Julia Bestseller Band 144
gewagt, uns Kinder zu verteidigen.“
„Man braucht sich nur zu lieben, Amy, und es aus freien Stücken zu zeigen.“ Er verzog das Gesicht. „Vielleicht konnte deine Mutter deinem Vater nicht zeigen, dass sie ihn liebte. Aber du kannst alles ganz anders machen. Wenigstens unser Kind kannst du mit deiner Liebe verwöhnen.“
Aus freien Stücken . Das hatte er schon einmal gesagt, an dem Abend, als sie das Baby gezeugt hatten. Amy wünschte sich, keine Angst mehr zu haben, die Ehe sei eine Falle. Vielleicht musste sie nur etwas Geduld mit sich haben.
Jake wusste immer noch nicht alles. Sie musste ihm die ganze Wahrheit sagen. Es durfte keine Lügen und keine Ausflüchte mehr geben. Deshalb fuhr sie fort: „Ich begehre dich, Jake. Schon lange. Ich habe behauptet, nicht mit dir ins Bett gehen zu wollen, aber das war auch eine Lüge. Ich habe dich belogen, weil du nicht erfahren solltest, was ich für dich empfand und wie sehr ich dich begehrte.“
Er zeigte keinerlei Reaktion. Amy hätte nicht sagen können, ob er das, was sie ihm soeben anvertraut hatte, überhaupt an sich heranließ oder ob er sich verschloss. Es war so anstrengend, sich zu überwinden und die eigenen Empfindungen auszusprechen, dass sie sich ganz leer vorkam. Dennoch machte sie weiter. Sie musste Jake zurückgewinnen, eher hätte sie keine Ruhe.
„Als du mich heute unter dem Mistelzweig geküsst hast, hätte ich am liebsten geglaubt, dass meine Gefühle für dich nie vergehen. Was wir gemeinsam erleben, bedeutet mir ungeheuer viel. Und es macht mir angst. Und dann hast du einfach behauptet, es sei nur ein Weihnachtskuss gewesen.“
„Nein, das stimmt nicht. Ich habe gesagt, ein Mann dürfe die Frau küssen, die Weihnachten unter so einem Zweig steht“, wandte er ungestüm ein.
„Dann habe ich auch das wieder falsch ausgelegt“, erwiderte sie hilflos. „Wahrscheinlich kannst du es jetzt sowieso nicht mehr glauben.“
„Was, Amy?“
Weshalb sollte sie es noch aussprechen? Es war sowieso sinnlos.
„Dass ich dich liebe“, sagte sie trotzdem.
Es stimmte wirklich. Sie liebte ihn so sehr, dass es beinah körperlich schmerzte. Dass Jake überhaupt nicht von Liebe redete, machte alles noch schlimmer. Er stand nur da und blickte sie so ausdruckslos an, als wäre er mit seinen Gedanken ganz woanders.
Vielleicht liebte er sie nicht und war über ihr Geständnis schockiert. Sie hatte gehofft, er würde etwas für sie empfinden. Es kann natürlich sein, dass ich mit meiner Zurückweisung nur seinen Stolz verletzt habe und nicht seine Gefühle, überlegte Amy. Warum hatte sie daran nicht früher gedacht? Weil sie seine Liebe brauchte, wie ihr plötzlich klar wurde. Wenn er sie nicht liebte, konnte sie ihn nicht heiraten.
„Jake“, sagte sie rau und schluckte, während sie die Hände wie bittend hob. „Wenn du mich nicht liebst …“
Endlich bewegte er sich wieder. Ehe Amy begriff, was er vorhatte, riss er sie in die Arme und drückte sie so fest an sich, dass sie sein Herz klopfen und die Wärme seines Körpers an ihrem spürte. Ohne zu zögern, legte sie ihm die Arme um den Nacken und barg das Gesicht an seiner breiten Schulter. Sie erbebte und klammerte sich an ihn. Jake wollte sie immer noch. Er hielt sie sicher und fest in den Armen, sie waren wieder zusammen. Alles andere war unwichtig.
Er rieb die Wange an ihrem Haar. „Hab keine Angst vor mir, Amy. Nie wieder“, beruhigte er sie sanft. „Öffne mir einfach dein Herz, und ich höre dir zu. Gemeinsam schaffen wir es.“
Die ganze Anspannung löste sich auf, Amy war unendlich erleichtert. Er hatte ihr verziehen.
„Vielleicht hätte ich mit dir reden müssen, statt mich immer zurückzuhalten“, fuhr er fort. „Ich glaube, wir alle versuchen, uns dagegen zu schützen, verletzt zu werden. Du warst so lange mit Steve zusammen … Ich wollte sicher sein, dass du völlig frei warst und keine Gefühle mehr für ihn hattest, ehe ich dir sagte, was ich für dich empfinde.“
Das war verständlich.
Jake seufzte. Sie spürte seinen warmen Atem an ihrem Ohr, und es kam ihr wie eine Liebkosung vor.
„Ich liebe dich schon so lange, dass ich mir nicht mehr vorstellen kann, dich nicht zu lieben“, sagte er.
Er liebte sie. Und deshalb wollte er sie heiraten, nicht nur wegen des Babys.
Glücklich und erleichtert hob Amy den Kopf. Sie wollte es mit eigenen Augen sehen. Dieses Mal gab es keine Missverständnisse, nichts konnte falsch ausgelegt werden. Er blickte sie so zärtlich und
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