Julia Bestseller Band 144
Jims Absichten nachgrübelte.
„Wie du willst, Liebes“, pflichtete Em ihr so rasch bei, dass Beth sich besorgt fragte, ob ihr die innere Anspannung so deutlich anzumerken sei.
Obwohl Jim Neilson keinen Blick in ihre Richtung warf, als Beth mit ihrer Tante an den Stuhlreihen vorbei zum Ende der Veranda ging, war Beth froh, als sie um die Ecke des Hauses bogen und sie ihn nicht mehr sah. Es beunruhigte sie, dass sie sich so stark mit ihm verbunden fühlte.
Der Dicke stand mit einem Bekannten bei den Eingangsstufen. „Der Mann ist ein Narr“, hörte Beth ihn gerade sagen. „Das Land ist nicht so viel wert. Er hat keine Chance, es gewinnbringend zu vermarkten.“
Geld, dachte Beth verächtlich. Ein Immobilienspekulant, darauf aus, einen schnellen Profit zu machen. Sie hatte ihn gleich richtig eingeschätzt. Für ihn bedeutete dieses Land nur ein Handelsgut, nicht mehr.
Die Frage war, wie Jim Neilson es sah. Nach dem zu urteilen, was er vor der Versteigerung geäußert hatte, schien es für ihn keinen Grund zu geben, mehr als den reinen Landwert für die Farm zu bezahlen. Es musste also irgendein anderes Motiv dahinterstecken, dass er eine Farm erworben hatte, deren Besitz für ihn eigentlich nicht erstrebenswert sein konnte.
Beth grübelte darüber nach, bis sie und Em den verwilderten Garten hinter sich hatten. „Was meinst du, Tante Em?“, fragte sie dann.
„Ich meine, wir sollten eine Tasse Kaffee trinken. Die zweite Thermosflasche ist noch voll, und es ist auch noch viel Kuchen übrig.“
„Ich meinte eigentlich, was du von dem Ergebnis der Auktion hältst.“
„Nun, Liebes, ich weiß nicht, was gestern zwischen dir und Jamie vorgefallen ist …“ Em verstummte und sah ihre Nichte prüfend an.
Beth zog es vor, nicht zu antworten.
„Aber nach dem, was ich bei deinem Gespräch mit ihm vor der Versteigerung gehört und beobachtet habe, denke ich, dass er die Farm für dich gekauft hat.“
Beth errötete tief. „Ich könnte das nicht von ihm annehmen!“, sagte sie heftig.
Tante Em schwieg dazu und überließ es Beth, darüber nachzugrübeln, während sie gemeinsam zum Auto gingen.
Nun war er ausgesprochen, der Gedanke, der Beth gleich gekommen war, als Jim Neilson sein erstes Gebot in die Versteigerung eingebracht hatte. Sie hatte es sich nur nicht eingestehen wollen. Wenn es denn zutraf, setzte Jim den geistigen Wettstreit fort, drehte den Spieß um und gab ihr den Traum, den er mit seinen Mitteln leicht ermöglichen konnte.
Und vielleicht … wenn sie ihm gestern ihre wahre Identität enthüllt und ihn damit aufgehalten hätte … Nein, sie wollte sich nicht einreden, dass er dann vielleicht anders gewesen wäre. Möglicherweise hätte er sich oberflächlich bemüht, nett zu ihr zu sein, aber das hätte an seinem eigentlichen Wesen nichts geändert.
Jim Neilson gefiel es nicht, ins Unrecht gesetzt zu werden. Stolz, das war es. Schön, in einem bestimmten Bereich hatte er sein Wort nicht gehalten. Aber mit dem, was er erreicht hatte, konnte er das wieder ausgleichen, indem er ihr etwas anderes gab und damit die Waagschale wieder zu seinen Gunsten verschob. Doch in Geld steckte kein Herz, keine Seele. Es war ein Gut, das er im Überfluss besaß und von dem er etwas abgeben konnte, ohne es zu spüren.
Über all das dachte Beth nach, während ihre Tante sich an dem Picknickkorb zu schaffen machte. Als Em ihr eine Tasse Kaffee reichte, nahm Beth sie geistesabwesend, lehnte den Kuchen jedoch dankend ab. Sie hätte jetzt unmöglich etwas essen können.
Die anderen Autos fuhren eins nach dem anderen davon. Beth schaute verstohlen zum Haus. Ein Mann stapelte die Klappstühle auf der Veranda und lud sie auf einen Kleinlaster auf. Hinter ihm stand noch eine kleine Gruppe um den Tisch des Auktionators herum.
„Vielleicht könntest du mit Jamie einen Handel machen.“
„Einen Handel?“ Beth sah ihre Tante verständnislos an.
„Nun ja, Bedingungen aushandeln, die es dir möglich machen, ihm das Geld zurückzuzahlen.“
„Ich will keine Gefälligkeiten von ihm, Tante Em“, sagte Beth schroff.
Em blickte ihre Nichte lange prüfend an. „Willst du die Farm, Beth?“, fragte sie dann.
„Du weißt, dass ich sie will“, antwortete Beth seufzend.
„Ich war immer der Ansicht, dass Stolz die Menschen mehr kostet, als er wert ist. Durch Stolz verlieren Menschen oft Dinge, die sie wirklich wollen, und bereuen es dann für den Rest ihres Lebens.“
Beth scheute davor zurück, die Weisheit in
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