Julia Bestseller Band 144
war so heftig und brennend gewesen, dass sie es kaum fassen konnte. Rasch bemühte sie sich, diese Anwandlung mit plausiblen Erklärungen zu verharmlosen.
Nie hatte sie geleugnet, dass sie sich körperlich zu Jake hingezogen fühlte. Und da Steve jetzt nicht mehr da war, gab es keinen Grund, weshalb sie ihr Verlangen nicht ausleben sollte. Außerdem fühlte es sich gut an, dass Jake gegenüber Isabella und Steve zu ihr gehalten hatte und sie behandelte, als wäre sie ihm lieb und teuer.
Aber es wäre natürlich völlig verrückt, sich in ein Abenteuer mit Jake zu stürzen. Dabei würde sie nur verlieren, denn wie sollte sie danach noch für ihn arbeiten? Es würde ihr bestimmt nicht gefallen, wenn er sich früher oder später mit einer anderen einließe. Und das würde er auf jeden Fall tun.
Eigentlich wollte sie auch gar nicht mit ihm schlafen. Er vermittelte ihr nur das angenehme Gefühl, begehrenswert zu sein. Es herrschte einfach eine gelockerte Stimmung in einer seltsam verführerisch wirkenden Umgebung. Jake war glücklicherweise sowieso vernünftig genug, sich zurückzuhalten und seinen Wunsch zu unterdrücken.
Es wäre wirklich schade, wenn sie sich das, was sie an diesem Tag erreicht hatte, selbst zerstörte. Jake hatte ihr eine großzügige Gehaltserhöhung versprochen, und sie hatte sich für ein Apartment entschieden, in dem man sich wie im Paradies vorkommen konnte. Die Idee, den so erfolgreichen Tag mit einem neuen Liebhaber abzuschließen, war durchaus verlockend. Doch den Gedanken, mit ihrem Chef ins Bett zu gehen, musste Amy sich aus dem Kopf schlagen.
Erst als sie den Löffel weglegte, wurde ihr bewusst, dass sie das Soufflé gegessen hatte, ohne wahrzunehmen, wie es schmeckte. Schade, dass sie sich um das Vergnügen gebracht hatte.
Plötzlich bemerkte sie, dass Jake sie beobachtete. Errät er etwa, was in mir vorgeht? fragte sie sich unbehaglich und blickte auf die Uhr, um ihn und sich abzulenken.
„Du liebe Zeit! Der Nachmittag ist bald vorüber! Wir sollten ins Büro zurückfahren, Jake.“
Er sah auch auf die Uhr und zog erstaunt die Augenbrauen hoch. „Sie haben recht. Sie müssen noch den Mietvertrag unterschreiben.“ Er verlangte die Rechnung und lächelte Amy an. „Das war ein guter Tag.“
Sie lachte. „Wir haben stundenlang die Arbeit geschwänzt.“
„Das muss man sich ab und zu einmal gönnen dürfen“, antwortete er vergnügt.
Während sie in der Damentoilette ihr Make-up überprüfte, wartete Jake im Foyer. Als sie sich wieder zu ihm gesellte, sah er zufrieden aus mit sich und der Welt. Er würde sie zu nichts drängen, schon gar nicht ohne Ermutigungen ihrerseits. Solange sie sich selbst unter Kontrolle hatte, würde nichts passieren, dessen war sie sich sicher.
„Es war ein fantastisches Essen, Jake. Danke“, sagte Amy draußen.
„Mir hat es auch gefallen.“
Das bezweifle ich keine Sekunde, dachte sie, als sie bemerkte, wie belustigt es in seinen Augen aufblitzte. Dann führte er sie so besitzergreifend zu seinem Wagen, als gehörte sie zu ihm.
Aber da täuscht er sich, sagte sie sich sogleich.
Auf der Fahrt zum Makler dachte sie über den Namen des Restaurants nach. The Watermark erinnerte sie an die Gezeiten. Ebbe und Flut kamen und gingen wie Höhen und Tiefen im Leben. Wie würde sie sich fühlen, wenn sie mit Jake Carter schlafen würde? Wäre es ein herrliches, aber viel zu kurzes Vergnügen, das keine Spuren hinterließ?
Sex ohne Liebe … Nein, das kann ich vergessen, mahnte sie sich. Sie wollte nicht verletzt werden. Und das würde sie auch nicht, wenn sie sich nicht mit ihm einließ.
9. KAPITEL
Abends zu Hause versuchte Amy, sich die gute Stimmung nicht verderben und sich von der Leere, die sie empfing, nicht entmutigen zu lassen. Bald ziehe ich aus, dann ist dieser Lebensabschnitt endgültig vorbei, und ein neuer fängt an, tröstete sie sich.
Sie schrieb alles auf, was sie erledigen musste, Strom und Telefon abmelden, Handwerker bestellen, die die Wohnung renovieren sollten, und den Umzug organisieren. Sie überlegte gerade, wie sie die Möbel in dem neuen Apartment stellen wollte, als das Telefon läutete.
Vielleicht ein Anruf für Steve von Bekannten, die noch nicht wussten, dass er ausgezogen war, und denen sie die Situation erklären musste. Sie zögerte. Man sollte sie in Ruhe lassen und sie nicht an ihren Kummer und Schmerz erinnern.
Schließlich verstummte das Telefon, und Amy seufzte erleichtert auf. Sicher war es feige, sich nicht
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