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Julia Bestseller Band 144

Julia Bestseller Band 144

Titel: Julia Bestseller Band 144 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Darcy
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seinem Leben vielleicht wieder einen Sinn geben.
    Das Auktionsschild stand gut sichtbar neben dem Eingangstor. Als Beth und ihre Tante auf die Farm fuhren, versperrten dichte Talghölzer, Terebinthen und Akazien entlang der Bachbiegung den Blick auf das Farmhaus. Aber eine ganze Reihe von geparkten Autos verriet ein beachtliches Interesse an der bevorstehenden Auktion.
    Beth schaute auf die Uhr. „Bis zum Beginn der Versteigerung bleiben uns noch fast zwei Stunden. Sollen wir uns gleich umsehen oder lieber erst ein schönes Plätzchen für unser Picknick suchen?“
    „Ganz, wie du willst, Liebes“, lautete Tante Ems Antwort.
    Ihnen beiden stockte der Atem, als sie im nächsten Moment das Haus erblickten. Es war halb verfallen, als hätte seit Jahren niemand mehr dort gelebt oder sich darum gekümmert. Tante Em bremste ziemlich abrupt. Dann betrachteten sie beide stumm und voller Entsetzen die Ruinen ihres einst so schönen Heims.
    Das Wellblechdach war verrostet, Teile der Regenrinne abgerissen, Fensterscheiben eingeschlagen. Von der Fassade blätterte die Farbe, die Holzdielen der Veranda waren lückenhaft, der schmucke weiße Lattenzaun gänzlich verschwunden. Der Garten wirkte verwahrlost und verwildert. Das Ganze machte einen trostlosen und unbewohnbaren Eindruck.
    „Nun, wenigstens müsste es günstig zu haben sein“, sagte Tante Em schließlich wehmütig.
    Für Beth war es das Ende ihrer hoffnungsvollen Träume. „Ich kann Dad unmöglich hierher bringen.“
    „Wer weiß? Vielleicht weckt es seinen Kampfgeist. Er könnte die Farm wieder in Schuss bringen. Tom war immer ein guter Handwerker.“
    Immerhin ein Gedanke. Aber war es wirklich möglich? „Sehen wir uns an, wie schlimm es wirklich steht.“
    Sie stiegen aus dem Wagen aus und gingen auf das Haus zu.
    „Die Jakarandabäume leben jedenfalls noch und stehen kurz vor der Blüte“, bemerkte Em.
    Das war immer ein besonders zauberhafter Anblick gewesen, ein zarter Blauschleier um die Äste und am Boden ein blauer Teppich aus den herabgefallenen Blüten. Es machte Beth Mut, dass zumindest diese Bäume unbeschadet geblieben waren.
    „Wenn man die Sträucher richtig zurückschneidet, werden sie wiederkommen“, fuhr ihre Tante fort, die mit dem Blick der geübten Gärtnerin die wuchernde Wildnis begutachtete. „Man muss viel Arbeit hineinstecken, aber ich denke, wir könnten den Garten wieder so tipptopp in Ordnung bringen, wie deine Mutter ihn immer pflegte.“
    Bei der Erwähnung ihrer Mutter wurde Beth von Traurigkeit übermannt. Nie wieder würde ihre Mutter auf der Veranda dieses Hauses stehen und ihre Lieben zum Essen rufen. Sie war drei Jahre nach dem Umzug nach Melbourne gestorben, und ihre Liebe und Wärme hatte allen unsagbar gefehlt. Beth hatte für ihre jüngeren Geschwister die Mutterrolle übernommen, vor allem für Kevin, das geliebte Nesthäkchen, dessen schwere Geburt ihre Mutter nicht überlebt hatte. Für Beth war er wie ihr eigenes Kind gewesen, und es schmerzte immer noch, wenn sie an ihn dachte.
    Die Stadt hatte Kevin getötet, so hatte es ihr Vater empfunden, und so sprach er es heute noch aus, wenn er besonders gedrückter Stimmung war. Beth sah das objektiver. Unfälle konnten schließlich überall passieren. Doch das half ihrem Vater nicht aus seiner Depression. Er hatte die Stadt stets gehasst.
    Würde er den Anblick seiner ehemals blühenden Farm genauso hassen? fragte Beth sich. Oder würde sein Stolz auf die Vergangenheit ihn anspornen, dass alles, so gut es in seinen Kräften stand, wiederaufzubauen?
    Sie stiegen die Stufen zu der Veranda hinauf, die um das ganze Haus führte.
    „Breite, solide Veranden wie diese werden heute nicht mehr gebaut“, erklärte Tante Em, offenbar entschlossen, nicht den Mut zu verlieren. „Ein paar Hundert Nägel würden das hier wieder in Ordnung bringen. Pass auf, wo du hintrittst, Liebes.“
    Es ist gemein, ein gutes Haus derart verfallen zu lassen, dachte Beth voller Zorn auf die Bank, die es ihnen weggenommen hatte. Sicher, ihr Vater war hoch verschuldet gewesen, aber es kam ihr geradezu unmoralisch vor, die Farm an jemanden zu verkaufen, dem sie nichts bedeutete.
    Geld. Profit. Das war das einzige Interesse der Banken. Vermutlich auch das Einzige, was für Jim Neilson zählte. Immer mehr Geld zu machen. Den Gipfel des Bergs zu halten. Seine angesammelten Reichtümer als Lohn des von ihm eingeschlagenen Wegs zur Schau zu stellen. Doch das brachte den Schrei der Seele nicht zum

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