Julia Bestseller Band 144
sich verabschiedet hatte, konnte sie wenigstens wieder frei über ihre Zeit verfügen.
Sie bogen in die Straße am Park ein und fanden die Adresse auf Anhieb. Der viergeschossige Apartmentblock aus roten Ziegelsteinen mit der Tiefgarage war nicht mehr ganz neu. Vermutlich lag die Wohnung Nummer acht in der obersten Etage. Amy hoffte sogar, es handele sich um die Endwohnung mit der von Norden nach Osten verlaufenden Dachterrasse.
„Ted steht schon da.“ Jake winkte dem Mann am Eingang zu.
Während Jake einen Parkplatz suchte, musterte Amy den Makler kurz. Er war groß und kräftig, gut gekleidet, und sie schätzte ihn auf Ende vierzig. Amy sah auf die Uhr. Halb eins, sie waren pünktlich. Offenbar war Ted Durkin zu früh gekommen.
Amy merkte, dass der Mann sie prüfend betrachtete, als sie auf ihn zueilten. Er wollte sich wohl vergewissern, ob sie den Anforderungen entsprach. Er runzelte leicht die Stirn. Erst als Jake ihm die Hand reichte, hellte Teds Miene sich auf.
„Nett von dir, dass du uns so kurzfristig einen Termin gegeben hast, Ted“, begrüßte Jake ihn herzlich.
„Für dich tue ich doch alles. Du hast mir ja auch schon so oft einen Gefallen getan, Jake.“
„Das ist Amy Taylor, meine persönliche Assistentin.“
„Freut mich, Sie kennenzulernen, Mr Durkin“, sagte Amy freundlich.
Ted lächelte leicht bedauernd. „Um ehrlich zu sein, Miss Taylor, ich habe nicht damit gerechnet, dass Sie noch so jung sind.“
Alleinstehende Karrierefrau hatte es geheißen. Natürlich, er hatte sich wahrscheinlich eine Vierzigjährige vorgestellt, die sich um nichts anderes im Leben kümmerte als um ihre Karriere.
Eines war Amy plötzlich klar. Es war kein abgekartetes Spiel. Ohne darüber nachzudenken, warum es ihr auf einmal wichtig war, die Bedenken des Maklers zu zerstreuen, versicherte sie ihm: „Ich bin achtundzwanzig, Mr Durkin, und habe mich in den zwölf Jahren meiner Berufstätigkeit hinaufgearbeitet bis zu meiner jetzigen Position.“
„Das ist eine beachtliche Leistung.“ Jake wollte ihr offenbar helfen.
Ted Durkin warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu. „Du hast nicht erwähnt, dass deine persönliche Assistent so attraktiv ist, Jake.“ Dann sah er Amy wie um Entschuldigung bittend an. „Ich möchte Sie nicht beleidigen, Miss Taylor, aber der Eigentümer des Apartments verlangt ausdrücklich, dass …“
„Keine ausschweifenden Partys veranstaltet werden“, fiel Amy ihm ins Wort. „Das ist auch nicht mein Stil, Mr Durkin.“
„Seit zwei Jahren arbeitet Amy eng mit mir zusammen, Ted“, erklärte Jake. „Sie ist ein absolut verantwortungsbewusster, zuverlässiger Mensch, das kann ich dir versichern.“
„Aha.“ Ted zog die Augenbrauen hoch. „Haben Sie keinen Freund? Natürlich geht mich Ihr Privatleben nichts an, Miss Taylor. Aber der Eigentümer hat ganz bestimmte Vorstellungen. Hat Jake es nicht erwähnt?“
„Doch, hat er.“ Egal ob sie die Wohnung nehmen wollte oder nicht, es gefiel ihr nicht, als Mieterin eines Luxusapartments vielleicht nicht infrage zu kommen. Ganz besonders nicht nach allem, was Steve ihr angetan hatte. Irgendwie musste sie Ted Durkin überzeugen, dass sie die Person war, die der Vermieter sich wünschte.
„Ich brauche momentan viel Zeit für mich allein, Mr Durkin, nachdem mein Freund, mit dem ich fünf Jahre zusammengelebt habe, und ich uns getrennt haben“, fuhr sie deshalb fort und verzog gequält das Gesicht, um an sein Mitgefühl zu appellieren. „Die Trennung ist endgültig, ich bin wirklich allein und möchte mich auch in nächster Zeit auf keine neue Beziehung einlassen. Die sechs Monate hier wären mir gerade recht.“
„Ah ja.“ Es hörte sich an, als wäre Ted jetzt zufrieden. „Gut, dann zeige ich Ihnen die Wohnung. Sie ist noch nicht ganz fertig.“
Gewonnen, dachte sie seltsam erleichtert. Sie wollte Jake an ihrer Freude teilhaben lassen, weil er mit dazu beigetragen hatte, und blickte ihn an. Aber als sie seine zufriedene Miene bemerkte, hätte sie sich am liebsten selbst geohrfeigt.
Er hatte das alles eingefädelt. Und sie spielte mit und war sogar noch begeistert über seine Idee, von Bondi nach Balmoral umzuziehen. Das tue ich ja nur, damit Jake seinem Geschäftsfreund gegenüber das Gesicht nicht verliert, versuchte sie sich einzureden. Sie konnte immer noch Nein sagen, solange sie keinen Vertrag unterschrieben hatte. Wenn sie überhaupt umziehen wollte, würde sie sich sowieso eine Wohnung aussuchen, in der sie
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