Julia Bestseller Band 144
zweifellos ein exklusives Designermodell. Dann sein Gesicht. Die Miene unergründlich, die Lippen fest zusammengepresst, die Augen glühten. Jim Neilson fühlte sich nicht wohl in seiner Haut.
„Ja?“ Beth zog spöttisch fragend die Brauen hoch.
„Ich würde dich gern unter vier Augen sprechen.“
„Ach? Vielleicht hast du meine Tante nicht wiedererkannt … die dich stets in ihrem Haus willkommen hieß und dich mit selbst gebackenem Kuchen und Plätzchen verwöhnte?“
Ihre ironischen Worte brachten Jim Neilson tatsächlich zum Erröten. Steif wandte er sich Beths Tante zu und nickte förmlich. „Tante Em. Verzeihen Sie mir. Es ist lange her.“
„Ja, das ist es“, erwiderte Tante Em bedächtig, wobei sie den nun erwachsenen Jamie von Kopf bis Fuß begutachtete. „Möchtest du dich nicht zu uns setzen und ein Stück Orangenkuchen essen?“
„Nein, danke.“
Er hasst diese Situation, dachte Beth, hasst es, mit der Vergangenheit konfrontiert zu werden. Warum also war er gekommen?
Jim Neilson wandte sich erneut ihr zu. Offenbar hielt er es nicht mehr für nötig, sie allein zu sprechen. „Hast du dich im Haus umgesehen?“
„Ja.“
„Und du willst immer noch mitbieten?“
„Ja.“
„Warum?“
Das ging ihn eigentlich gar nichts an, aber Beth wollte nicht, dass er sie für verrückt hielt. „Mein Vater braucht es.“
„Was dieses Haus braucht, ist ein Bulldozer, der mitten hindurchfährt!“
„Besten Dank für deine Meinung.“
Ihr sarkastischer Ton machte ihn wütend. Seine dunklen Augen funkelten. „Er wird es nie schaffen, das hier wieder in eine gewinnbringende Farm zu verwandeln!“
„Das weiß ich.“
„Wo ist dann der Sinn, Beth?“
Sie hatte nicht vor, ihm von dem depressiven Zustand ihres Vaters zu erzählen. Wahrscheinlich würde er ihn nur für schwach halten. Stattdessen entgegnete sie also trotzig: „Manche Menschen lassen Dinge hinter sich, andere nicht. Können wir es dabei belassen?“
Einen Moment sahen sie sich schweigend an. Die Luft zwischen ihnen knisterte spannungsgeladen.
„Wo ist dein Hund, Jamie?“, fragte Tante Em unvermittelt.
Bei der Verwendung seines alten Namens zuckte er sichtlich zusammen. Die Ablehnung stand ihm ins Gesicht geschrieben.
„Er heißt jetzt Jim, Tante Em“, warf Beth trocken ein.
„Was sind schon Namen?“, wehrte ihre Tante unbeeindruckt ab. „Ich möchte wissen, wo sein Hund ist.“
„Ich habe keinen Hund“, lautete Jims knappe Antwort. Er wollte dieses Thema nicht weiterverfolgen.
Tante Em warf ihm einen wissenden, mütterlichen Blick zu. „Du hattest immer einen Hund, der dir auf Schritt und Tritt folgte, Jamie Neilson.“
„Die Zeiten ändern sich“, sagte er kühl.
„Das stimmt.“ Em nickte nachdenklich und sah ihn forschend an. „Ich habe aber gewöhnlich festgestellt, dass dies auf Menschen nicht zutrifft.“
Sie irrt sich, dachte Beth. Jim Neilson war der lebende Beweis für die radikale Veränderung eines Menschen im Lauf der Jahre.
Er zuckte die Schultern. „In meinem Leben ist kein Platz mehr für einen Hund.“
„Es gibt Dinge, die sollte man nicht mit dem Bad ausschütten“, riet Tante Em gelassen. „Dazu gehört ein Gefährte, dem man vertrauen kann, der einen bedingungslos liebt.“
Jim presste die Lippen zusammen, nickte spöttisch und wandte sich wieder Beth zu. „Du hättest mir sagen können, wer du bist“, sagte er in vorwurfsvollem Ton. „Du hättest es mir jederzeit sagen können.“
Und ihn damit aufhalten können. Das war es, was in ihm nagte, dass sie ihm genügend Leine gegeben hatte, um sich damit aufzuhängen, anstatt ihm zu enthüllen, welchen Platz sie in seinem Leben einnahm.
„Gibst du mir die Schuld für das, wozu du geworden bist?“
„Was bist du denn geworden, Beth?“, fragte er herausfordernd, wobei sein vielsagender Blick Beth an ihre eigene Hemmungslosigkeit erinnerte.
Sie war nicht mehr das unschuldige Kind, das er gekannt hatte. Richtig. Beth zuckte die Schultern. „Lediglich jemand, der etwas den Handlungsfaden verloren hat. Ich nehme an, das kommt davon, wenn man zu viel träumt.“
Jim deutete zu dem verwahrlosten Farmhaus. „Ist das auch so ein Traum?“
„Ja.“
„Dann sei es so.“
Er sagte das, als wollte er sich mit diesen Worten von ihr loskaufen. Ohne eine Erwiderung abzuwarten, nickte er Tante Em zu, drehte sich um und ging zum Haus zurück.
Beth schaute ihm kurz nach und zwang sich dann, zur Tagesordnung überzugehen. „Wir sollten
Weitere Kostenlose Bücher