Julia Bestseller Band 144
Briefe. Dann stand er auf und verschwand.
Amy kam sich vor wie in einer anderen Welt. Jake Carter hatte noch nie etwas für sie getan. Weshalb ausgerechnet jetzt? Was bezweckte er damit? Oder wollte er ihr wirklich nur helfen?
Nachdenklich fuhr sie sich durchs Haar. Tatsache war, dass sowohl Jake als auch seine Schwester Spielernaturen waren, die gern Punkte sammelten. Man durfte das, was sie sagten, nicht zu ernst nehmen.
Andererseits hielt Jake immer seine Versprechen. Die Gehaltserhöhung würde sie bestimmt bekommen. Niemals hätte sie sich träumen lassen, einmal so viel zu verdienen. Sie wäre dann wirklich unabhängig und hätte ganz andere Möglichkeiten.
Plötzlich lächelte sie. Ein so hohes Gehalt würde ihr das Leben sehr erleichtern. Und es war ein herrliches Gefühl, ihrem Arbeitgeber so viel wert zu sein. Noch vor wenigen Stunden war ihr die Zukunft finster und trostlos erschienen, doch jetzt sah alles schon wieder ganz anders aus. So schlecht würde das Leben ohne Steve gar nicht sein. Dank Jake kann ich das Beste daraus machen, dachte sie.
Wenn ihr trickreicher Chef sich von dieser üppigen Gehaltserhöhung persönliche Vorteile erhoffte, würde sie ihm zeigen, wie sehr er sich täuschte.
6. KAPITEL
Amy war gerade mit der Ablage beschäftigt, als Jake hereinstürmte.
„Lassen Sie alles stehen und liegen. Kommen Sie mit“, forderte er sie auf.
„Wohin?“
„Das erkläre ich unterwegs.“ Er sah auf die Uhr und ging zur Tür. „In genau fünfundzwanzig Minuten müssen wir jemanden treffen.“
Sie nahm ihre Tasche und eilte an Jake vorbei, der ihr die Tür aufhielt, in den Flur, wo sie mit einem Knopfdruck den Aufzug heraufholte. Amy war froh, dass Jake einen Kundentermin hatte. Das lenkte ihn ab, und er konzentrierte sich nicht mehr auf sie. Sie hätte Zeit, sich zu entspannen und wieder zu sich zu kommen. Außerdem beobachtete sie immer wieder gern, wie fasziniert die Leute von Jake waren.
„Um wen handelt es sich?“, fragte sie, während sie zusammen in den Lift stiegen.
„Nicht um wen, sondern um was“, antwortete er rätselhaft und drückte auf den Knopf zum Parterre.
„Eine neues Boot?“
Jake warf ihr einen vorwurfsvollen Blick zu. „Wir handeln nicht mit Booten, Amy, sondern mit Jachten.“
„Tut mir leid, ich habe mich versprochen.“
„Dann passen Sie bitte besser auf. Ich möchte, dass Sie als meine persönliche Assistentin den Mann beeindrucken, der uns erwartet.“ Es klang ziemlich geheimnisvoll.
„Wie heißt er denn?“
„Ted Durkin. Er ist Mitinhaber von Durkin and Harris, einem bekannten Unternehmen auf dem Immobiliensektor.“
Der Name sagte ihr nichts. Dann hielt der Aufzug unten an, und sie kam nicht mehr dazu, weitere Fragen zu stellen. Jake dirigierte sie durch den Empfangsbereich zu der Treppe, die zu dem kleinen Parkplatz führte, der nur für ihn und seine Kunden reserviert war.
„Kate“, rief er im Vorbeigehen der jungen Frau an der Rezeption zu, „wir sind unterwegs. Nehmen Sie bitte die Anrufe entgegen.“
„Wann kommen Sie zurück?“
„Das weiß ich noch nicht. In dringenden Fällen bin ich über’s Handy zu erreichen.“
Während sie auf seinen superschnellen Luxuswagen zueilten, öffnete er per Fernbedienung die Wagentüren. Dann stiegen sie hastig in das zweitürige Coupé, und Jake reichte ihr einen Zettel, ehe er den Wagen anließ.
„Was ist das?“
„Die Adresse. Sie müssen mir helfen, den Weg zu finden. Im Handschuhfach liegt ein Stadtplan. Wir haben keine Zeit, uns zu verfahren.“
Amy holte den Stadtplan hervor und machte es sich auf dem Sitz bequem. Als sie den Zettel las, dachte sie, Jake habe in der Eile die falsche Notiz eingesteckt, denn nach den Stichworten zu urteilen, handelte es sich um eine seiner Freundinnen und nicht um eine Adresse.
Sie verzog leicht spöttisch die Lippen. „Hier steht: Estelle 26, 8, Nichtraucherin, keine Haustiere, keine a. P. …“
„Ausschweifende Partys“, erklärte er und fügte hinzu: „Estelle Road 26 in Balmoral, Apartment 8, so lautet die vollständige Anschrift. Das andere sind Bedingungen des Vermieters.“
Der Spott verging ihr, und sie bekam Herzklopfen. Um sich zu beruhigen, zählte sie bis zehn, ehe sie feststellte: „Ich nehme an, ich soll mir eine Wohnung ansehen.“
„Wenn sie Ihnen gefällt und wir es rechtzeitig schaffen.“ Offenbar merkte er gar nicht, wie eigenmächtig er handelte.
„Jake, meine Privatangelegenheiten gehen Sie nichts an.“ Den
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