Julia Bestseller Band 144
erfolgreich bemüht, die Funken nicht zu beachten, die zwischen uns sprühen. Du wolltest nie wahrhaben, was sich zwischen uns abspielt. Und nach zwei Jahren ist es dir offenbar so sehr zur Gewohnheit geworden, dass du gar nicht mehr anders kannst, stimmt’s? Du musst weiterhin den gebührenden Abstand wahren und glaubst, mich nicht an dich heranlassen zu dürfen, weil du sonst die Kontrolle verlieren könntest.“
Seine Miene wirkte auf einmal stolz und entschlossen. „Und dann hast du sie auch verloren. Die Nacht, in der wir das Baby gezeugt haben, war für mich herrlicher und großartiger als alles, was ich bisher erlebt habe. Ich wette, dir geht es genauso.“
Er verzog verbittert die Lippen. „Zwei Jahre habe ich vergeudet, nur weil ich so dumm war, auf deine Freundschaft mit Steve Rücksicht zu nehmen, der dich am Ende doch verlassen hat. Zwei Jahre! Und jetzt klammerst du dich an irgendwelche unsinnigen Argumente und willst mich überzeugen, ich hätte meine Zeit für nichts und wieder nichts vergeudet. Ich habe immer gehofft, dich früher oder später doch noch für mich zu gewinnen.“ Er schüttelte den Kopf. „Aber du bist ja nicht einmal unserem Kind zuliebe bereit, mir eine Chance zu geben.“
Amy war schockiert. Sie begriff plötzlich, dass es noch eine andere Sichtweise gab als ihre eigene.
Sie gestand sich ein, dass er recht hatte und sie sich in gewisser Weise hinter Steve versteckt hatte, um Jake nicht an sich heranzulassen. Aber jetzt war Steve nicht mehr da …
Ihr fiel wieder ein, was Jake dem kleinen Joshua erzählt hatte, nachdem er erfahren hatte, dass Steve sie verlassen hatte. Und hatte Jake nicht auch gesagt, sie könne sich auf ihn verlassen?
Ruths Verhalten ihr gegenüber und ihre Behauptung, man würde Amy im Familienkreis schon als Wunderfrau bezeichnen, weil Jake so begeistert über sie redete, bekamen jetzt eine ganz andere Bedeutung. Auch Jakes Mutter hatte so etwas erzählt. Und alle hatten bestätigt, dass sie die erste und einzige Frau war, mit der er Weihnachten hatte feiern wollen.
Dann erinnerte sie sich an den Abend, als sie sich geliebt hatten. Jake hatte sie gebeten, nie zu vergessen, dass sie etwas ganz Besonderes verband. Aber sie hatte die wirkliche Bedeutung nicht wahrhaben wollen, sondern sich alles so zurechtgelegt, dass es in das verzerrte Bild passte, das sie sich von ihm gemacht hatte. Jake hatte sie jedoch soeben gezwungen, die Dinge so zu sehen, wie sie wirklich waren.
Sie spürte, dass sein Ärger verschwand. Seine Miene wirkte plötzlich traurig, und Amy hatte das Gefühl, alle Chancen verspielt zu haben.
„Eines Tages wirst du unserem Kind erklären müssen, warum du mich nicht heiraten wolltest.“ Es klang so, als hätte er sie schon aus seinem Leben ausgeschlossen. „Wenn du dich weiterhin selbst belügen willst, dann musst du es eben tun. Es ist deine Entscheidung. Aber erzähl meinem Kind nur die Wahrheit über mich, Amy. Etwas anderes habe ich nicht verdient.“
Ihr Herz fühlte sich an wie ein Stein. Sie hatte ihm viel zu oft unrecht getan. Und warum? Alles nur, um sich vor sich selbst zu schützen, vor ihren Reaktionen, ihren Gefühlen? Jake war ein viel wertvollerer Mensch als Steve. Das hatte sie immer gewusst. Aber sie hatte sich eingeredet, es sei zu riskant, sich mit ihm einzulassen, und sie könne nicht mit ihm fertigwerden. Er war ihr zu attraktiv und zu selbstbewusst gewesen. Zu viele andere Frauen hatten sich für ihn interessiert. Irgendwie hatte Amy sich nicht zugetraut, ihn an sich binden zu können. Sie hatte sogar geglaubt, sie sei nicht gut genug.
Nicht gut genug! Das hatte ihr Vater ihr immer wieder vorgehalten.
Deshalb hatte sie sich mit der vermeintlichen Sicherheit zufriedengegeben, die sie in der Partnerschaft mit Steve gefunden hatte.
Jake trat einige Schritte zurück und stand mit erhobenem Kopf da. Er hatte gekämpft und verloren, aber seine Würde behalten. Mutig, leidenschaftlich und mit starkem Glauben an sich selbst, hatte er sich für seine Überzeugung eingesetzt.
„Du kannst alles von mir haben, um was du mich bittest“, sagte er ruhig. „Aber für heute haben wir genug geredet. Im Büro können wir uns wieder unterhalten. Dann höre ich mir gern deine Pläne an. Momentan habe ich dazu keine Lust mehr.“
Er nickte ihr kurz zu. „Wenn du mich jetzt bitte entschuldigst …“
Ohne ihre Antwort abzuwarten, durchquerte er den Raum. Sekundenlang stand Amy wie angewachsen da und brachte kein Wort
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