Julia Bestseller Band 144
mit der Wahrheit auseinandersetzen zu wollen, aber sie tat immer noch zu weh. Doch wenig später läutete das Telefon wieder. Mit ihrer Geduld und den Nerven am Ende, nahm sie den Hörer ab und meldete sich gereizt.
„Na endlich. Ich war schon ganz beunruhigt, Amy. Brooke Mitchell hier.“
Ausgerechnet Brooke! Amy verzog das Gesicht.
„Als Ryan nach Hause kam und mir erzählte, dass Steve ausgezogen ist, wollte ich es erst nicht glauben“, plapperte Brooke drauflos. „Ich kann mir vorstellen, wie schrecklich du dich jetzt fühlst, du Ärmste …“
„Mir geht es gut“, unterbrach Amy sie und ärgerte sich über das scheinheilige Theater.
Brooke Mitchell war nur neugierig. Sie war eine richtige Klatschtante, und Amy hatte die Frau noch nie gemocht. Brooke war mit Ryan verheiratet, einem Arbeitskollegen von Steve. Die beiden Männer waren Computerfreaks und saßen deshalb auch oft in der Freizeit zusammen.
„Wirklich? Als du nicht ans Telefon gegangen bist …“
„Ich bin gerade erst nach Hause gekommen“, behauptete Amy.
„Oh! Und ich habe mir schon ausgemalt, wie du … Na ja, ich bin froh, dass du dir nichts …“
„Dass ich mir nichts angetan habe? Glaub mir, ich bin nicht selbstmordgefährdet, Brooke. So schlimm ist die Sache ja nun wirklich nicht.“
„Ich dachte nur … Es ist ja doch keine Kleinigkeit. Ich kann dir gar nicht sagen, wie leid es mir tut. Wie konnte Steve dir das nur antun? Es ist schon schlimm genug, dass er dich betrogen hat, aber dass die Frau auch noch schwanger ist und er sie heiraten will … nach all den Jahren, die ihr zusammen wart.“
Amy biss die Zähne zusammen. Mit ihrem Gerede riss Brooke alle Wunden wieder auf.
„Es ist einfach schrecklich“, fuhr Brooke unbeirrt fort. „Aber ich war schon immer der Meinung, dass es nicht gut ist, ohne Trauschein zusammenzuleben. Du hättest ihn festnageln müssen, Amy.“
So selbstgefällig kann nur eine verheiratete Frau daherreden, dachte Amy. Vielleicht sollte sie Brooke darauf hinweisen, dass bei den hohen Scheidungsraten ein Trauschein auch keine Garantie für ewige Treue war. Amy schwieg jedoch.
„Wenn du jemanden brauchst, um dich auszuweinen …“
Plötzlich erinnerte Amy sich daran, wie wohl sie sich in Jakes Armen gefühlt hatte.
„Es geht mir wirklich gut, Brooke. Ich hatte einen wunderschönen Tag. Mein Chef Jake Carter hat mich zum Lunch eingeladen, und wir haben meine wiedergewonnene Freiheit gefeiert.“
„Hast du ihm etwa alles erzählt?“, fragte Brooke schockiert.
Plötzlich machte es Amy Spaß, ein bisschen anzugeben und zu übertreiben. Deshalb erwiderte sie: „Natürlich. Und Jake hat mich überzeugt, dass ich froh sein könne, Steve los zu sein. Du brauchst dir um mich keine Gedanken zu machen.“
„Ich verstehe.“ Brookes Stimme klang leicht verärgert. „Hast du nicht immer behauptet, dein Chef sei ein Wüstling?“
„Habe ich. Aber ich habe meine Meinung geändert. Ich kann mir gut vorstellen, dass es eine interessante Erfahrung ist, sich mit Jake Carter einzulassen.“
„Wenn du meinst.“ Brooke war verblüfft und irritiert. „Da ist noch etwas anderes. Ich weiß nicht, wie ich es dir sagen soll. Zur Party am nächsten Samstag hatten wir euch beide, dich und Steve, eingeladen. Aber Steve will seine …“
„Das ist doch selbstverständlich“, unterbrach Amy sie. Ihr verkrampfte sich das Herz, als sie sich die schwangere Blondine an Steves Seite vorstellte. Es war klar, dass er seine zukünftige Frau mitbringen wollte, denn Brooke und Ryan waren eigentlich seine Freunde, nicht Amys.
„Wenn du jedoch mit Jake Carter kommen möchtest …“, schlug Brooke vor.
„Nein, ich habe andere Pläne fürs Wochenende. Danke, dass du angerufen hast. Die Party hatte ich total vergessen. Ich wünsche dir und Ryan fröhliche Weihnachten.“
Ehe Brooke weitere Fragen stellen konnte, beendete Amy das Gespräch. Es tat ihr richtig gut, dass Brooke jetzt neugierig war und gern mehr über die neue Beziehung erfahren wollte. Wenigstens wird man mich nicht mehr bedauern, aber vielleicht war es doch ein Fehler, Jake Carter zu erwähnen, überlegte sie. Solche Sachen sprachen sich rasch herum.
Was soll’s? dachte sie unglücklich. Zumindest würden die Leute sich nicht schuldig fühlen, wenn sie sie nicht mehr einluden. Brooke hatte letztlich nur angerufen, um die Einladung zur Party rückgängig zu machen. Wenn ein Paar sich trennte, mussten die Freunde sich für einen der beiden Partner
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