Julia Bestseller Band 144
hilft?“
„Daran bin ich gewöhnt“, erwiderte sie. „Ich bin schon lange allein.“
„Nein, das stimmt nicht“, widersprach er. „Erst seit dem Wochenende. Deshalb haben Sie sich heute Morgen ja auch an meiner Schulter ausgeweint.“
Sie biss die Zähne zusammen und warf ihm einen finsteren Blick zu. „Müssen Sie mich unbedingt daran erinnern?“
„Zumindest war ich für Sie da, als Sie enttäuscht waren über die Treulosigkeit Ihres Freunds. Vergessen Sie das nicht, Amy.“
„Es hat sich nur zufällig so ergeben. Sie sind mein Chef und brauchen nicht für mich da zu sein“, entgegnete sie hitzig.
„Unsinn. Ich habe sogleich für Sie Partei ergriffen, und ich weiß, was Sie wert sind. Aber dieser verdammte Kerl hat es offenbar nicht gemerkt.“
Ich habe es ja gewusst, jetzt wird er bestimmt meine momentane Schwäche ausnutzen, dachte sie.
„Über Steve möchte ich mit Ihnen nicht mehr reden“, erklärte sie kurz angebunden.
„Natürlich nicht. Je eher Sie ihn aus Ihrem Leben streichen, desto besser für Sie. Dann können Sie sich auf die praktischen Dinge konzentrieren.“
„Ja, auf die Arbeit zum Beispiel.“
„Vielleicht brauchen Sie Hilfe, wenn Sie in ein anderes Apartment ziehen.“
„Meine Wohnung gefällt mir, danke.“
„Es ist keine gute Idee, sie zu behalten, Amy. Zu viele Erinnerungen sind damit verbunden. Sich von allem zu trennen, was Sie an die gemeinsame Zeit erinnert, ist die beste Medizin, auch wenn Sie davor zurückschrecken, einen Umzug zu planen.“
„Sie müssen es ja wissen, Jake“, antwortete sie in Anspielung auf seine zahlreichen Freundinnen.
Er ignorierte ihre Bemerkung einfach. „Ich helfe Ihnen dabei“, bot er stattdessen an, als hätte er sie schon überzeugt mit seiner Argumentation.
„Danke, aber Ihre Hilfe brauche ich nicht.“
Jake lächelte. „Sehen Sie sich meine Familie an. Ich weiß aus Erfahrung, dass sie einem in schwierigen Zeiten Halt gibt. Und da Sie keine Familie haben, betrachten Sie mich einfach als Ersatz dafür.“
„Unmöglich. In Ihnen könnte ich nie einen nahen Verwandten sehen“, stellte Amy nachdrücklich fest.
„Na ja …“ Er hob eine Schulter, während es in seinen Augen mutwillig aufblitzte. „Unter Familienmitgliedern wäre es dann auch Inzest, stimmt’s?“
„Wie bitte?“
„Ich möchte Sie nicht belügen, Amy. Was sich zwischen uns abspielt, kann man wohl kaum als geschwisterliche Zuneigung bezeichnen.“
Sie errötete und ließ sich lieber nicht auf dieses Thema ein.
„Aber ich mache mir wirklich Sorgen um Sie“, fuhr er fort und wirkte dabei so ehrlich und überzeugend, dass Amy ihm beinah geglaubt hätte.
Es war jedoch viel zu gefährlich, ihn in ihr Privatleben eindringen zu lassen. Sie musste unbedingt vernünftig bleiben und Abstand wahren. Er regte sich über Steve auf, aber war er selbst etwa besser? Wohl kaum, bei so vielen Freundinnen.
„Ich werde mich umhören und bestimmt ein gemütliches Apartment für Sie finden.“ Ihre Meinung interessierte ihn offenbar nicht. „Sie sollten in der Nähe des Arbeitsplatzes wohnen, dann sparen Sie sich die lange Fahrt. Bondi Beach ist sowieso nicht die richtige Wohngegend für Sie.“
„Mir gefällt es“, wandte sie ein.
Jake runzelte die Stirn. „Für eine alleinstehende Frau ist es etwas riskant. Am Wochenende treiben sich dort allerhand obskure Gestalten herum. Ohne Begleiter können Sie sich abends nicht auf die Straße wagen.“
Das stimmte, aber wo konnte man das heutzutage noch? Sie würde sich erst an das Leben ohne Steve gewöhnen müssen.
„Wenn Sie unbedingt in Strandnähe wohnen wollen, käme doch auch Balmoral in Frage“, schlug er vor. „Es ist eine ruhige Gegend.“
Amy verdrehte die Augen. „Und eine sehr teure!“
„Nicht teurer als Bondi. Nördlich vom Hafen haben Sie es näher zum Milsons Point, und Sie brauchen nicht über die Brücke zur Arbeit zu fahren.“
„Ich kann es mir nicht erlauben. Meine jetzige Wohnung ist mir ja schon zu teuer.“
„Sie bekommen doch eine Gehaltserhöhung. Sagen wir … zwanzig Prozent. Damit werden Sie doch gut zurechtkommen, oder?“
Es verschlug ihr die Sprache. Rasch rechnete sie nach. „Das ist ja mehr, als Steve verdient“, stieß sie schließlich hervor.
Jake lächelte. „Sie sind es mir wert. Ich unterhalte mich mal mit einigen Immobilienmaklern, die ich gut kenne. Vielleicht hat jemand ein gutes Angebot. Hier, die können Sie so abschicken.“ Er reichte ihr die
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