Julia Bestseller Band 145
geöffnete Handfläche mit den Tabletten entgegen, die sie gehorsam nahm. Er führte das Glas an ihre Lippen. Sie trank. Grace war nicht nur gefügig, sie schien auf Autopilot geschaltet zu haben, und das machte ihm wirklich Angst.
„Sehr gut“, lobte er sanft. „Du bleibst einfach noch eine Weile hier sitzen, ja? Ich hole etwas Eis.“
„Okay“, flüsterte sie leise.
Er brauchte nicht lange. „Alles da“, sagte er und legte den Eisbeutel im Waschbecken ab. „Eis. Ein weicher Waschlappen. Dreh dein Gesicht zu mir. Ja, genau so.“ Als er ihre Schläfe berührte, zuckte sie zurück. Erneut hätte er sich beinahe von seinem Zorn übermannen lassen, doch irgendwie gelang es ihm, beruhigend zu lächeln. „Gut. Sehr gut. Jetzt werde ich mit dem Waschlappen dein Gesicht kühlen, habiba . Okay?“
Sie nickte. Er war ganz sanft. Dennoch zog sie mehrere Male scharf Luft ein.
„Tut mir leid“, murmelte er.
„Nein, ist schon gut. Du hast mir nicht …“
Er ergriff ihre Hand. Die Abdrücke am Gelenk und auf dem Arm wurden immer dunkler.
„Ich werde jetzt dein Handgelenk bewegen“, erklärte er mit fester Stimme. „Nur ein bisschen, um sicherzugehen, dass es nicht gebrochen ist.“
Das war es nicht, dennoch schnappte sie nach Luft.
„Wahrscheinlich ist es verstaucht, habiba . Pass auf, ich rufe das Hotel an. Ich bitte um einen Arzt, der diskret ist und …“
„Bitte nicht. Mir geht es gut.“
Salim schaute ihr in die Augen. Sie blickte ihn klar, offen und sehr entschlossen an.
„Grace, du solltest dich röntgen lassen. Ich könnte wenigstens …“
„Ich sagte, dass es mir gut geht.“
Er lehnte sich ein Stück zurück und betrachtete sie aufmerksam. „Was hat er mit dir gemacht?“
Sie senkte den Kopf, sodass die Haare nach vorne fielen und ihr Gesicht abschirmten.
„Nichts.“
„Verdammt noch mal, Grace, was hat er mit dir gemacht?“
Sie holte tief Luft.
„Er … er meinte, er hätte genug davon, Spielchen zu spielen. Er hat … Dinge gesagt. Befahl mir, in seine Suite zu gehen und mich für ihn … fertig zu machen. Ich habe klargestellt, dass das niemals geschehen würde, und … und da ist er wütend geworden.“
Salim spürte, wie es ihm mit jedem Wort kälter wurde. Als er sich aufrichtete, rührte sich etwas Hässliches in ihm.
„Warum bist du zu ihm zurückgegangen? Hast du geglaubt, dass er einfach vergessen würde, was zuvor passiert ist?“
„Ich bin nicht zu ihm zurückgegangen. Ich wollte meine Sachen holen, dann zur Rezeption gehen und mir ein eigenes Zimmer besorgen. Ich hatte eins reserviert – meine Sekretärin hatte das erledigt –, aber als wir dann eincheckten …“
„Du hattest ein eigenes Zimmer gebucht?“
Sie schaute ihn an. Plötzlich lag wieder Feuer in ihrem Blick.
„Natürlich hatte ich ein eigenes Zimmer gebucht! Das wollte ich dir schon im Garten erklären, aber du hast ja nicht zugehört. Glaubst du wirklich, ich hätte freiwillig eine Suite mit ihm geteilt, wenn ich eine andere Wahl gehabt hätte? Für was für eine Frau hältst du mich?“
Eine gute Frage. Dummerweise hatte er darauf keine Antwort. Sie war eine Diebin. Sie hatte mit ihm geschlafen, damit sie ihn bestehlen konnte. Durfte er ihren Worten wirklich Glauben schenken? Würde es ihm gelingen, sich nicht länger von ihrem schönen Gesicht blenden zu lassen und stattdessen die Wahrheit zu erkennen?
„Du hättest nicht zum Hotel zurückgehen sollen.“
„Vielen Dank für diesen wirklich hilfreichen Tipp.“
„Es war dumm, zurückzugehen. Das habe ich dir gesagt.“
Sie lächelte bitter. „Und du weißt natürlich immer, was das Beste ist.“
„Ich weiß, wann etwas vernünftig ist oder nicht. Ich habe dich gewarnt, dass er es erneut versuchen würde, aber du …“
„Ich habe dir doch erklärt, dass ich meine Sachen holen wollte. Meine Kleider. Mein Handy. Doch dann bin ich ihm im Garten über den Weg gelaufen, und …“
„Und?“
„Und ich bin es leid, mich dir gegenüber zu rechtfertigen!“, versetzte sie scharf und stand auf. „Du hattest recht. Ich hätte nicht zurückgehen sollen. Ist es das, was du hören wolltest?“
„Ja. Nein. Ich will deine Dankbarkeit nicht, ich will …“
Lipton zusammenschlagen. Die Erkenntnis erfasste ihn mit aller Macht, doch er ließ sich nichts anmerken. Stattdessen verschränkte er die Arme über der Brust.
„Wie bist du ihm entwischt?“
Zum ersten Mal zeigte sie ein echtes Lächeln. „Ich habe ihn dahin getreten, wo
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