Julia Bestseller Band 144
schaute Peter fragend an. „Und? Wie ist ihr Verlobter?“
Peter verzog das Gesicht. „Ein übler Mitgiftjäger, wenn du mich fragst, aber niemand schafft es, Charlotte zur Vernunft zu bringen.“
Damien spürte Aggression gepaart mit Entschlossenheit in sich aufsteigen. Er. Er würde sie zur Vernunft bringen. „Sind sie heute Abend auch auf der Jacht?“, fragte er.
Peter betrachtete ihn nachdenklich, dann schüttelte er langsam den Kopf. „Schon, aber du kennst Charlotte nicht, Damien. Wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hat, bringt niemand sie davon ab. Jetzt hat sie sich in den Kopf gesetzt, Mark Freedman zu heiraten, und glaub mir, meine Schwester kann sehr, sehr stur sein. Da beißt du auf Granit, alter Freund.“
Das werden wir schon sehen, dachte Damien, aber er sagte nichts, sondern zuckte nur die Schultern und beschloss, das Thema zu wechseln.
Heute Abend würde er mehr über Charlotte Ramsey in Erfahrung bringen, und wenn sie ihn dann immer noch interessierte, konnte ihn keine Macht der Welt daran hindern zu versuchen, sie für sich zu gewinnen.
„Also schieß los, wo brennt’s?“, knurrte ihr Vater ungeduldig, während er die Tür zur Bibliothek hinter ihnen schloss. „Ich muss schon sagen, Damien Wynter so kurz abzufertigen, war wirklich keine Art.“
Die Kritik traf sie, vor allem, weil er die Anerkennung, die er Mark verweigerte, Peters Freund umso großzügiger gewährte. Sie vergaß ihre sorgfältig einstudierte Rede und konterte: „So von oben herab, wie du Mark an Weihnachten behandelt hast, war auch keine Art. Dabei wollte er doch bloß …“
„Dabei wollte er mir doch bloß in den Hintern kriechen“, unterbrach ihr Vater sie in bissigem Ton. „Aber ich hasse Leute, die mir in den Hintern kriechen. Verdammt, Charlotte, siehst du das denn nicht?“ Er warf mit angewidertem Gesichtsausdruck die Hände in die Luft. „Wirst du wirklich erst zu Verstand kommen, wenn es zu spät ist? Von Rechts wegen solltest du einen Mann wie Damien Wynter heiraten, und du gönnst ihm nicht mal einen Blick.“
Groll stieg in ihr auf. Und dieser Damien Wynter hatte es in diesem kurzen Moment ihrer Begegnung sogar geschafft, sich in ihre Erinnerung einzubrennen. „Ich heirate aber Mark, Dad“, stieß sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. „Und ich will nicht, dass du ihn heute Abend wieder so von oben herab behandelst.“
„Dann halt ihn von mir fern“, schoss ihr Vater zurück und zerschnitt mit der Hand verächtlich die Luft, um klarzumachen, dass damit für ihn das Thema beendet war.
Sie hob trotzig das Kinn. „Dann willst du also, dass ich mich auch von dir fernhalte, Dad? Ist das der Weg?“
Ihm schoss die Zornesröte ins Gesicht. „Ich sagte es bereits, und jetzt sage ich es noch einmal. Bring Freedman dazu, dass er einen Ehevertrag unterschreibt. Wenn er dazu bereit ist, werde ich mir alle Mühe geben, den Mann dir zuliebe zu ertragen. So. Mehr kann ich nicht für dich tun. Und jetzt wäre ich dir dankbar, wenn du meine Geduld nicht noch länger strapazierst.“
Nach diesen Worten drehte er sich auf dem Absatz um und verließ, die Tür hinter sich zuknallend, die Bibliothek.
Charlotte spürte, dass sie am ganzen Leib zitterte. Sie hatte gehofft, ihr Vater würde am Ende doch noch ein Einsehen haben und Mark wenigstens mit der üblichen Höflichkeit begegnen, bis er sah, dass er sich geirrt hatte und sie in ihrer Ehe tatsächlich glücklich war. Aber jetzt befürchtete sie, dass diese Hoffnung nicht in Erfüllung gehen würde. Nie.
Selbst wenn sie Mark dazu bringen könnte, einen Ehevertrag zu unterschreiben – was sie allerdings gar nicht wollte –, hieß das noch lange nicht, dass sich dadurch automatisch das Verhalten ihres Vaters ihm gegenüber veränderte.
Sie hasste das. Sie hasste es wirklich. Und sie hasste Damien Wynter dafür, dass er gekommen war und Maßstäbe setzte, die ihr Vater ihr genüsslich unter die Nase reiben konnte. Natürlich bekam Damien Wynter automatisch seinen Beifall. Weil er so war wie ihre Familie – ein Mann, dem der Reichtum bereits in die Wiege gelegt worden war und der sein ganzes Leben lang nur noch damit beschäftigt sein würde, sein Geld zu vermehren. So ein Leben, an der Seite eines solchen Mannes, wollte sie aber nicht, und genau deshalb hatte sie sich Mark ausgesucht. Mit ihm würde sie ein anderes Leben führen.
Und doch fühlte sie sich alles andere als glücklich, als sie die Villa in Palm Beach verließ.
2.
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