Julia Bestseller Band 144
Veranda geöffnet hatte, schoss der Labradorwelpe hinaus und vollführte sein übliches Willkommenszeremoniell. Jetzt hörte Beth es auch, das tiefe, unverkennbare Motorengeräusch des Porsche, der auf der Talstraße zur Farm hinaufkam.
„Jim kommt, Tante Em!“, rief sie ins Haus.
„Ich glasiere schon den Kuchen. Sag ihm, es ist sein Lieblingskuchen, Schokoladenbiskuit.“
Beth lachte. Ein Besuch von Jim war für Tante Em immer ein willkommener Grund, eins ihrer Meisterwerke zu produzieren. Tante Em hatte auch darauf bestanden, dass der alte Gasofen in der Küche nicht gegen etwas Moderneres ausgetauscht worden war, denn fürs Kuchenbacken gab es ihrer Ansicht nach nichts Besseres. Und da Tante Em inzwischen mehr Zeit bei ihrem Bruder auf der Farm zubrachte als in ihrer Einliegerwohnung in Ryde, überließ man ihr bereitwillig das Regiment in der Küche.
Der schwarze Porsche bog in die Zufahrt zur Farm ein. Sam stürmte tapsig zum Tor. Er war eigentlich Beths Hund, den Jim ihr in der Woche, nachdem sie mit ihrem Vater auf die Farm gekommen war, geschenkt hatte. Aber der knuddelige Welpe hatte von Anfang an entschieden, dass der Mann, der ihn gekauft hatte, sein wirkliches Herrchen sei. Oder, wie Tante Em es ausdrückte, Jim und Hunde zogen sich einfach an.
Als Beth die Verandastufen hinunterging, überlegte sie nicht zum ersten Mal erstaunt, wie viel sie in den vergangenen zweieinhalb Monaten geschafft hatten. Sogar der Garten war wieder gepflegt und tipptopp in Ordnung, rechtzeitig zu Weihnachten, was in nur zehn Tagen sein würde. Ihr Blick fiel auf den Stapel Holzlatten, der auf Jims Ankunft wartete. Jim hatte ihrem Vater versprochen, ihm an diesem Wochenende zu helfen, den Lattenzaun wieder aufzustellen. Sobald das geschehen und der Zaun gestrichen wäre, würde alles wieder so einladend und heimisch wie früher aussehen.
Ihrem Vater bedeutete es sehr viel, dass Weihnachten alles schön und in Ordnung sein würde. Chris und Patrick würden kommen. Und am Abend zuvor hatte Kate angerufen und versprochen, dass auch sie aus England herüberfliegen würde. Tess konnte es nicht einrichten, sie verbrachte das Weihnachtsfest bei der Familie ihres Mannes in Perth. Aber im Großen und Ganzen würde es fast wieder wie in alten Zeiten sein. Jim würde natürlich auch dabei sein, und man würde in glücklichen Erinnerungen schwelgen.
Der kleine Hund rannte mit dem Wagen um die Wette bis zum Haus. Jim stieg aus und ließ Sams überschwängliche Begrüßung lachend über sich ergehen. Ein warmes Glücksgefühl erfüllte Beth, während sie die Szene beobachtete. Jims Gesicht strahlte. Er kam gern auf die Farm. Es machte ihm Spaß, mit ihrem Vater Pläne zu schmieden und ihm dann, soweit möglich, bei der Durchführung zu helfen. Und seine zärtlichen Blicke, wann immer er Beth ansah, verrieten den aufrichtigen Wunsch, dass zwischen ihnen alles gut werden möge.
Auch jetzt, als sie auf ihn zuging, um ihn zu begrüßen, ruhte sein Blick liebevoll auf ihr, umfing sie mit einer Wärme und Liebe, die sie unwiderstehlich zu ihm hinzog. Sie konnte nicht genug davon bekommen, ihn anzuschauen.
Dann hielt er sie in den Armen und drückte sie, als wollte er sie nie wieder loslassen. Sie waren wieder zusammen.
„Ich habe etwas mitgebracht, was ich dir zurückgeben möchte“, sagte er schließlich, ließ sie los und holte ein Buch vom Beifahrersitz des Autos. „Ich dachte, du würdest es jetzt gern wiederhaben.“
Beths Herz krampfte sich zusammen, als er ihr das Buch reichte, das Buch, das sie ihm vor fünfzehn Jahren beim Abschied gegeben hatte. Auf das Deckblatt hatte sie damals für Jim ihre neue Adresse in Melbourne geschrieben.
„Ich weiß, es war dein Lieblingsbuch“, fügte Jim leise hinzu.
„Black Beauty“. Ein Geschenk von ihrer Mutter zu ihrem zehnten Geburtstag. Wie hatte sie dieses Buch geliebt, wie einen Schatz gehütet! Sie hatte es Jim geliehen, damit er es auch lesen und ihre Freude daran teilen konnte. Als sie sich dann trennen mussten, war es das Wertvollste gewesen, was sie ihm als Andenken hatte schenken können.
Mit Tränen in den Augen blickte sie auf dieses Bindeglied zur Vergangenheit, zu der Zeit, bevor Jim den Glauben an ihre Gefühle für ihn verloren hatte. Der Einband war schäbig und abgegriffen, man sah dem Buch an, dass es Jim auf seinem bewegten Lebensweg überallhin begleitet hatte. Beth schluckte gerührt und schaute zu Jim hoch.
„Warum hast du es behalten?“
Er streichelte
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