Julia Bestseller Band 144
einladen dürfen und sie sei auf gar keinen Fall die richtige Mutter für Jakes Kinder.
Und das tat weh. Es half Amy auch nicht viel, dass alle anderen so locker mit ihr umgingen, als gehörte sie dazu. Und später, beim festlichen Weihnachtsessen, empfand sie ihre ganze Situation sogar als sehr bedrückend.
Man verstand sich untereinander, und jeder sprach offen aus, was er dachte. Es gab keine Spannungen, keine Unstimmigkeiten. Am Tisch wurde viel gelacht, und die Kinder wurden liebevoll und nachsichtig behandelt. Ab und zu kam es zu kurzen Wortwechseln, die manchmal sehr heftig wirkten. Sie wurden jedoch immer rasch beigelegt, und man war weder verbittert noch nachtragend, sodass Amy alles eher wie ein lebhafter Gedankenaustausch oder gegenseitiges Necken vorkam. Jedenfalls war es interessant und lustig, und alle waren offenbar glücklich und zufrieden.
Jake ließ nicht zu, dass Amy nur als stille Beobachterin dasaß. Auch seine Geschwister und deren Partner nicht. Jeder gab ihr das Gefühl, zur Familie zu gehören. Man bezog sie in die Unterhaltung ein.
In dieser Familie verstand man es, Spaß zu haben. Für Amy war es eine ganz neue Erfahrung. Es war wie eine Offenbarung, und sie begriff, dass man innerhalb einer Familie auch ganz anders miteinander umgehen konnte, als sie es in ihrem Elternhaus erlebt hatte. Sie wünschte, ihr Baby könnte auch von Anfang an so aufwachsen, ohne Angst und mit dem sicheren Gefühl, von allen akzeptiert und geliebt zu werden. Vielleicht idealisiere ich das alles, aber Jakes Familie wirkt wirklich perfekt und ist völlig anders als meine, überlegte sie.
Mit Jake fühlte sie sich in diesem Umfeld noch mehr verbunden. Oft trafen sich ihre Blicke, und das gegenseitige Verstehen war so intim, dass Amy immer zuversichtlicher wurde. Es würden zwischen ihnen wegen der Schwangerschaft bestimmt keine Meinungsverschiedenheiten entstehen. Er würde sein Kind haben wollen und es lieben, denn eine Familie war für ihn etwas ganz Natürliches.
Doch wenn sie merkte, wie seine Mutter sie beide beobachtete, wurde ihr klar, dass es Schwierigkeiten geben würde. Elizabeth Carter mag mich nicht, dachte Amy. Außerdem war die Intimität, die sie zu spüren glaubte, eine Illusion. Sie bildete es sich nur ein, weil dieser Weihnachtstag so harmonisch und in heiterer, gelockerter Stimmung verlief. Vielleicht hatte Jake sie gern und vertraute ihr, aber das bedeutete nicht, dass er sich durch ein gemeinsames Kind an sie binden wollte.
Sie war nur seine persönliche Mitarbeiterin. Er liebte sie nicht.
Wahrscheinlich war er überhaupt nicht fähig, jemanden zu lieben. Wenn Amy sich nicht geweigert hätte, seine Geliebte zu werden, hätte er sie bestimmt nicht seiner Familie vorgestellt. Wahrscheinlich war er überzeugt, sie erwarte nichts von ihm. Deshalb fühlte er sich mit ihr sicher und auch zu nichts verpflichtet.
Nach dem Essen gingen alle auf die Terrasse. Neben dem Swimmingpool hatte Nathan ein Netz gespannt, um Badminton zu spielen. Die beiden älteren Brüder forderten Jake und Ruth auf, mit ihnen zu spielen. Die anderen Familienmitglieder standen darum herum und sahen zu. Lachend und unbekümmert feuerte man das jeweilige Team an, das man favorisierte. Die Kinder vergnügten sich unterdessen am und im Swimmingpool. Sie wetteiferten darum, wer als Erster den Federball aus dem Wasser holte, wenn er einmal darin landete.
Plötzlich bat Elizabeth Carter Amy, sich mit ihr unter die Pergola zu setzen. Jetzt will sie sich mit mir unterhalten, dachte sie und fragte sich, warum Jakes Mutter sich überhaupt die Mühe machte. Kannte sie etwa ihren Sohn nicht?
„Hoffentlich gefällt es Ihnen“, begann Mrs Carter das Gespräch.
„Sehr sogar“, erwiderte Amy lächelnd.
„Weihnachten Badminton zu spielen, hat Tradition. Jake hat es vor vielen Jahren eingeführt. Sie sind jetzt eine Zeit lang beschäftigt, es geht über insgesamt fünf Sätze.“
„Hart umkämpfte, vermute ich.“
Mrs Carter ließ sich tatsächlich dazu herab zu lachen. „Ja, das stimmt. Mein Mann spielt Schiedsrichter, weil sie sich nicht immer an die Regeln halten.“
„Aber es ist trotz allem nur ein großer Spaß, oder?“, fragte Amy.
„Oh ja.“ Mrs Carter wurde wieder ernst. „Obwohl das Leben nicht nur aus Spaß besteht. Es ist viel weniger kompliziert, wenn man den geraden Weg wählt.“
„Wie meinen Sie das?“ Amy wünschte, Jakes Mutter würde endlich zur Sache kommen.
„Na ja, wenn ich Jake richtig
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