Julia Bestseller Band 144
versuchte, sie mit seinem Lächeln zu blenden.
Ihr sträubten sich die Nackenhaare. Sie musste sich zwingen, nach der Hand, die er ihr hinhielt, zu greifen. Dabei setzte sie ein kühles Lächeln auf, während sie sagte: „Nun, die Stadt macht sich gerade bereit, Ihnen ihre schönste Seite zu zeigen, aber von mir werden Sie heute Abend wohl nicht allzu viel profitieren können, Damien.“
„Wie bitte?“ Er schaute sie so verständnislos an, als ob ihm noch nie im Leben eine Frau eine Abfuhr erteilt hätte.
Sie zog die Augenbrauen hoch. „Ist das nicht das Einzige, was Sie bei einem neuen Kontakt interessiert? Wie viel Profit sich da herausschlagen lässt? Peter hat erzählt …“
Ihr Bruder lachte. „Charlotte spielt auf die Sache im Londoner Klub an letztes Jahr. Als Tom Benedict seinen Toast auf mich ausbrachte und vollmundig erklärte, dass ich mich wie unter alten Freunden fühlen soll, dabei wusste ich von den meisten nicht mehr, als dass sie alle wie ich die Söhne reicher Väter sind.“
Damien schüttelte den Kopf. „Tom Benedict ist eben nicht so besonders schlau.“
„Vielleicht wollte er ja einfach nur freundlich sein“, warf Charlotte ein. „Und Freundlichkeit hat nicht unbedingt etwas mit Intelligenz zu tun.“ Sie legte eine Pause ein, um ihren Worten mehr Wirkung zu verleihen. „Aber vielleicht funktioniert sein Verstand ja auch einfach nur anders als Ihrer.“
Und Marks Verstand funktionierte ebenfalls anders.
Was einer der Gründe dafür war, weshalb sie Mark Damien Wynter jederzeit vorziehen würde, trotz der unübersehbaren Pluspunkte, die dieser Mann für sich verbuchen konnte, der sich einbildete, sie im Handstreich erobern zu können.
He, he, was war denn das? Damien runzelte irritiert die Stirn. Woher diese plötzliche Feindseligkeit bei Charlotte Ramsey? Bei ihrer flüchtigen Begegnung heute Nachmittag hatte er nichts davon gespürt. Allerdings war es auch ein überraschendes Zusammentreffen gewesen. Sah sie ihn mittlerweile als eine Gefahr?
„Hat mich Peter wirklich als so unmenschlich dargestellt?“, fragte er.
„Im Gegenteil.“ Mit ihrem perlenden Lachen wollte sie vermutlich ihren vorangegangenen Worten die Schärfe nehmen. „Er war beeindruckt von Ihrer Direktheit.“
„Anders als Sie?“
„Aber nein. Es ist immer von Vorteil, wenn man weiß, mit wem man es zu tun hat“, erwiderte sie prompt.
„Und was glauben Sie, mit wem Sie es zu tun haben, Charlotte?“
Sie hob spöttisch die Augenbrauen. „Ich glaube gar nichts, Damien. Aber ich weiß, dass Sie Tom Benedict geantwortet haben, Peter könne gar nicht Ihr Freund sein, weil Sie ihn heute zum ersten Mal sehen, und dass Sie nur an ihm interessiert sind, um vielleicht auf die eine oder andere Art und Weise von ihm zu profitieren.“
Damien lächelte bei der Erinnerung. „Nun, ich habe einfach nur Toms scheinheiliges Gequatsche vom Kopf auf die Füße gestellt.“
„Und mich damit als Freund gewonnen“, warf Peter ein.
„Eine Freundschaft, die ganz gewiss nicht einseitig ist“, ergänzte Damien gut gelaunt.
„Es ist immer nett, wenn sich verwandte Geister finden“, sagte Charlotte mit seidenweicher Stimme. „Ich für meinen Teil weiß, wie glücklich ich mich schätzen kann, Mark gefunden zu haben.“
Um Nähe zu demonstrieren, hakte sie sich bei ihrem Verlobten unter.
Jetzt wandte Damien pflichtschuldig seine Aufmerksamkeit dem Mann zu, den Peter als üblen Mitgiftjäger bezeichnet hatte. Aber sie war nicht töricht … ganz im Gegenteil. Deshalb versuchte sich Damien ein Bild des Mannes zu machen, der Charlotte Ramsey den gesunden Menschenverstand vernebelt hatte, wie ihr Bruder geklagt hatte.
„Tut mir leid, Mark.“ Er lächelte entschuldigend, während er Mark die Hand hinstreckte. „Ich wollte Sie nicht übergehen.“
„Kein Problem“, kam die beiläufige Versicherung. „War interessant, vom Hintergrund Ihrer Freundschaft mit Peter zu hören.“
In seinem Händedruck lag ein Anflug von Unterwürfigkeit. Mark wollte sich beliebt machen und nicht mit einem anderen männlichen Ego konkurrieren. Seine Augen glitzerten neugierig, wollten sich einlassen, sehnten sich danach, der Welt anzugehören, die Charlotte zumindest zum Teil hinter sich lassen wollte, folgerte Damien aus dem, was er sah.
„Und dabei habe ich mich gefragt, ob es nicht immer darum geht, wie viel wir von unseren Mitmenschen profitieren können“, bemerkte Mark mit einem verschmitzten Grinsen. „Ich meine, wer
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