Julia Bestseller Band 144
ganzen Vormittag hatte er schon versucht, sich in ihr Privatleben einzumischen. Sie musste der Sache unbedingt einen Riegel vorschieben, es ging langsam zu weit.
„Ich habe doch angekündigt, dass ich mich um eine Wohnung kümmern würde“, antwortete er unbeeindruckt.
„Sie sagten, Sie wollten sich umhören. Es war nie davon die Rede, dass Sie mich während der Bürozeit zu Besichtigungsterminen fahren würden. Das kann ich nicht annehmen.“
„Gleich haben wir doch sowieso Mittagspause. Außerdem haben Sie schon so oft Überstunden gemacht, wenn dringend etwas erledigt werden musste. Dass ich Ihnen dafür auch einmal einen Gefallen tue, ist eigentlich selbstverständlich.“
„Aber ich habe es nicht eilig mit der Wohnungssuche, Jake.“ Amy konnte sich kaum noch beherrschen. „Wenn ich überhaupt umziehen will, kann ich mir in meiner Freizeit Apartments ansehen.“
„Warum sind Sie eigentlich so gereizt?“ Er runzelte die Stirn. „Es ist doch nichts dabei, dass Sie sich unverbindlich etwas anschauen. Vielleicht wäre ein Ortswechsel jetzt genau das richtige für Sie.“
Hartnäckig hielt Amy an ihren Einwänden fest. „Sie hätten mir die Adresse geben können, dann …“
„Keine Chance, denn Sie brauchen eine Referenz, in dem Fall mich. Ich habe Ted überredet, Ihnen die Wohnung vor allen anderen Interessenten zu zeigen. Da er bereits auf dem Weg dorthin ist, hätte er meinetwegen seine Zeit verschwendet, wenn ich den Termin jetzt absagte, Amy. Das möchte ich ihm nicht antun, denn er ist ein guter Geschäftsfreund.“
Sie seufzte und gestand sich ärgerlich ein, dass er sie ausgetrickst hatte. Natürlich musste sie auf seine Geschäftsbeziehungen Rücksicht nehmen, denn er war schließlich ihr Chef. Aber er musste auch begreifen, dass er kein Recht hatte, über sie zu bestimmen und Entscheidungen, die nur sie betrafen, über ihren Kopf hinweg zu treffen.
„Trotzdem hätten Sie es erst mit mir besprechen müssen. Ich weiß ja noch gar nicht, was ich überhaupt machen will.“ Sie hasste es, von Jake überrumpelt zu werden.
„Für mich hörte es sich an, als wäre die Wohnung ein Schmuckstück. Sie brauchen sie ja nicht zu nehmen, doch sie ist sicher sehenswert, wenn Teds Beschreibung stimmt. Bis jetzt habe ich mich immer auf sein Urteil verlassen können.“
„Was ist denn daran so gut?“, fragte sie kurz angebunden.
„Die Lage zum Beispiel. Ted meint, dafür sei die Miete supergünstig.“
„Wie günstig?“
Jake nannte ihr einen Betrag, der nur wenig niedriger war als ihre derzeitige Miete. So viel wollte sie trotz der Gehaltserhöhung eigentlich nicht mehr bezahlen. Es wäre unvernünftig.
„Ted sagt, man könne dafür wesentlich mehr verlangen“, fuhr Jake fort. „Aber dem Eigentümer geht es vor allem darum, den richtigen Mieter zu finden. Er hat die Wohnung erst vor Kurzem gekauft, sie wird momentan renoviert. Er legt Wert darauf, dass man sorgsam damit umgeht …“
„Deshalb sind Rauchen, Haustiere und ausschweifende Partys verboten“, unterbrach Amy ihn und blickte auf den Zettel. „Was bedeutet a. K. F. ?“
„Alleinstehende Karrierefrau – mit anderen Worten jemand, der fremdes Eigentum respektiert und sehr ordentlich ist.“ Er sah sie leicht belustigt an. „Ich habe erklärt, dass das auf Sie zutrifft, denn ich kenne keine andere Frau, die so korrekt und ordnungsliebend ist wie Sie.“
Er selbst ist genauso, dachte Amy. Und er war ein verdammt verführerischer Kerl und viel zu attraktiv. Offenbar glaubte er jedoch, mit seinem Charme alles erreichen zu können. Aber ich darf nicht zulassen, dass er sich in mein Leben einmischt, nahm sie sich noch einmal fest vor. Es war schlimm genug, dass Steve sie sitzen gelassen hatte. Doch Jake würde ihr das Herz brechen, wenn sie sich mit ihm einließe. Und dann?
Sie hatte das Gefühl, an diesem Tag ganz besonders vor ihm auf der Hut sein zu müssen. Nach dem schlimmen Wochenende war sie noch sehr empfindlich und verletzlich. Irgendwie hatte sie Angst, Jake würde es trotz ihrer Wachsamkeit und Vorsicht schaffen, die Mauern einzureißen, die sie um sich her errichtet hatte. Schade, dass Steve nicht mehr da war. Hinter ihm hatte sie sich verstecken können.
Nein, das war nicht ganz richtig. Steve hatte ihr mehr bedeutet als das. Sie hatte ihn nicht nur als Vorwand benutzt, um erst gar nicht darüber nachdenken zu müssen, was sie vielleicht für Jake empfand. Das konnte sie sich nicht vorstellen. Sie bemühte sich,
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