Julia Bestseller Band 144
spielte. Er hatte einen Heidenspaß daran, uns beizubringen, wie man die Prozentpunkte ausrechnet.“
Mark schüttelte ratlos den Kopf. „Schon eine ziemlich seltsame Kindheit, die du da hattest, Charlotte.“
„Unsere Kinder sollen es einmal anders haben, Mark“, sagte sie ernst.
„Das werden sie auch, Liebes.“ Er legte ihr den Arm um die Schultern und drückte sie an sich, während er ihr dieselben Worte noch einmal ins Ohr flüsterte: „Das werden sie ganz bestimmt.“
Sie schmiegte sich an ihn und hoffte, dass es seine liebevolle Art vermochte, dem Aufruhr in ihrem Innern etwas entgegenzusetzen, die körperliche Nähe, die er so selbstverständlich anbot. Die Ramseys pflegten ihre Zuneigung nicht demonstrativ zur Schau zu stellen, obwohl die Familie schon allein dadurch, dass sie sich durch ihren großen Reichtum deutlich von der Mehrheit ihrer Mitmenschen unterschied, ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl entwickelt hatte.
Aber diesmal blieb der erhoffte Trost aus. Stattdessen wünschte sich Charlotte zu ihrer größten Überraschung, Mark möge sie sexuell mehr erregen. Bis heute Nachmittag hatte sie nicht gewusst, dass ein Mann derartige Gefühle in ihr auslösen konnte wie Damien Wynter. Aber sie sollte wirklich endlich aufhören, daran zu denken. Mark war ein sehr aufmerksamer Liebhaber und stets darum bemüht, sie zufriedenzustellen. In jeder Hinsicht.
Der starke Motor der Jacht brummte. „So. Jetzt sind alle an Bord“, sagte sie. „Was meinst du, wollen wir ein bisschen übers Deck schlendern und uns schon mal die besten Plätze fürs Feuerwerk sichern?“
Gesagt, getan. Unterwegs blieben sie immer wieder stehen, um mit anderen Gästen zu plaudern oder sich ihre Champagnergläser auffüllen zu lassen und ab und zu nach einem der Häppchen zu greifen, die ihnen von Kellnern auf Tabletts unter die Nase gehalten wurden. Durch die fröhliche Partyatmosphäre lösten sich Charlottes Ängste bald in Luft auf. Sie genoss Marks charmante Art und seine lässige Entspanntheit. Er war ein guter Gesellschafter, der nur für sie da war, und das würde sich auch nie ändern.
Es sollte eigentlich keine Rolle spielen – es spielte keine Rolle –, dass ihr Vater und ihr Bruder in jedem Fall die Gesellschaft von Männern wie Damien Wynter vorziehen würden. Sie aber wollte nicht so leben wie ihre Mutter, die ihre Zeit in Wohltätigkeitskomitees verbrachte, während ihr Mann auf seinem eigenen Feld glänzte. Die Frau, die Peter irgendwann einmal heiraten würde, tat Charlotte jetzt schon leid, weil sie dazu verurteilt sein würde, immer die zweite Geige zu spielen, während für ihn sein Beruf das Wichtigste war.
Mark hingegen wollte, dass sie mit ihm zusammenarbeitete, als seine Assistentin, die ihm half, die gesellschaftlichen Großereignisse zu organisieren, für deren Gestaltung er die Verantwortung übernommen hatte. Sie würden alles teilen. Das kommende Jahr würde das schönste in ihrem ganzen bisherigen Leben werden.
Sogar das Feuerwerk sollte an diesem Silvester angeblich etwas ganz Besonderes werden. Am Kai drängten sich Menschenmassen, die auf den Beginn warteten. Die Sea Lion ankerte inmitten einer riesigen Armada aus Vergnügungsbooten, auf denen sich fröhliche Menschen drängten. Um kurz vor neun – um neun sollte das erste, das sogenannte Familienfeuerwerk steigen – bahnte sich Mark mit ihr einen Weg durch die Menge an die Reling.
„He, da bist du ja!“
Das war die Stimme ihres Bruders. Als sie sich umdrehte, sah sie sich Peter und dem Mann gegenüber, den sie zuallerletzt zu sehen wünschte. Gebannt ruhte sein Blick auf ihr und schien sie herauszufordern. Doch das weckte nur Charlottes Trotz. Ein zweites Mal würde sie sich von diesem Alphamännchen unter gar keinen Umständen ins Bockshorn jagen lassen, nicht für eine Sekunde. Er war einer von ihnen , so anmaßend selbstbewusst in seinem angeborenen Herrscherdrang, dass er seine Frau bestimmt als seinen Besitz betrachten würde und nicht als eine gleichberechtigte Partnerin.
„Meine Schwester hast du ja heute Nachmittag bereits kennengelernt, Damien. Und das ist ihr Verlobter, Mark Freedman.“
„Freut mich. Damien Wynter.“ Mark gönnte er kaum einen Blick, dafür hüllte er sie wieder in eine schwere Wolke aus sexuellem Charisma ein, während er ihr die Hand reichte. „Ich hoffe sehr, wir können unsere Bekanntschaft heute Abend etwas vertiefen, Charlotte“, sagte er charmant in leicht schleppendem Ton und
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