Julia Bestseller Band 144
entscheiden. Und als alleinstehende Frau war man auf Partys sowieso nicht gern gesehen, weil die meisten Frauen, die in festen Beziehungen lebten, einen als Bedrohung empfanden.
Es war deprimierend, plötzlich vom gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen zu sein und sich wie ein Paria vorzukommen. Amy hatte keine eigenen Freunde. In den fünf Jahren mit Steve hatte sie ihre früheren Freundinnen vernachlässigt. Und als sie vor zwei Jahren Jake Carters persönliche Assistentin wurde, hatte sie gar keine Zeit mehr gehabt, Freundschaften zu pflegen. Der einzige Mensch, der ihr noch geblieben war, war ihr Chef.
Jake hatte ihr einen Tag lang geholfen, mit der Leere, dem Kummer und dem Schmerz besser zurechtzukommen. Aber sie konnte sich nicht von ihm abhängig machen, sondern musste ihr Leben selbst in den Griff bekommen. Die ganze Arbeit, die mit dem Umzug verbunden war, würde sie die ganze Woche lang ablenken. Doch was kam danach?
Sie legte sich ins Bett und wünschte sich, im Schlaf alles zu vergessen. Mit der Zeit würde der Schmerz nachlassen, und sie würde nicht mehr daran denken, dass Steve jetzt mit der Blondine im Arm einschlief. Nur um die quälenden Gedanken loszuwerden, stellte sie sich vor, wie es sich anfühlen würde, sich in Jake Carters Arme zu schmiegen. Es waren gefährliche Träume, aber sehr hilfreiche.
Am nächsten Tag konnte sie sich nicht auf die Arbeit konzentrieren. Viel zu sehr war sie sich Jakes Körper, seiner Lippen und seiner Hände bewusst. Sogar der dezent erotische Duft seines Aftershaves lenkte sie plötzlich ab, obwohl er es schon immer benutzt hatte. Krampfhaft bemühte sie sich, ihn sich nicht an Steves Stelle vorzustellen, es gelang ihr jedoch nicht. In ihrer Fantasie malte sie sich immer mehr verführerische Details aus.
Glücklicherweise merkte Jake von alledem nichts. Er war so in die Arbeit vertieft, dass er noch nicht einmal eine spöttische oder scherzhafte Bemerkung machte. Er schien den Wunsch, Amy in sein Bett zu bekommen und leidenschaftlich zu lieben, vergessen zu haben.
Sie hoffte, dass ihm ihre Anspielung Brooke Mitchell gegenüber nie zu Ohren kommen würde. Ich habe es nicht ernst gemeint, es war nur eine spontane Reaktion in der ziemlich unangenehmen Situation, sagte Amy sich. Natürlich wollte sie nicht mit Jake Carter ins Bett gehen. Nein, ganz bestimmt nicht.
Am späten Nachmittag, als sie gerade den Schreibtisch aufgeräumt und alles abgeschlossen hatte, um nach Hause zu gehen, kam Jake in ihr Büro.
„Halten Sie sich tapfer, Amy?“, fragte er ruhig.
Sie errötete. „Ich bin nicht selbstmordgefährdet“, fuhr sie ihn an. Die Unterhaltung mit Brooke war ihr noch zu frisch im Gedächtnis.
Jake zog die Augenbrauen hoch. „Das habe ich auch nie angenommen.“
„Warum fragen Sie dann?“ Hoffentlich merkte er nicht, wie nervös und unsicher sie in seiner Gegenwart war.
Er verzog die Lippen. „Wahrscheinlich haben einige Freunde ihr Bedauern ausgedrückt und dadurch alles noch schlimmer gemacht.“
„Stimmt genau.“
„Wollen Sie immer noch am Samstag umziehen?“
„Oh ja. Es kann mir gar nicht schnell genug gehen.“
Plötzlich lächelte er zufrieden, er schien sich über ihren Entschluss zu freuen. Amy bekam Herzklopfen und spürte, wie sich wohlige Wärme in ihr ausbreitete.
„Sie wirkten heute so unruhig und unsicher.“ Er zuckte die Schultern. „Deshalb habe ich befürchtet, es würde Ihnen vielleicht alles zu viel. So ein Umzug kann sehr stressig sein, wenn einem niemand hilft.“
„Ich habe alles im Griff“, behauptete sie, obwohl sie erst in der Mittagspause angefangen hatte, herumzutelefonieren und zu organisieren.
„Gut. Wenn Sie einige Tage freihaben möchten, brauchen Sie es nur zu sagen. Kann ich etwas für Sie tun, was Ihnen den Umzug erleichtert?“
„Danke, Jake.“ Sie lächelte ihn an. Glücklicherweise ahnte er nicht, dass die seltsame seelische Verfassung, in der sie sich befand, zumindest teilweise etwas mit ihm zu tun hatte. „Ich glaube, ich komme zurecht, sage Ihnen aber noch Bescheid, ob ich einen oder zwei Tage Urlaub nehme.“
Er nickte zufrieden. „Da ist noch etwas, Amy. Sie erinnern sich sicher an die Einladungen zur Silvesterfeier auf der Free Spirit , die wir verschickt haben, oder?“
„Ja.“ Sogleich sah sie die Luxusjacht vor sich. Man würde vom Wasser aus das Feuerwerk um den Hafen herum beobachten. Nur ganz bestimmte Kunden hatten von Jake eine Einladung bekommen.
„Wenn Sie Silvester
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