zu füllen, die all die Jahre da gewesen war, auf ihn gewartet hatte, dass er vollenden würde, was nie vollendet worden war.
Für einen Augenblick hielt Beth den Atem an und suchte in bebender Erwartung Jims Blick, während es in ihrem Innern schrie: Lass es gut werden, lass es gut werden … Und sie ahnte, fühlte den stummen Schrei in seinem Herzen. Ja, und dann war er da, stieß zu, kraftvoll und entschlossen, begegnete ihrer wilden Sehnsucht in der ursprünglichsten Form der Vereinigung von Mann und Frau, und Beth wurde von einer wohligen Gewissheit erfüllt, dass es gut so war.
War das der Beginn dieses berauschenden Gefühls? Der ekstatische Moment, der sich im Rhythmus ihres Einswerdens wiederholte? Es war unbeschreiblich schön, wie ein Gefäß, das bis zum Rand gefüllt wurde, bis es überfloss und der Strom in einer erregenden Explosion der Gefühle mündete. Auf diesem Gipfel fühlten Beth und Jim sich allem Körperlichen enthoben und wieder eins in jeder Hinsicht.
Überwältigt brach Beth in Tränen aus. Jim nahm sie zärtlich in seine Arme, barg ihren Kopf an seiner Brust und strich ihr tröstend übers Haar, bis ihr Schluchzen allmählich verebbte. Je mehr sie sich beruhigte, desto mehr gab ihr Jims liebevolle Umarmung die Zuversicht, dass dies kein Traum war. Es war wirklich und wahr und würde nicht hier enden.
Die Tränen hatten den Schmerz der Vergangenheit fortgewaschen. Dies war ein Neubeginn. Die Zukunft stand ihnen offen, daraus zu machen, wozu sie in der Lage waren. Und Beth wünschte sich, dass es auf immer so sein würde …
Lass es gut werden, flehte sie stumm.
10. KAPITEL
Sams aufgeregtes Bellen war ein erstes untrügliches Zeichen. Glücklich lächelnd sicherte Beth, was sie gerade auf ihrem Computer geschrieben hatte, und verließ ihren Schreibtisch. Sobald sie die Tür zur vorderen
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