Julia Bestseller Band 144
Liebe und Glück.
All ihre Träume hatten sich erfüllt.
– ENDE –
Nach all den Jahren endlich du
1. KAPITEL
Sie trug Gelb.
Es war die Farbe, die zuerst Jim Neilsons Aufmerksamkeit erregte. Eine Narzisse unter lauter schwarzen Orchideen. In Künstlerkreisen trugen die Frauen anscheinend immer Schwarz – Leder, Satin, Seide oder hautenge Jerseys – aufgepeppt mit Goldketten oder auffälligem Modeschmuck. Es war wie eine Uniform, die besagte: „Ich gehöre dazu. Ich bin Teil dieser schicken, illustren Schar.“ Die Galerie war voll von Leuten, die zur Vernissage von Paul Howards Werken gekommen waren, um zu sehen und gesehen zu werden.
Auch Jim trug Schwarz – Seidenhemd, Designerjeans, sportliche Lederjacke und italienische Schuhe. Er genoss durchaus die Illusion, dazuzugehören, obwohl er ganz genau wusste, dass es nicht zutraf und nie zutreffen würde. Das Gefühl, ein Außenseiter zu sein, verließ ihn nie, gleichgültig, wie hoch er auch aufstieg. In diesen Kreisen stand er in dem Ruf, ein sachverständiger Kunstsammler zu sein. Seine Meinung wurde respektiert, seine Gunst gesucht. Was nicht hieß, dass er dazugehörte. Es bedeutete nur, dass er über genügend Geld verfügte.
Die Frau in Gelb faszinierte ihn. Ihr machte es offensichtlich nichts aus, sich abzuheben, anders zu sein. Nicht viele Frauen konnten diese Farbe gut tragen. Gewöhnlich ließ sie entweder den Teint zu fahl erscheinen oder wirkte zu dominierend, sodass die Person dahinter verblasste. An ihr aber wirkte das schlichte, klassisch geschnittene Leinenkostüm in leuchtendem Gelb umwerfend.
Sie bewegte sich mit der Anmut eines Models, wobei ihre aufrechte Haltung die aufregenden weiblichen Rundungen ihrer sonst gertenschlanken Figur betonte. Überschulterlanges goldbraunes Haar umschmeichelte in seidigen Wellen ein reizvolles, ebenmäßiges Gesicht mit ausdrucksvollen Augen, einem vollen, sinnlichen Mund und einer geraden, aristokratischen Nase. Die natürliche Schönheit des sanft gebräunten Teints bedurfte keinerlei Make-ups.
Nicht übel, dachte Jim, dessen sexuelles Interesse sofort geweckt war. Sein Liebesleben, sofern man es noch als solches bezeichnen wollte, konnte dringend einen Ansporn brauchen. Schon lange bevor Alysha zu den Modeschauen in Europa abgeflogen war, war sein Interesse an ihr bereits abgeflaut gewesen. Er brauchte etwas Neues, eine Frau, die ihn wirklich erregte.
Hier auf der Vernissage gab es sicher einige Frauen, die nur allzu gern die Gelegenheit beim Schopf ergriffen hätten, mit Jim Neilson ins Bett zu gehen. Doch seine Person bedeutete denen im Grunde nichts. Sie schwärmten nur für ihn – oder für das, was er ihnen zu bieten hatte. Jim war diese oberflächlichen Beziehungen satt. Er sehnte sich nach mehr. Einem Hauch von Geheimnis? Einer aufregenden Jagd anstelle eines bereitwillig dargebotenen Geschenks?
Die Frau in Gelb wirkte wie ein strahlender, frühlingshafter Farbtupfer inmitten dieser uniformen Schar. Frisch. Verführerisch. Wer immer sie sein mochte, sie war anscheinend ohne Begleitung gekommen. Und sie sprach auch mit niemandem. Jims Neugier wuchs, je länger er sie beobachtete.
Sie schien auch nicht an den Gemälden interessiert, denn ihr Blick streifte sie, wenn überhaupt, nur flüchtig. Stattdessen schlenderte sie durch die große Gästeschar, die in kleinen Gruppen beieinanderstand, und schaute sich die Männer sehr genau an, studierte jedes einzelne Gesicht, als dürfte ihr nicht eines entgehen. Die weiblichen Gäste schienen dagegen ohne Bedeutung für sie.
„Noch ein Glas Champagner, Jim?“
Claud Meyer war neben ihm aufgetaucht, geschäftstüchtig bemüht, ihn in Kaufstimmung zu versetzen. Der Inhaber der eleganten Woollhara-Galerie war stets ein aufmerksamer Gastgeber für seine guten Kunden. Diese Vernissage würde vermutlich genügend Verkäufe einbringen, um für den Künstler wie für den Galeristen den Erfolg der Ausstellung zu garantieren. Claud war ein guter Geschäftsmann.
„Ja, warum nicht? Danke.“ Jim stellte sein leeres Glas auf das Silbertablett, das Claud ihm entgegenhielt, und nahm sich ein volles. „Beachtlicher Andrang heute.“
„Howard ist ein populärer Künstler“, lautete die fachkundige Antwort. „Haben Sie schon etwas entdeckt, was Ihnen gefällt?“
„Ja.“ Jim nickte in die entsprechende Richtung. „Die Frau in Gelb.“
Claud stutzte überrascht und lachte dann gutmütig. „Ich meinte eigentlich die ausgestellten
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